Du hast mir das Herz weit gemacht

Teresa von Ávila / Teresa de Jesús (1515 – 1582)
Porträt von Eduardo Balaca (1840–1914)

Während ich dieses schrieb, dachte ich an die Worte des angeführten Verses: dilatasti cor meum, du hast mir das Herz weit gemacht. Es scheint mir jedoch, dass die erwähnten Süßigkeiten ihren Ursprung nicht im Herzen, sondern in einer noch mehr inneren Stätte, gleichsam in einer verborgenen Tiefe haben. Ich meine, es müsse dies der Seelengrund sein, wie ich es nachher erkannt habe und noch sagen werde. Fürwahr, ich sehe in uns Geheimnisse verborgen, die mich oft in Erstaunen setzen; und wie viele wird es noch geben, die ich nicht weiß!

Teresa von Ávila / Teresa de Jesús (1515 – 1582)

Mehr hier: https://bkv.unifr.ch/de/files/die-seelenburg/related_files/Die%20Seelenburg_deutsch_368.pdf

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Ihr Schmerz und unser Schmerz unterscheiden sich nicht

Photo by Kat Smith on Pexels.com

Nur in dem Maß, in dem wir unseren persönlichen Schmerz erkennen, nur in dem Maß, in dem wir mit allen Aspekten des Schmerzes vertraut sind, können wir furchtlos genug, mutig genug und Krieger genug sein, um es mit dem Schmerz der anderen aufzunehmen. Das gelingt uns deshalb, weil wir erkannt haben, dass sich ihr Schmerz und unser eigener Schmerz nicht unterscheiden.

Pema Chödrön (* 1936) in: Beginne, wo du bist. Eine Anleitung zum mitfühlenden Leben. Braunschweig 1997, S. 15

Die Leere hält das Rad

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Jeder ist im Kern seines Wesens, seines Selbst, Leere, analog zu der Nabe eines Rades. Ein Rad besteht aus Speichen, die aufgrund eine Nabe miteinander verbunden sind. Diese Leere hält das Rad.
Auf genau die gleiche Weise hat unser Lebensrad eine Leere, ein Nicht-Sein zum Zentrum; diese Leere nennen wir gewöhnlich unser Selbst. Wenn wir dies erkannt haben, wird uns die Absurdität dessen, was wir bisher geglaubt, erkannt und getan haben, bewusst – und wir fangen zu lachen an.

Hans-Peter Hempel: Im Hier und Jetzt. Unterweisungen im Zen-Yoga. Leipzig 2002, S. 156

Meister Eckhart: Mystiker auf Messers Schneide

Gedenktafel am Erfurter Predigerkloster für Meister Eckhart (1260 – 1328) / Foto: (c) wak

Es ist das unvermeidbare Schicksal der Mystik und ihrer Heiligen, zwischen Aufschwung und Absturz, zwischen religiöser Klassizität und kirchlicher Verdammung wie auf Messers Schneide hingehen zu müssen. Das tragische Schicksal des Meisters selbst liegt in diesem Sachverhalt beschlossen. Der in Gott ruhende Meister Eckehart ist aber auch im geistesgeschichtlichen Sinn kein Gewesener. Er ist vielmehr mit der ganzen Wucht seiner Gotteskindschafts-Verkündigung ein kaum erst geahnter Künftiger, ein geistig erst Kommender.

Dieser allgegenwärtig in Gott ruhende Meister Eckehart hat bei Lebzeiten seine Gegner in heiliger Einfalt nicht „erkannt“. Er spricht auch heute noch zu ihnen mit jedem seiner kämpferischen Worte:

„Die ihr euch an mir wie auch immer ärgert, ihr kennt euch selbst nicht, ihr kennt mich nicht. Denn: ihr kommt im Umkreis wahren Gotterlebens gar nicht vor.“

Friedrich Alfred Schmid Noerr in seiner Einleitung zu Meister Eckehart: Vom Wunder der Seele. Eine Auswahl aus den Traktaten und Predigten. Stuttgart 1963, S. 10-11

Die Wahrheit dieser Welt

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Der Buddha realisierte Dhamma, und zwar den Dhamma, der ständig in der Welt vorhanden ist. Man kann ihn mit Grundwasser vergleichen, was permanent im Boden vorrätig ist. Wenn jemand einen Brunnen auszuheben wünscht, dann muss tief gegraben werden, um den Grundwasserspiegel zu erreichen. Das Grundwasser ist bereits vorhanden, man braucht es nicht zu erschaffen, sondern einfach nur zu entdecken. Auf ähnliche Weise hatte der Buddha den Dhamma nicht erfunden oder gar verfügt, sondern er offenbarte lediglich, was bereits vorhanden war. Der Buddha schaute Dhamma in innerer Betrachtung. Deshalb sagt man vom Buddha, dass er erleuchtet war, denn Erleuchtung bedeutet, Dhamma zu erkennen. Dhamma ist die Wahrheit dieser Welt. Seit Siddhattha Gotama dies erkannt hatte, wurde er als der „Buddha“ bezeichnet; und Dhamma ist das, dessen Erkenntnis es anderen Menschen möglich macht, ein Buddha zu werden.

