Wenn der Geist alles durchströmt…

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Wenn der Geist
alles durchdringt und durchströmt,
und nichts ihm unerreichbar bleibt;
wenn er hinaufdringt zum Himmel
und unten die Erde umschlingt;
wenn er alle Wesen wandelt und nährt
und ohne Gleichnis noch Bildnis ist:
das heißt eins sein mit Gott.

Dschuang Dsi, Das wahre Buch vom südlichen Blütenland, Jena 1912

Wo hofft er ihn denn zu finden?

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Wer da glaubt, zu Gott zu gelangen, indem er die Welt flieht, wann und wo hofft er ihn denn zu finden? Wie weit will er fliehen? Will er fliehen, bis er beim Nichts angelangt ist? Nein, wer feige entflieht, kann ihn nirgends finden.

Rabindranath Tagore (1861 – 1941) in: Sadhana – Der Weg zur Vollendung

Wahre Deutung unseres Wesens

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Wer sind wir? Das ist die Frage die ich mir immer wieder stelle, und die wir uns alle stellen müssen. Was bringt uns weiter? Wir brauchen offensichtlich eine neue Erkenntnis unseres wahren Wesens. Dorthin wollen uns die spirituellen Wege führen. Sie lassen uns einen Hintergrund erfahren, eine transrationale und transpersonale Erfahrungsebene, aus der alles kommt und in der alles enthalten ist. Aus diesem „Nichts“, wie es die christlichen Mystiker nennen, aus dieser Leere, wie es im Zen genannt wird, erhalten wir die wahre Deutung unseres Wesens.

Willigis Jäger (1925 – 2020)

Du bist der wahre Gärtner

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O Herr Jesus, ohne dich
vermögen wir nichts zu vollbringen.
Du nämlich bist der wahre Gärtner,
Schöpfer, Pfleger und Hüter deines Gartens,
den du mit deinem Wort pflanzt,
mit deinem Geist bewässerst,
mit deiner Macht wachsen lässt.

Guerric von Igny (um 1070/80 – 1157)

Woher sind wir geboren? Wo gehen wir hin?

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Woher sind wir geboren? Wo gehen wir hin? Wer dieses Woher und Wohin kennt, kann wahrhaft Buddhist genannt werden. Wer aber ist derjenige, der durch Geburt und Tod geht? Wer wiederum ist jener der nichts vom Woher und Wohin des Lebens weiß? Wer ist der jenige, der plötzlich des Woher und Wohin gewahr wird? Wer wiederum ist jener, der seinen Blick nicht fest auf dieses Koan richten kann und da er es nicht zu verstehen vermag, seine Eingeweide durcheinander gerüttelt fühlt, als würde ein feuriger Ball, den er herunterschluckt, nicht schnell genug ausgespien? Willst du diesen einen erkennen, dann musst du ihn dort erfassen, wo er nicht in den Bereich des Denkens gestellt werden kann.

Zen-Meister Daiye

Gefunden habe ich dieses Zitat hier: Günter Stock: Das TAO der Technik. Sinnvolle Wissenschaft und Technik als spiritueller Schöpfungsprozess. https://shop.neueerde.de/themen/alle-buecher-lieferbare-artikel/das-tao-der-technik.html

Unser innerlicher Mensch nennt es Alles

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Wer ist es, der es Nichts nennt? Sicherlich ist es unser äußerlicher Mensch, nicht unser innerlicher. Unser innerlicher Mensch nennt es Alles; denn es lehrt ihn, alle Dinge leiblich und geistlich zu verstehen, ohne irgend ein Ding um seines selbst willen zu beachten.

Aus der „Wolke des Nichtwissens“, 14. Jahrhundert

Margarete Porete: Frei und göttlich

Eingangsgedicht ihres „Spiegel der einfachen Seelen“ / wikimedia ~ gemeinfrei

Der innere Zustand des Nicht-Wissens und des Nicht-Wollens befreit die Seele. In Wahrheit ist es doch ein Nichts, das uns über Gott vermittelt werden kann oder können wird. Gott ist so groß, dass die Seele nichts von ihm begreifen kann. Und dieses Nichts gibt ihr das Ganze, denn sie hat alles frei gegeben, ohne irgendein Warum. Dann gelangt sie zu einem Erstaunen, das man das Nicht-Denken von nahem Fern-Denken nennt, das ihr ganz nahe ist. Dann nämlich lebt die Seele nicht nur im Leben der Gnade und nicht nur im Leben nach dem Geist, sondern auch im göttlichen Leben, frei und göttlich. Dann nämlich hat Gott sie geheiligt durch Sich Selbst.

Die Begine Margarete Porete (1250-1310)

Siehe auch hier: https://www.feinschwarz.net/marguerite-poretes-widerstand/