Zu viel Arbeit zu tun

Die Leute sagen, was ist der Sinn unserer kleinen Anstrengung? Sie sehen nicht, dass wir einen Stein nach dem anderen legen, einen Schritt nach dem anderen tun müssen. Ein Kieselstein, der in einen Teich geworfen wird, verursacht Wellen, die sich in alle Richtungen ausbreiten. So ist es auch mit jedem unserer Gedanken, Worte und Taten. Niemand hat das Recht, sich hinzusetzen und sich hoffnungslos zu fühlen. Es gibt zu viel Arbeit zu tun.

Dorothy Day (1897 – 1980)

Werbung

Sein durch die Liebe Gottes

Foto: (c) wak

Er zeigte mir ein kleines Ding, so groß wie eine Haselnuss, das in meiner Hand lag, und es erschien mir rund wie eine Kugel. Ich schaute es an und dachte: „Was mag das sein?“ – Und es wurde mir die allgemeine Antwort: „Das Geschaffene.“ Ich staunte, dass es bestehen konnte; denn ich dachte, es könne, so gering wie es war, leicht in nichts vergehen. Und mein Verstehen erhielt die Antwort: Es besteht und wird ewig bestehen, weil Gott es liebt; und so hat alles das Sein durch die Liebe Gottes.

In diesem kleinen Ding da sah ich dreierlei: Erstens, dass Gott es geschaffen hat; zweitens, dass Gott es liebt; drittens, das Gott es erhält.

Juliana von Norwich (ca. 1342 – ca. 1413)

Die Erleuchtung ist wie der Mond

Photo by GEORGE DESIPRIS on Pexels.com

Die Erleuchtung ist wie der Mond,
der sich im Wasser spiegelt.
Der Mond wird nicht nass, noch bewegt sich das Wasser.
Obgleich sein Licht groß und strahlend ist,
spiegelt sich der Mond auch in der kleinsten Pfütze.
Der ganze Mond und auch das ganze Universum
spiegeln sich im Wassertropfen auf einem Grashalm.

Dogen Zenji (1200 – 1253)

Mehr Inspirationen nahezu täglich hier: https://wernerkrebber.wordpress.com/

Wo bliebe die Poesie des Lebens?

Vivekananda (1863 – 1902) / Bild: Archiv

Der Gedanke ist die vorwärtstreibende Kraft in uns. Erfülle den Geist mit den höchsten Gedanken, hör auf sie Tag für Tag, sinne ihnen nach Mond für Mond. Achte nicht auf Schwächen; die Mißerfolge sind ganz natürlich, sind die Schönheit des Lebens. Was wäre das Leben ohne sie? Es hätte keinen Wert, wenn es keine Kämpfe gäbe: Wo bliebe da die Poesie des Lebens? Denk nicht an die Kämpfe, die Irrungen. Niemals hörte ich eine Kuh lügen, aber es ist nur eine Kuh — kein Mensch. So denke auch nicht an die Mißerfolge, diese kleinen Rückfälle; halte das Ideal tausendmal hoch, und wenn es dir tausendmal mißlingt, mach den Versuch noch einmal mehr. Das Ideal des Menschen ist, Gott in allen Dingen zu sehen. Aber, wenn du ihn nicht überall sehen kannst, sieh ihn in einem Ding, in dem, das dir am besten gefällt, und dann sieh ihn auch in einem anderen. So kommst du weiter. Unendliches Leben steht der Seele bevor. Benutze deine Zeit und du wirst dein Ziel erringen.

