Gehe nicht nach draussen, in dich selbst kehre zurück, denn die Wahrheit wohnt im inneren Menschen. Und wenn du deine Natur in ihrer (unzuverlässigen) Wandelbarkeit durchschaut hast, dann überschreite auch dich selbst. Aber bedenke, wenn du dich überschreitest, dass du die vernunfttätige Seele übersteigst. Dorthin also strebe, von woher das Licht der Vernunft selbst (erst) angezündet wird.
Augustinus von Hippo (354-430) in: De vera religione 39,72
Die Leerheit des Selbst bedeutet nur die Leerheit von Selbst, nicht das Nicht-Sein von Selbst. Genauso ist es bei einem Ballon, der innen leer ist, nicht so, dass er deswegen nicht existieren würde. Dasselbe gilt für die Leerheit der Dharmas: Leerheit bezieht sich nur auf die Leerheit aller Phänomene und nicht auf die Nicht-Existenz aller Phänomene. Es ist wie bei einer Blume, die nur aus Nicht-Blumen-Elementen besteht. Die Blume ist leer von einer abgetrennten Existenz, aber das bedeutet nicht, dass sie nicht da wäre.
Thich Nhat Hanh (1926 – 2020) in einer Erläuterung zu seiner Neu-Übersetzung des Herz-Sutras
So ich mich selber lese, so lese ich in Gottes Buch. Liegt doch Himmel und Erde mit allen Wesen, dazu Gott selber, im Menschen. Soll er dann in dem Buch nicht lesen dürfen, das er selber ist?
Titus Brandsma in seiner Häftlingskleidung / Foto: Archiv
Wir dürfen keine Trennung zwischen Gott und der Welt in unserem Herzen vornehmen, wir müssen vielmehr die Welt stets vor dem Hintergrund Gottes betrachten.
Mein Vater, ich überlasse mich Dir, mach mit mir, was Dir gefällt. Was du auch mit mir tun magst, ich danke Dir. Zu allem bin ich bereit, alles nehme ich an. Wenn nur Dein Wille sich an mir erfüllt und an allen Deinen Geschöpfen, so ersehne ich weiter nichts, mein Gott.
In Deine Hände lege ich meine Seele; Ich gebe sie Dir, mein Gott, mit der ganzen Liebe meines Herzens, weil ich Dich liebe, und weil diese Liebe mich treibt, mich Dir hinzugeben, mich in Deine Hände zu legen, ohne Maß, mit einem grenzenlosen Vertrauen; denn Du bist mein Vater.
Charles de Foucauld (1858 – 1916)
Dieses Gebet hat Charles de Foucauld 1896 geschrieben gegen Ende seines Aufenthalts bei den Trappisten in Akbes. Damals war er noch Bruder Marie-Albéric. Am 15. Mai 2022 wurde Charles de Foucauld heiliggesprochen.
Im Innersten des Herzens gibt es einen Raum, der erhabener ist als alle übrigen. Ihn bewohnt der Schöpfer und Erlöser, Jesus, der allein unvergleichlich schön ist. Er hält alles durch seine Güte zusammen, er allein ist in allem, er allein vor allem, er facht die Liebe in uns an und fordert Liebe, er beansprucht einen besonderen Platz, nicht nur einen bevorzugten, sondern den obersten, und nicht nur den obersten, sondern auch den innersten in der Wohnung unseres Herzens.
Aelred von Rievaulx (1110 – 1167) in seinem „Spiegel der Liebe“
Es ist nicht anders möglich, als dass diese Kunst aus der tiefsten Mystik der Religionen verstanden werden müsste, denn daher muss sie kommen und das muss der feste Grund davon sein, sonst fällt sie zusammen, wie das Haus auf dem Sande.
Philipp Otto Runge (1777 – 1810)
Emmanuel Jakobi über Philipp Otto Runge in Magische Blätter, VI. Jahrgang, S. 210 – 212, Verlag Magische Blätter, Leipzig, 1925
Der vollständige Beitrag von Jakobi kann jetzt hier nachgelesen werden:
MAGISCHE BLÄTTER, BUCH X CIII. Jahrgang, Mai 2022, Heft 5 / Thema: VON JACOB BÖHME ÜBER DIE ROMANTIK ZUM BÖHME-BUND
Die „Spirale der Arbeit, die wieder verbindet“ beginnt mit Dankbarkeit, denn sie bringt,, den hektischen Verstand zur Ruhe. Sie bringt uns zurück zur Quelle, indem sie unser Einfühlungsvermögen und unser Vertrauen stärkt. Sie hilft uns, vollständiger präsent zu sein und öffnet den mentalen Raum, um den Schmerz zu verstehen, den wir für unsere Welt mittragen.
O Herr, wenn ich Dich aus Angst vor der Hölle liebe, verbrenne mich dort, und wenn ich Dich in der Hoffnung auf das Paradies liebe, schließe mich dort aus, doch wenn ich Dich aus Liebe zu Dir selbst liebe, entziehe mir nicht Deine göttliche Schönheit.
Wenn das Wasser nach einem Regen durch die Rinnen vom Dach fließt, sieht es aus, als komme es aus dem Regenrohr, aber eigentlich fällt es vom Himmel.
Das gleiche Phänomen läßt sich bei den Religionslehren der Heiligen beobachten. Es sieht aus, als stammten diese Lehren von ihnen, aber in Wahrheit kommen sie von Gott.