Es ist in dir

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Der Jünger sprach zum Meister: Wie mag ich kommen zu dem übersinnlichen Leben, dass ich Gott sehe und höre reden?

Der Meister sprach: Wenn du dich magst einen Augenblick in das schwingen, da keine Kreatur wohnet, so hörest du, was Gott redet.

Der Jünger sprach: Ist das nahe oder ferne?

Der Meister sprach: Es ist in dir; und so du magst eine Stunde schweigen von allem deinem Wollen und Sinnen, so wirst du unaussprechliche Worte Gottes hören.

Jakob Böhme (1575 – 1624)

Mehr von und über Jakob Böhme hier: https://verlagmagischeblaetter.eu/publikationsreihe/jacob-boehme-lesebuch-ronald-steckel/lexikon-heiko-kraemer/ausstellungskatalog-jakob-boehme-bund

Habt das grösste Mitgefühl

Buddha-Skizze Andrew Gormley / Foto: (c) wak

Seid grossherzig zu den Armen,
duldsam und liebevoll zu den Hasserfüllten.
Seid hilfsbereit im Angesicht von Schmerz und Furcht,
nachsichtig im Angesicht von Ignoranz.
Fühlt mit den Schwachen und den Unterdrückten
und habt das grösste Mitgefühl mit allen,
die sich an die konkrete Wirklichkeit klammern.

Patrul Rinpoche(1808 – 1887)

Die Wüste neu keimen lassen

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Erzählt wird von einem Schüler, der zu seinem Meister kommt .
„Es ist öde und leer in meinem Inneren. Wie finde ich nur neue Lebenskraft in mir?“
Der Meister gibt dem Schüler ein Gefäß und rät ihm, täglich zur Quelle zu gehen und Wasser zu holen.
Schon am nächsten Tag kommt der Schüler wieder zum Meister:
„Es ist hoffnungslos. Alles Wasser rinnt durch die Löcher des Gefäßes.“
Der Meister: „Tu, was ich dir sage!“
So geht der Schüler zur Quelle – nicht ohne Zweifel und inneres Murren.
Nach 40 Tagen klagt er dem Meister:
„Ich habe keine Chance; alles Wasser rinnt durch die Löcher des Gefäßes!“
Da nimmt der Meister das Gefäß in die Hand und sagt: “Siehe, wie es neu leuchtet! Dein Schöpfen hat den Rost gelöst.“
Und er zeigt dem Schüler den grünen Streifen im Sand:
Siehe, dein verlorenes Wasser ließ die Wüste neu keimen!“

Diese Weisheitsgeschichte soll aus der Tradition der Wüstenmütter und -väter stammen; der Verfasser ist unbekannt

Er las gerne in den Büchern deutscher Mystiker…

Joseph Anton Schneiderfranken / Bô Yin Râ (1876 – 1943)

Er las gerne in den Büchern deutscher Mystiker (obwohl er die Bezeichnung „Mystiker“ nicht schätzte); er liebte außer Eckehart, Tauler und dem Verfasser des „Büchleins vom vollkommenen Leben“ besonders Jakob Böhme und Angelus Silesius. Die schlichte Tiefe von Matthias Claudius hat ihn angezogen, aber auch der Schwung eines Schiller, die Erkenntniskraft eines Dante, die skurrile Phantasie eines Spitteler. Einem Sanatoriumsbesitzer, der ihn um Rat fragte, an welche Bücher er sich halten sollte, empfahl er Goethe, Schiller, Jean Paul, Novalis, Hölderlin, Stifter, Dante, Eckehart, Tauler, Erasmus, Luther (Tischreden) und die Bhagavadgita. Diese kurze Liste zeigt sofort eine schlichte Größe der Wahl, gerade weil sich gar keine entlegenen Funde und Leckerbissen darin bemerkbar machen, sondern nur ein Schrifttum auftritt, in welchem das Reine, das Wahre oft bis zur Vollendung Gestalt wird. Nichts ist darunter, das schwelgerisch oder affektiert wäre. Die eigentliche Belletristik ließ er links liegen, nicht nur bei dieser Liste, sondern bei der eigenen Lektüre.

Einen zog der Meister offenbar allen Dichtern vor. Es war Goethe, dessen Inspiriertheit er unmittelbar mit „Schülerschaft“ begründete. Die schier unbegreifliche sprachliche Erneuerung allweltlicher Wirklichkeit in nicht wenigen Gedichten jenes Gewaltigen ließen ihn immer wieder dazu greifen.

Rudolf Schott (1891 – 1977): Bô Yin Râ. Leben und Werk. Kobersche Verlagsbuchhandlung Bern, 2. Ausgabe 1979, S. 43

Im Geist der Ewigkeit

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Es spricht ein Meister, dass Ewigkeit ein Leben ist, das über Zeit ist und alle Zeit in sich schließt, ohne Vor und Nach. Und wer eingenommen wird in das ewige Nicht, der besitzt All in All und hat da nicht Vor und Nach. Ja, der Mensch, der heut wurde eingenommen, der wäre, im Geist der Ewigkeit gesprochen, nicht kurzer dagewesen denn einer, der vor tausend Jahren eingenommen ward.