Vivekananda (1863 – 1902) in: Inana Yoga. Gemeinverständliche Einführung in die Gedankenwelt Indiens. Stuttgart / Heilbronn, 1923, S. 91

Bei Gott Gehör finden

Foto: (c) wak

Und warum dringt es bis zum Himmel, dieses kleine, kurze Gebet; bestehend aus nur einer Silbe? Sicher deshalb, weil es im ganzen, ungeteilten Geist, in seiner Höhe, Tiefe, Länge und Breite gebetet wird. In der Höhe des Geistes entsteht das Gebet, weil es mit der ganzen Kraft des Geistes geschieht; zugleich ist es aber auch in der Tiefe des Geistes, weil in dieser kleinen Silbe alle geistigen Sinne enthalten sind; in der Länge des Geistes ist es, denn was der Mensch auch sonst dabei empfindet, schreit er doch immer auf die eine, gleiche Weise; in der Breite des Geistes ist das Gebet, weil der Mensch für alle anderen das gleiche wie für sich selbst will. In diesem Augenblick hat die Seele wie vor ihr alle Heiligen die Rede des Heiligen Paulus von der Länge und Breite, der Höhe und Tiefe des ewigen, allliebenden, allmächtigen und allwissenden Gottes begriffen, zwar noch nicht vollständig, aber doch zum Teil und prinzipiell, wie es diesem von uns beschriebenen Werk entspricht. Gottes Ewigkeit ist Seine Länge, die Liebe Seine Breite, die Macht Seine Höhe und die Weisheit Seine Tiefe. Kein Wunder, daß die Seele, die so sehr durch göttliche Gnade dem Urbild Gottes, ihres Schöpfers, gleichgestaltet ist, bei Gott bald Gehör findet.

Die Wolke des Nichtwissens (14. Jh.), Kapitel 38

Eingetaucht ins Nichtwissen

Foto: (c) wak

Alles ist mir eng geworden,
alles so klein:
Eingetaucht ins Nichtwissen,
jenseits allen Erfassens, aller Gefühle,
muss ich das Schweigen wahren
und bleiben, wo ich bin.

Hadewijch von Antwerpen (um 1200 – 1248)

Dynamik des Lebens

Foto: (c) wak

Nichts ist alleinstehend in dieser Welt. Vom Lichtpartikel führt ein Weg zur Relativität, von der Schwerkraft ein Weg zur Planckschen Konstante, vom Blatt, das der Wind vor sich hinwirbelt, zum Baum und zur Knospe, die ihn von neuem hervorbringen wird, kurz zur Dynamik des Lebens.
Alles Existierende spiegelt in seiner Weise den Rhythmus einer ewigen Bewegung wider, denn das kosmische Gesetz überbrückt den Abgrund, der scheinbar das unendlich Kleine vom unendlich Großen trennt. Es enthüllt das Wirken einer allumfassenden Harmonie, die sich dem Mystiker in seiner Meditation offenbart.

Frederic Lionel (1908 – 1999) in: Abendland. Hüter der Flamme. Remagen, o.J., S. 29

Das Fünkchen des Mystikers zum Aufleuchten bringen

Foto: (c) wak

Wenn man das Gebet kennenlernen will …, so könnte man sagen: Während der Mystiker voraussetzt, dass er in seiner Seele irgendein kleines Fünkchen finden werde, das dann weiter leuchten und weiter brennen kann durch seine mystische Versenkung, so will der Betende gerade jenes Fünkchen, jenes selbsteigene Seelenleben erst erzeugen. Und das Gebet, aus welchen Voraussetzungen heraus es auch auftrete, erweist sich dadurch gerade in seiner Wirksamkeit, dass es die Seele anregt, jenes Fünkchen des Mystikers allmählich entweder aufzufinden, wenn es da ist und, verborgen zwar, in der Seele leuchtet, oder aber es selbst zum Aufleuchten zu bringen.

Rudolf Steiner (1861 – 1925) in: Das Wesen des Gebetes. Vortrag in Berlin, 17. Februar 1910

Ohne Widerspruch angehört werden

Die kleine Seligkeit,
ohne Widerspruch
angehört zu werden
kosten alle gerne
bis zur Neige aus.

Marie von Ebner-Eschenbach (1830 – 1916)

Mehr zu meinem Angebot hier:
https://zuhoerer-ruhr.com/

Kontakt können Sie hier mit mir aufnehmen:
eMail zuhoerer@email.de

Aufgrund der Corona-Situation kann ich Ihnen mein Angebot derzeit ausschließlich per Telefon, Mail und Skype anbieten. Bleiben Sie gesund…