Der Mensch erkennt seinen Geist…

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Der Mensch erkennt
seinen Geist als Geist,
aber er erkennt nicht,
wodurch sein Geist Geist ist.

Yin Fu Ging (ca. 8. Jahrhundert)

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Der Liebestrahl, der den Weg weist

Jacob Böhme / Bild: Archiv

Mystisches Erleben hat … seine bewusste oder unbewusste Vorbereitung, es geht ihm Sammlung und Läuterung voraus. Letzten Endes jedoch entscheidet, was vom Menschen her nicht mehr erreicht, geschweige denn durch sein Tun erzwungen werden kann: der Liebestrahl, der sich aus der Lichtwelt auf den Ringenden niedersenkt; wir nennen ihn Gnade. Er kann auch urplötzlich die irrende Seele treffen und ihr den Weg weisen.

Mystik und Gegenwart. In: Jakob Böhme. Über die Umkehr und die Einsicht. Herausgegeben und erläutert von Anton Brieger. Pforzheim, Zweite, erweiterte Auflage, S. 11

Mehr zu Jakob Böhme hier: https://verlagmagischeblaetter.eu/

Reines Innesein

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Gott ist es, der das Gemüt
als reines Innesein erhellt,
er gibt ihm sein Licht.
Wie willst du ihn
mit dem Gemüt erkennen,
es sei denn, du wendest es einwärts
und tauchst es in ihn?

Ramana Maharshi (1879 – 1950) in Vierzig Verse / Nr. 22

Du bist bei mir

„Der Prophet“ von Hildegard Bienen (1925 – 1990) / Foto: (c) wak

Ruhe ich, so bist du bei mir;
steige ich auf eine Höhe,
so steigst du mit mir;
steige ich herab,
so steigst auch du herab:
Wohin ich mich wende,
du bist bei mir.

Nikolaus von Kues (1401 – 1464)

Kehre dich nach innen zurück

Foto: (c) wak

Kehre dich nach innen zurück,
an den Ort, an dem nichts mehr besteht,
und achte darauf, dass du nichts einlässt.
Dringe in deine Tiefe ein,
an den Ort, an dem kein Gedanke mehr existiert,
und achte darauf, dass dort kein Gedanke aufkommt!

Dort wo nichts existiert, ist Fülle!
Dort, wo nichts zu sehen ist, die Schau des Seins!
Dort, wo nichts mehr erscheint,
das plötzliche Erscheinen des wahren Selbst!
Dhyana ist das!

Gnânânanda Giri (19./20. Jahrhundert – genaue Lebensdaten sind nicht bekannt). Henri Le Saux / Abhishiktananda (1910 – 1973) war stark von ihm beeinflusst. Le Saux beschrieb den Kontakt zu seinem Guru in seinem Buch „Guru and Disciple: an Encounter with Sri Gnanananda, a Contemporary Spiritual Master„.

Dhyana meint Versenkung, Meditation. Sie ist die letzte, die dem Samadhi vorangeht, jenem Zustand der Einheit und seligen Ruhe, in dem die Identität des Selbst mit Brahma erlangst ist, das Ursprüngliche, Absolute, die Urkraft.

Vollkommenen inneren Frieden und Sammlung finden

Thomas Merton in der Abtei Gethsemane / Bild Archiv

Wir werden nie in der Lage sein, vollkommenen inneren Frieden und Sammlung zu finden, solange wir nicht innerlich sogar vom Wunsch nach Frieden und Sammlung frei sind. Wir werden nie auf vollkommene Weise beten können, solange wir nicht innerlich von der Freude frei sind, die uns das Gebet macht.

Wenn wir alle diese Wünsche lassen und nur eines suchen, nämlich Gottes Willen, schenkt er uns mitten in unsere Mühen, Konflikte und Prüfungen hinein Sammlung und Frieden.

Thomas Merton ( 1915 – 1968)

Betrachte dich selber, suche dich und finde dich selber

Jacob-Böhme-Lesebuch / 1925 ~ 2022

Also, mein liebes, suchendes und begehrendes Gemüte, betrachte dich selber, suche dich und finde dich selber: du bist Gottes Gleichnis, Bild, Wesen und Eigentum: Wie du bist, also ist auch die ewige Geburt in Gott; dann Gott ist Geist, und dein Regiment in deinem Leibe ist auch Geist, und ist ausgangen und geschaffen worden aus dem Gottes Regiment.

Jacob Böhme (1575 – 1624) in: Vom dreifachen Leben des Menschen

DAS JACOB BÖHME LESEBUCH
aus Jacob Böhmes Schriften ausgewählt und eingeleitet von Paul Hankamer. Neu herausgegeben, erweitert und mit einem Glossar versehen von Ronald Steckel

Buch mit Bildern, 416 Seiten / ISBN-Nr. 978-3-948594-09-1 / 36,00 € zuzüglich Versandkosten
Eine Publikation des Jacob-Böhme-Bundes im Verlag Magische Blätter, Mai 2022
(c) Ronald Steckel / Jacob Böhme-Bund

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Die innere Stimme des Mystikers

OM aus Auroville

Die wahre verborgene Seele in uns, diese verhüllte psychische Entität, ist die Gottesflamme in uns, immer brennend, unauslöschlich selbst für jene geistige Unerwecktheit, die sich überhaupt noch keines spirituellen Selbstes, das unsere äußere Natur nur verdunkelt, bewußt ist. Sie ist eine Flamme aus Gott geboren, und als leuchtender Einwohner in der Unwissenheit flammt sie weiter in ihr, bis sie imstande ist, diese zum Wissen hinzuwenden. Sie ist der verborgene Zeuge und Aufseher, der heimliche Führer, das Daimonion des Sokrates, das innere Licht oder die innere Stimme des Mystikers.

Aurobindo: Der integrale Yoga. Hamburg 1957, Kapitel V.: Die psychische Transformation, S. 78

Du hast mir das Herz weit gemacht

Teresa von Ávila / Teresa de Jesús (1515 – 1582)
Porträt von Eduardo Balaca (1840–1914)

Während ich dieses schrieb, dachte ich an die Worte des angeführten Verses: dilatasti cor meum, du hast mir das Herz weit gemacht. Es scheint mir jedoch, dass die erwähnten Süßigkeiten ihren Ursprung nicht im Herzen, sondern in einer noch mehr inneren Stätte, gleichsam in einer verborgenen Tiefe haben. Ich meine, es müsse dies der Seelengrund sein, wie ich es nachher erkannt habe und noch sagen werde. Fürwahr, ich sehe in uns Geheimnisse verborgen, die mich oft in Erstaunen setzen; und wie viele wird es noch geben, die ich nicht weiß!

Teresa von Ávila / Teresa de Jesús (1515 – 1582)

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