Wahrheit sein

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Es gibt zweierlei: Wissen und Sein.
Es ist leicht, die Wahrheit zu wissen,
aber sehr schwer, Wahrheit zu sein.
Nicht im Wissen der Wahrheit
erfüllt sich der Zweck des Lebens;
er erfüllt sich dadurch,
dass man Wahrheit ist.

Hazrat Inayat Khan (1882 – 1927)

… dann kannst du auch andere zum Frieden führen

Nachfolge Christi – Antwerpen 1505 / wikimedia, gemeinfrei

Zuerst halte dich selbst im Frieden, dann kannst du auch andere zum Frieden führen. Ein friedfertiger Mensch stiftet mehr Nutzen als ein Gelehrter. Der leidenschaftliche Mensch kehrt selbst das Gute ins Böse; er glaubt das Böse leicht. Der gute, friedliebende Mensch wendet alles zum Guten. Wer in vollem Frieden lebt, denkt von keinem Arges.

Thomas von Kempen (1380 – 1471) in seiner „Nachfolge Christi“

Wie kann man Gott schauen?

Ramakrishna (1836 – 1886)

Schüler: „Wie kann man Gott schauen, verehrter Meister?“

Ramakrishna: „Reinheit des Herzens ist die erste Bedingung. Durch Bindung an Lust und Gier ist das Herz befleckt, gleichsam mit Schmutz bedeckt. Der Magnet kann keine vom Schmutz bedeckte Nadel anziehen. Wascht den Schmutz ab, und die Nadel wird vom Magneten angezogen. Mit den Tränen der Reue und der Sehnsucht kann der Schmutz, der das Herz bedeckt, weggewaschen werden. Ist das Herz rein, wird der große Magnet, Gott, es an sich ziehen. Dann schaut man Ihn. Aber ohne seine Gnade kann nichts geschehen! Es ist nicht so leicht, Seine Gnade zu empfangen. Der Ichwahn muss verschwinden. Keiner kann Gott schauen, so lange er fühlt: ‚Ich bin der Wirkende‘. Gott erscheint nicht im Herzen des Menschen, der da glaubt, er sei sein eigener Meister.“

Der ganze Beitrag über Ramakrishna kann hier gelesen werden:

XII. MAGISCHE BLÄTTER BUCH | WINTER
CIII. Jahrgang Winter 2022 / 2023 | Spuren (November | Heft 34)

EINZELBUCH, 364 Seiten, 20,00 € (zuzüglich Versandkosten)
ISBN-Nr. 978-3-948-5941-5 2

Herausgeber: Verlag Magische Blätter – Ronnenberg | Schriftleitung: Organisation zur Umwandlung des Kinos

Bestellungen hier: kontakt@verlagmagischeblaetter.eu subject: BESTELLEN MAGISCHE BLÄTTER BUCH XII

Sein durch die Liebe Gottes

Foto: (c) wak

Er zeigte mir ein kleines Ding, so groß wie eine Haselnuss, das in meiner Hand lag, und es erschien mir rund wie eine Kugel. Ich schaute es an und dachte: „Was mag das sein?“ – Und es wurde mir die allgemeine Antwort: „Das Geschaffene.“ Ich staunte, dass es bestehen konnte; denn ich dachte, es könne, so gering wie es war, leicht in nichts vergehen. Und mein Verstehen erhielt die Antwort: Es besteht und wird ewig bestehen, weil Gott es liebt; und so hat alles das Sein durch die Liebe Gottes.

In diesem kleinen Ding da sah ich dreierlei: Erstens, dass Gott es geschaffen hat; zweitens, dass Gott es liebt; drittens, das Gott es erhält.

Juliana von Norwich (ca. 1342 – ca. 1413)

Gottheit, Kosmos und wir selbst

Porträt Jakob Boehme aus dem Buch von Nicolescu

Bei meiner Lektüre stieß ich vor etwas mehr als fünfzehn Jahren zufällig auf die Schriften Böhmes, und es war eine Offenbarung. Böhme steht in der Tat in dem Ruf, sehr obskur zu schreiben, und seine Sprache kann einen modernen Leser verwirren und sogar irritieren. Aber wenn man den Rahmen der symbolischen Interpretation – den einzig angemessenen – benutzt, werden Böhmes Schriften kristallklar und lassen sich so leicht lesen wie ein Kriminalroman – ein Roman über alles, was existiert oder denkbar ist: die Gottheit, den Kosmos, uns selbst.

Warum schreiben wir heute über Jacob Böhme? Vorwort von Basarab Nicolescu zu seinem Buch Wissenschaft, Sinn und Evolution – die Kosmologie Jacob Böhmes

Der ganze Beitrag von Nicolesu kann hier gelesen werden:

XII. MAGISCHE BLÄTTER BUCH | WINTER
CIII. Jahrgang Winter 2022 / 2023 | Spuren (November | Heft 34)

EINZELBUCH, 364 Seiten, 20,00 € (zuzüglich Versandkosten)
ISBN-Nr. 978-3-948-5941-5 2

Herausgeber: Verlag Magische Blätter – Ronnenberg | Schriftleitung: Organisation zur Umwandlung des Kinos

Bestellungen hier: kontakt@verlagmagischeblaetter.eu subject: BESTELLEN MAGISCHE BLÄTTER BUCH XII

Löse deinen Geist von allen Zwecken

Foto: (c) wak

Löse deinen Geist von allen Zwecken, denen er verpfändet ist, von aller Liebe, allen Gedanken, allem Wohlwollen der Geschöpfe; denn soll Gott in deinen Geist eingehen, so muß notwendigerweise das Geschöpfliche heraus. Entleere deinen Geist (von den Geschöpfen), mache dich frei von unnützen Beschäftigungen, denn das Feuer steigt nicht so leicht nach oben, noch fliegt ein Vogel so leicht (durch die Luft), als ein lediger Geist aufsteigt zu Gott. Und darum sei euch wahrlich gesagt: sollen wir je in Gottes Grund gelangen und in Gottes Innerstes, so müssen wir zuvor mindestens in unseren eigenen Grund und in unser Innerstes kommen.