Rulman Merswin ( 1307 – 1382)

Dem Beispiel unseres Meisters folgen

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Nur im Atem zu verweilen, würde … unglaubwürdig machen, weil dies als Regression oder egozentrische Einschließung gedeutet werden könnte. Erfahrung zu machen mit dem Hauch Gottes im Atmen, verpflichtet uns, dem Beispiel unseres Meisters zu folgen und den Dienst an den anderen, den er uns vorgelebt hat, von ihm lernend zu übernehmen: „Denn ein Beispiel habe ich euch gegeen, damit, wie ich euch getan habe, auch ihr tut“. (Johannes 13,15)

Elmar Rettelbach in: Der kosmische Christus im Evangelium nach Johannes – eine Annäherung. Vortrag Pfingsttagung Neumühle 1989

Gebet das tausend Wohltaten mit sich bringt

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Es ist eine Kunst, Gebete so zu verrichten, dass der Verstand – sogar beim mündlichen Beten – sich viel rascher sammelt, und es ist ein Gebet, das tausend Wohltaten mit sich bringt; man nennt es Sammlung, weil die Seele all ihre Vermögen sammelt und in ihr Inneres zu ihrem Gott einkehrt. Es kommt ihr göttlicher Meister rascher zu ihr, um sie zu unterweisen und ihr das Gebet der Ruhe zu schenken als auf irgendeine andere Weise.

Teresa von Avila (1515 – 1582) in: Der Weg der Vollkommenheit, Kapitel 47

Leuchtende des Urlichtes – Voll der Gnade und Wahrheit

Den einzigen „eingeborenen Sohn des Vaters” sieht der gläubige Christ in dem Meister, nach dem er sich nennt, aber der Meister selbst, „voll der Gnade und Wahrheit”, bekennt, dass in seines Vaters Hause „viele Wohnungen“ (Johannes 14:2) sind, dass es ihm nicht zustehe, zu bestimmen, wer zu seiner Rechten und seiner Linken säße in seines Vaters Reich, und dass „der Vater größer“ ist als er. – (Johannes 14:28)

„Wenn ich auch von mir selbst Zeugnis gebe, so ist doch mein Zeugnis wahr, weil ich weiß, woher ich gekommen bin und wohin ich gehe; ihr aber wisset nicht, wo her ich komme oder wohin ich gehe (Johannes 8:14)

So wird auch bis auf den heutigen Tag kein Sinnen und Glauben ihn rein in seiner ureigensten Wesenheit erfassen, es sei denn, der also Sinnende und Glaubende wisse, „woher” der Meister kam und „wohin” er ging, – wisse, dass hier einer der „Leuchtenden des Urlichtes” vor ihm steht, von seinen „Brüdern” bis auf diese Stunde als der größte „Liebende” unter ihnen voll Bewunderung verehrt, ausgegangen aus ihrem Kreise und zurückgekehrt zu ihm, um in unsichtbarer Gestaltung die geistige Aura der Erde nicht eher zu verlassen, als bis der letzte der Menschengeister, die hier im Tiere leben, einging zum Licht. –

Der ganze Beitrag „Das Buch von Jesus Christus (9) “ Bô Yin Râs gesammelten Buchtexten seines Lehrwerks zu Jesus kann hier gelesen werden:

XII. MAGISCHE BLÄTTER BUCH | WINTER

CIII. Jahrgang Winter 2022 / 2023 | ORNAMENTE & MANTRA (Dezember | Heft 35)

EINZELBUCH, 364 Seiten, 20,00 € (zuzüglich Versandkosten)ISBN-Nr. 978-3-948-5941-5 2

Herausgeber: Verlag Magische Blätter – Ronnenberg | Schriftleitung: Organisation zur Umwandlung des Kinos

Bestellungen hier: kontakt@verlagmagischeblaetter.eu subject: BESTELLEN MAGISCHE BLÄTTER BUCH XII

Wie kann man Gott schauen?

Ramakrishna (1836 – 1886)

Schüler: „Wie kann man Gott schauen, verehrter Meister?“

Ramakrishna: „Reinheit des Herzens ist die erste Bedingung. Durch Bindung an Lust und Gier ist das Herz befleckt, gleichsam mit Schmutz bedeckt. Der Magnet kann keine vom Schmutz bedeckte Nadel anziehen. Wascht den Schmutz ab, und die Nadel wird vom Magneten angezogen. Mit den Tränen der Reue und der Sehnsucht kann der Schmutz, der das Herz bedeckt, weggewaschen werden. Ist das Herz rein, wird der große Magnet, Gott, es an sich ziehen. Dann schaut man Ihn. Aber ohne seine Gnade kann nichts geschehen! Es ist nicht so leicht, Seine Gnade zu empfangen. Der Ichwahn muss verschwinden. Keiner kann Gott schauen, so lange er fühlt: ‚Ich bin der Wirkende‘. Gott erscheint nicht im Herzen des Menschen, der da glaubt, er sei sein eigener Meister.“

Der ganze Beitrag über Ramakrishna kann hier gelesen werden:

XII. MAGISCHE BLÄTTER BUCH | WINTER
CIII. Jahrgang Winter 2022 / 2023 | Spuren (November | Heft 34)

EINZELBUCH, 364 Seiten, 20,00 € (zuzüglich Versandkosten)
ISBN-Nr. 978-3-948-5941-5 2

Herausgeber: Verlag Magische Blätter – Ronnenberg | Schriftleitung: Organisation zur Umwandlung des Kinos

Bestellungen hier: kontakt@verlagmagischeblaetter.eu subject: BESTELLEN MAGISCHE BLÄTTER BUCH XII