Menschen bedingungslos frei machen

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Mein Ziel ist, die Menschen bedingungslos frei zu machen, denn ich behaupte, daß die einzige Spiritualität die Unbestechlichkeit des Selbst ist, denn diese ist zeitlos, sie ist die Harmonie zwischen Vernunft und Liebe. Das ist die absolute, unbedingte Wahrheit, sie ist das Leben selbst.

Jiddu Krishnamurti (1895-1986)

Gott in sich selbst suchen

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In mir gibt es einen ganz tiefen Brunnen. Und darin ist Gott. Manchmal ist er für mich erreichbar. Aber oft liegen Steine und Geröll auf dem Brunnen, und dann ist Gott begraben. Dann muss er wieder ausgegraben werden. Ich stelle mir vor, dass es Menschen gibt, die beim Beten die Augen zu Himmel erheben. Sie suchen Gott außerhalb ihrer selbst. Es gibt auch andere, die den Kopf senken und in den Händen verbergen: ich glaube, diese Menschen suchen Gott in sich selbst.

Etty Hillesum (1914 – 1943)

… will in die stille Wüste

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Ich sage in guter Wahrheit, dieses Licht begnügt sich nicht mit dem einfachen stillstehenden göttlichen Wesen, das weder gibt noch nimmt, sondern es will wissen, woher dieses Wesen kommt, es will in den einfachen Grund, in die stille Wüste, wohin nie etwas Unterschiedenes, weder Vater noch Sohn noch heiliger Geist, gedrungen ist; in dem Innigsten, wo niemand heimisch ist, da begnügt es sich in einem Lichte, und da ist es einiger als in sich selbst; denn dieser Grund ist eine einfache Stille, die in sich selbst unbeweglich ist, und von dieser Unbeweglichkeit werden bewegt und da empfangen ihr ganzes Leben alle Dinge, die vernünftig leben und sich in sich selbst versenkt haben.

Meister Eckhart (1260 – 1328) in seiner Predigt „Von der Einheit der Dinge“
In: Meister Eckharts mystische Schriften. Berlin 1903, S. 87-91

Lieben und im Sinn haben

Glaubt nicht, daß ich in eigenem Erleben
bis dahin gelangt sei.
Gewiß sollte kein Lehrer
von Dingen sprechen,
die er nicht selbst erlebt hat.
Doch zur Not genüge,
daß er liebe und das im Sinn habe,
wovon er spricht,
und ihm kein Hindernis bereite.
Doch wisset, daß es nicht anders sein kann.

Johannes Tauler (1300 -1361)

Zugang zum Licht verschaffen

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Sufis verstanden sich schon immer auf die Alchemie des Herzens, durch die die Energie der Liebe das Individuum transformiert, damit das in der Dunkelheit der Nafs, oder des niederen Selbst versteckte Licht enthüllt wird. Sie entwickelten eine detaillierte Wissenschaft, so mit den Kammern des Herzens zu arbeiten, dass eine innere Transformation erreicht wird, die dem Sucher Zugang zum Licht seiner wahren Natur verschafft. Diese Arbeit ist nicht nur für den Einzelnen gedacht, sondern kann eine direkte Beziehung zu der ganzen Schöpfung und dem Herzen der Welt haben. Haben wir erst einmal die mysteriöse Verbindung zwischen unserer eigenen innersten Essenz und der Seele der Welt erkannt, können wir die Werkzeuge der inneren Transformation benutzen, um direkt mit der Weltseele zu arbeiten und der Anima Mundi helfen, ihr göttliches Licht zu enthüllen und zu erwachen.

Llewellyn VaughanLee (* 1953)

Der vollständige Beitrag kann hier gelesen werden: https://goldensufi.org/de/anima-mundi-die-seele-der-welt-erwecken/

Unsere eigene wahre Natur

Pieter Bruegel der Ältere. Der Alchemist (1558) als Kupferstich von Philipp Galle / wikimedia ~ gemeinfrei

Der Stein der Weisen, das Gold, das aus dem Blei gewonnen wird, ist unsere eigene wahre Natur, das Selbst. Anstelle einer transzendenten, nicht verkörperten Göttlichkeit enthüllt die Alchemie ein göttliches Licht, das in den tiefsten Tiefen unserer Psyche existiert. Dieses in der Dunkelheit verborgene Licht, das Lumen Naturae, ist auch unser instinktives Selbst, unsere natürliche Art zu sein, das bis zu seiner Freilegung von den Mustern der Konditionierung und den Schichten des falschen Selbst überdeckt ist.

Llewellyn Vaughan-Lee (*1953) in: Das verborgene Gesicht der Liebe

Unser Herz und unseren Geist öffnen

Alexej von Jawlensky (1864- 1941) / Foto: (c) wak

Der einzige Grund, warum wir unser Herz und unseren Geist anderen Menschen nicht öffnen, ist die Tatsache, dass sie Verwirrung in uns auslösen und wir uns nicht für mutig oder gesund genug halten, damit umgehen zu können. In dem Maße aber, in dem wir bereit sind uns selbst klar und mitfühlend anzuschauen, finden wir auch das Vertrauen und die Furchtlosigkeit, anderen Menschen in die Augen zu schauen.

Pema Chödrön (*1936)

Sein ist zuallererst ein Wir

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Wirklichkeit bedeutet, »mit einem anderen zu sein« auf eine Weise, die offen ist für mehr Vereinigung und mehr Sein. Wenn das Sein schwindet, liegt es daran, dass die Liebesenergie ausgelöscht oder erstickt wurde. Zu sein bedeutet zu lieben, füreinander zu existieren. Ich bin nicht da, damit ich besitzen kann; vielmehr existiere ich, um von mir selbst zu geben, denn im Geben bin ich ich selbst. Sein ist zuallererst ein Wir, bevor es ein Ich werden kann. Kein Wesen kann aufstehen und sagen: »Ich habe es allein geschafft.« Kosmisches Leben ist an sich gemeinschaftlich. Das Universum wird durch die Energie der Liebe angetrieben, weil die Liebe das Herz des Universums ist.

Ilia Delio in ihrem Beitrag „Die Liebe als Urkraft des Universums“

https://chalice-verlag.de/ilia-delio-liebe-als-urkraft-des-universums-teilhard-de-chardin

Bücher von Ilia Delio finden sich hier: https://chalice-verlag.de/ilia-delio-buecher-und-texte/

Unser innerlicher Mensch nennt es Alles

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Wer ist es, der es Nichts nennt? Sicherlich ist es unser äußerlicher Mensch, nicht unser innerlicher. Unser innerlicher Mensch nennt es Alles; denn es lehrt ihn, alle Dinge leiblich und geistlich zu verstehen, ohne irgend ein Ding um seines selbst willen zu beachten.

Aus der „Wolke des Nichtwissens“, 14. Jahrhundert

Gott bedarf unser

Mosaik: Josef Albers | Foto: (c) wak

Wir selbst sind die Attribute, mittels deren wir Gott schildern, unser Dasein ist nur eine Vergegenständlichung des göttlichen Daseins. Ebenso wie wir Gottes für unser eigenes Dasein bedürfen, bedarf Gott unser, damit ihm selbst seine Wesenheit offenbar werde

Ibn Arabi (1165–1240)