Johannes Tauler (1300 – 1361) in Predigt 38: Estote misericordes sicut et pater vester misericors est / Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist (Luk. 6, 36)

Das Heil finden

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Es fragte einer den Altvater Antonios, was er tun müsse, um Gott zu gefallen. Der Greis gab ihm folgende Antwort: „Befolge, was ich dir auftrage! Wohin immer du gehst, habe überall Gott vor Augen. Was du auch tust, oder was du auch redest: für alles suche ein Zeugnis in den Heiligen Schriften. Wenn du dich an einem Orte niederläßt, dann entferne dich nicht leicht. Diese drei Dinge beobachte und du wirst das Heil finden.”

(Abbas Antonios, 3) in: Apophthegmata Patrum – Weisung der Väter. Übersetzung Bonifaz Miller. Trier 1986

Die Zauberschale des Herzens

Inayat Khan (1882 – 1927)

 

Eine alte Geschichte erzählt von einem König, der einem Derwisch einen Wunsch erfüllen wollte. Der Derwisch wünschte sich, dass man seine Bettelschale mit Goldmünzen füllen möge. Der König hielt es für ein Leichtes, die Schale zu füllen. Aber die Schale erwies sich als eine Zauberschale. Je mehr er auch versuchte, sie zu füllen, – sie blieb leer! Der König war sehr enttäuscht bei dem Gedanken, dass er sein Versprechen nicht erfüllen könnte. Da sagte der Derwisch: „Majestät, wenn Sie meine Schale nicht füllen können, so sagen Sie es nur, und ich werde sie wieder mitnehmen. Ich bin ein Derwisch und werde wieder gehen und nur denken, dass Sie Ihr Wort nicht gehalten haben.“ Mit all seinen guten Absichten, seiner Großzügigkeit und seinem Reichtum konnte der Herrscher die Schale nicht füllen. Darum fragte er: „Derwisch, erzähle mir das Geheimnis deiner Schale. Es scheint mir nicht natürlich zu sein.“ Der Derwisch antwortete ihm: „Ja, Majestät, es ist wahr, Sie vermuten richtig. Es ist eine Zauberschale. Es ist die Schale eines jeden Herzens. Es ist das Herz des Menschen, das niemals zufrieden ist. Füllen Sie es, womit Sie wollen, mit Reichtum, mit Aufmerksamkeit, mit Liebe, mit Wissen, mit allem, was es gibt. Es wird niemals gefüllt sein, denn es ist ihm nicht bestimmt, gefüllt zu werden. Weil er dieses Geheimnis des Lebens nicht kennt, verlangt der Mensch stets nach allen Dingen, die er vor sich sieht. Und je mehr er bekommt, desto mehr wünscht er sich, – die Schale seines Verlangens wird niemals gefüllt sein.“

Inayat Khan (1882 – 1927)

Ich habe etwas so Seltenes gefunden etwas so Wundervolles

Foto: © wak

 

Ich habe etwas so Seltenes gefunden,
Etwas so Wundervolles,
Daß niemand seinen Wert
Ermessen kann.
Es ist farblos und Eins,
Es ist ewig und unteilbar,
Die Wogen des Wandels überspülen es niemals,
Es erfüllt jedes Gefäß.
Es hat kein Gewicht, es hat keinen Preis,
Niemand kann es je bemessen,
Niemand kann es zählen,
Es ist nicht zu erkennen
Durch Rede oder Erörterung.
Es ist nicht schwer und nicht leicht.
Es gibt keinen Prüfstein in einer der Welten,
Der seinen Wert offenbaren könnte.
Ich lebe in ihm, es lebt in mir,
Wir sind eins, wie Wasser
Vermischt mit Wasser.
Wer es kennt,
Der kann niemals sterben –
Wer es nicht kennt,
Der stirbt immer wieder.

Kabir (1440 – 1518)

Möge ich… – Das Metta-Suttra

Foto: © wak

Möge ich friedvoll, glücklich und leicht in Körper und Geist
sein.
Möge ich sicher und beschützt sein.
Möge ich frei von Ärger, Kummer, Furcht und Angst sein.
Möge ich lernen, mich selbst mit Augen des Verstehens
und der Liebe anzuschauen.
Möge ich fähig sein, die Samen der Freude und des Glücks
zu erkennen und zu berühren.
Möge ich lernen, die Gründe von Ärger, Begehren und
Unwissenheit in mir zu erkennen und zu sehen.
Möge ich erkennen wie ich die Samen von Freude in mir
jeden Tag nähren kann.
Möge ich fähig sein, frisch, gefestigt und frei zu leben.
Möge ich frei von Anhaftung und Abneigung sein –
ohne gleichgültig zu werden.

Visuddhi Magga (5. Jh.) / neue Fassung  von Thich Nhat Hanh (*1926) ~ gefunden habe ich diese Version des Metta-Sutta hier: https://www.quelle-des-mitgefuehls.de/