Ajahn Chah (1918 – 1992)

Anmerkung: Dhamma im Pali oder Dharma im Sanskrit umfasst die Gesamtheit der religiösen und ethischen Pflichten und zeigt damit den Weg, auf dem man zum transzendentalen Bewusstsein, zum reinen geistigen Selbst-Sein kommt.

Die Zauberschale des Herzens

Inayat Khan (1882 – 1927)

 

Eine alte Geschichte erzählt von einem König, der einem Derwisch einen Wunsch erfüllen wollte. Der Derwisch wünschte sich, dass man seine Bettelschale mit Goldmünzen füllen möge. Der König hielt es für ein Leichtes, die Schale zu füllen. Aber die Schale erwies sich als eine Zauberschale. Je mehr er auch versuchte, sie zu füllen, – sie blieb leer! Der König war sehr enttäuscht bei dem Gedanken, dass er sein Versprechen nicht erfüllen könnte. Da sagte der Derwisch: „Majestät, wenn Sie meine Schale nicht füllen können, so sagen Sie es nur, und ich werde sie wieder mitnehmen. Ich bin ein Derwisch und werde wieder gehen und nur denken, dass Sie Ihr Wort nicht gehalten haben.“ Mit all seinen guten Absichten, seiner Großzügigkeit und seinem Reichtum konnte der Herrscher die Schale nicht füllen. Darum fragte er: „Derwisch, erzähle mir das Geheimnis deiner Schale. Es scheint mir nicht natürlich zu sein.“ Der Derwisch antwortete ihm: „Ja, Majestät, es ist wahr, Sie vermuten richtig. Es ist eine Zauberschale. Es ist die Schale eines jeden Herzens. Es ist das Herz des Menschen, das niemals zufrieden ist. Füllen Sie es, womit Sie wollen, mit Reichtum, mit Aufmerksamkeit, mit Liebe, mit Wissen, mit allem, was es gibt. Es wird niemals gefüllt sein, denn es ist ihm nicht bestimmt, gefüllt zu werden. Weil er dieses Geheimnis des Lebens nicht kennt, verlangt der Mensch stets nach allen Dingen, die er vor sich sieht. Und je mehr er bekommt, desto mehr wünscht er sich, – die Schale seines Verlangens wird niemals gefüllt sein.“

Inayat Khan (1882 – 1927)

Vollkommene Freiheit genießen

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Wenn die Jünger des Zen über die Welt ihrer Sinne und Gedanken hinaus nicht zu gehen vermögen, dann ist all ihr Tun und Lassen bedeutungslos. Aber wenn ihre Sinne und Gedanken vernichtet sind, bleiben alle Durchgänge zum Allumfassenden Geist verstopft und unbegehbar. Der Urgeist muss erkannt werden, solange die Sinne und Gedanken arbeiten. Er gehört ihnen nicht, ist aber von ihnen auch nicht unabhängig. Bauet eure Ansichten nicht auf euren Sinnen und Gedanken auf. Aber suchet nicht den Geist weitab von euren Sinnen und Gedanken, trachtet nicht danach, dadurch die Wirklichkeit zu erfassen, dass ihr eure Sinne und Gedanken verwerfet. Wenn ihr weder daran haftet noch davon losgelöst seid, dann werdet ihr eure vollkommene, unbehinderte Freiheit genießen, dann werdet ihr eure Quelle der Erleuchtung besitzen.

 Huang-Po (+ um 800)

Symbol für künstlerisches Streben

„Da jegliche Künstübung ihren tiefsten, tragenden Grund in einer Lebensauffassung, einer Weltanschauung findet, und da die hier vereinigten Künstler ihrer Mehrzahl nach einer Naturmystik nahestanden, die in Jakob Böhme ihren hohen klassischen Vertreter hat, da überdies Görlitz die Stätte des Lebens und Wirkens dieses erst neuerdings wieder in seiner tiefen Bedeutung erkannten Seelenkünders war, so wählte man den Namen dieses großen Görlitzers als Symbol für das hier vorliegende künstlerische Streben.“

Neuer Görlitzer Anzeiger vom 5. Juni 1921

 

Jetzt erschienen in den neuen „Magischen Blättern“, April 2020, Heft 3, S. 138 – 139

https://verlagmagischeblaetter.eu

 

Das Göttliche in uns erkennen

Foto: privat

Gott ist im Prinzip unsere wahre Natur, und jeder von uns ist Sohn oder Tochter Gottes. Wir sind uns nur nicht darüber im Klaren, weil wir das Göttliche in uns noch nicht erkannt haben. Meister Eckhart nennt es den ‚göttlichen Funken‘, der Buddha nennt es den ‚Samen der Erleuchtung‘.

Ayya Khema (1923 – 1997)

Gefunden habe ich dieses Zitat hier: https://mystikaktuell.wordpress.com/2019/12/11/harald-alexander-korp-dem-ruhigen-geist-ist-alles-moeglich-mit-meister-eckhart-lernen-im-hier-und-jetzt-zu-sein-buchtipp-vi-2019/