Gott in sich selbst suchen

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In mir gibt es einen ganz tiefen Brunnen. Und darin ist Gott. Manchmal ist er für mich erreichbar. Aber oft liegen Steine und Geröll auf dem Brunnen, und dann ist Gott begraben. Dann muss er wieder ausgegraben werden. Ich stelle mir vor, dass es Menschen gibt, die beim Beten die Augen zu Himmel erheben. Sie suchen Gott außerhalb ihrer selbst. Es gibt auch andere, die den Kopf senken und in den Händen verbergen: ich glaube, diese Menschen suchen Gott in sich selbst.

Etty Hillesum (1914 – 1943)

Eins-Werden mit dem unendlichen Sein

Albert Schweitzer-Denkmal in Straßburg / Foto: (c) wak

Mystik ist die vollendete Art von Weltanschauung. In der Weltanschauung sucht der Mensch zu dem unendlichen Sein, dem er in natürlicher Weise angehört, auch in ein geistiges Verhätnis zu gelangen. Er setzt sich mit der Welt auseinander, ob er den geheimnisvollen Willen, der in ihr waltet, erfassen und mit ihr eins werden könne. Nur im geistigen Eins-Werden mit dem unendlichen Sein kann er seinem Leben einen Sinn geben und Kraft zum Erleiden und zum Wirken finden.

Albert Schweitzer (1875 – 1965)

Von Mystik und Theosophie angeregte Sakralkunst

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und dem Zu­sammenbruch des deutschen Kaiserreichs fanden sich in einer Zeit der gesellschaftlichen und politi­schen Verunsicherung Vertreterinnen und Vertreter der bildenden Kunst, Literatur, Architektur und Musik aus Deutschland, Österreich und der Schweiz im Jakob-Böhme-Bund zusammen. Sie waren auf der Suche nach neuen Impulsen und strebten von Görlitz aus gemeinsam nach einer Erneuerung der Künste. Den geistigen Mittelpunkt des Bundes bildete der Ma­ler und Schriftsteller Joseph Anton Schneiderfranken (Bô Yin Râ / 1876–1943).

Bewusst wählte der Jakob-Böhme-Bund den Görlitzer Mystiker Jacob Böhme (1575–1624) als seinen geisti­gen Vordenker. Böhmes philosophische Schriften, die während des 30-jährigen Krieges ebenfalls in einer Zeit der großen Verunsicherung entstanden waren, eröffneten den Mitgliedern des Bundes den Weg zu einer von Mystik und Theosophie angeregten neuen Sakralkunst. Damit wurde der Jakob-Böhme-Bund zur ersten Künstlervereinigung in Deutschland, »die bewusst mystischem Erleben Ausdruck zu geben« suchte, wie es ein zeitgenössischer Autor formulierte.

Am Ort von Böhmes einstigem Wirken trat die nach ihm benannte Künstlervereinigung 1920 erstmals an die Öffentlichkeit. Wie Joseph Anton Schneiderfranken betonte, erfolgte ihre Gründung auch »um zu zeigen, daß Görlitz in der Reihe der deutschen Städte, in denen neuere künstlerische Bestrebungen am Werke sind, durchaus nicht die letzte Stelle einzunehmen ge­sonnen sei«. Mit diesem Ziel erreichte der Jakob-Böh­me-Bund innerhalb kurzer Zeit eine weit über Görlitz hinausreichende Resonanz. Obwohl er sich bereits 1924 wieder auflöste, wirkten seine Ideen bei vielen Mitgliedern noch lange fort. Erstmals nach seiner Auf­lösung vor einhundert Jahren widmet sich die Sonder­ausstellung ausführlich dem Jakob-Böhme-Bund.

Text des Faltblattes zur Ausstellung vom 4. Mai bis 17. November, das hier heruntergeladen werden kann: https://www.goerlitzer-sammlungen.de/uploads/Museum/Sonderausstellungen/Aktuelle/die_Suchenden/dieSuchenden_Faltblatt_WEB.pdf

Wesensgrund der Seele

Jenseits aller Gedanken, Gefühle und Vorstellungen gibt es ein inneres Heiligtum, das wir nur selten betreten. Es ist der Wesensgrund der Seele, wo alle Anlagen und Fähigkeiten ihre Wurzeln haben und welches das wahre Zentrum unseres Seins ist.

Bede Griffiths (1906 – 1993)

Sein ist zuallererst ein Wir

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Wirklichkeit bedeutet, »mit einem anderen zu sein« auf eine Weise, die offen ist für mehr Vereinigung und mehr Sein. Wenn das Sein schwindet, liegt es daran, dass die Liebesenergie ausgelöscht oder erstickt wurde. Zu sein bedeutet zu lieben, füreinander zu existieren. Ich bin nicht da, damit ich besitzen kann; vielmehr existiere ich, um von mir selbst zu geben, denn im Geben bin ich ich selbst. Sein ist zuallererst ein Wir, bevor es ein Ich werden kann. Kein Wesen kann aufstehen und sagen: »Ich habe es allein geschafft.« Kosmisches Leben ist an sich gemeinschaftlich. Das Universum wird durch die Energie der Liebe angetrieben, weil die Liebe das Herz des Universums ist.

Ilia Delio in ihrem Beitrag „Die Liebe als Urkraft des Universums“

https://chalice-verlag.de/ilia-delio-liebe-als-urkraft-des-universums-teilhard-de-chardin

Bücher von Ilia Delio finden sich hier: https://chalice-verlag.de/ilia-delio-buecher-und-texte/

… nur eine Antwort

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Auf die Frage, wer ich bin,
gibt es nur eine Antwort:
Ich bin das Unend­liche, die unendliche Weite,
welche die Substanz aller Dinge ist.
Ich bin niemand und zugleich jedermann,
nichts und alles – genau wie du.

Suzanne Segal (1955 – 1997)

Des Menschen Macht ist groß…

Umschlag des Buches von Günter Stock

Des Menschen Macht ist groß, aber er vergisst die Weisheit, der sie unterstellt sein müsste. Er scheint zu vergessen, dass er an der Schwelle des 3. Jahrtausends eine Entscheidung über die Zukunft in derart grundsätzlicher Form trifft, wie es sie in der von uns überschaubaren Geschichte zuvor nicht gab. Sintflut oder Renaissance – er mag entscheiden.

Frederic Lionel (1908 – 1999)

Günter Stock zu Beginn seines „Autobiografischen Nachwortes“ in seinem Buch „Das TAO der Technik“

https://shop.neueerde.de/themen/alle-buecher-lieferbare-artikel/das-tao-der-technik.html