Gebet der liebenden Aufmerksamkeit

Der Heilige Ignatius von Loyola (1491-1565), der Gründer des Jesuitenordens, lädt uns ein, am Ende jedes Tages während 10-15 Minuten einen betenden Tagesrückblick zu machen. Dieses Gebet hat drei Ziele:

  • Es ist noch einmal ein intimer Moment des persönlichen Gebetes mit Gott;
  • Ich würdige den vergangenen Tag, indem ich noch einmal auf die wichtigsten Momente schaue;
  • Ich übe mich ein in eine Haltung der Dankbarkeit, in die Wahrnehmung meiner Erfahrungen und dadurch in die Unterscheidung der Geister-

Ignatius schlägt dabei eine gewisse Form vor, das Examen, das wir Gebet der liebenden Aufmerksamkeit nennen. Eine ausführliche Anleitung unten (als PDF zum Herunterladen).
Wichtiger aber als das Einhalten einer Form ist das Bemühen, es überhaupt zu versuchen. Also lieber nur 2-3 Minuten als gar nicht.

Hier hat Beat Altenbach SJ eine ausführlichere Anleitung als pdf-Datei zusammengefasst: https://beataltenbach.files.wordpress.com/2020/04/ignat-tagesrc3bcckblick.pdf

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Herzen und Hände

Foto: (c) wak

Die Hinwendung zu einer lebendigen Zukunft bedeutet nicht nur weniger CO2-Emissionen, sondern eine einschneidende Revolution unseres Bewusstseins. Ein Umbruch, die Erde nicht mehr als etwas von uns Getrenntes zu sehen – sei es Ressource zur Ausbeutung oder als ein zu lösendes Problem – , sondern als ein Lebewesen, zu dem wir alle gehören, das in Bedrängnis ist und unsere Liebe und Fürsorge und Aufmerksamkeit braucht. Wir wissen nicht, wie unsere Zivilisation enden oder wie lange es dauern wird – wir leben in einer Zeit radikaler Ungewissheit. Aber wir können merken, dass sie vorbei ist und dass die Samen einer neuen Ära bereits da sind, wenn auch weitestgehend unerkannt. Wenn unsere gemeinsame Zukunft in jeder Hinsicht wirklich nachhaltig sein soll, müssen wir zu einer lebendigen Beziehung zur Erde zurückkehren, einem Zustand des „Interbeing“, des Verbundenseins. Nur dann können wir unser Bewusstsein dahin wenden, wie eine neue Zivilisation geboren werden kann, die im Gleichgewicht und in Harmonie mit der Erde und Ihren lebenden Systemen existiert. Es besteht eine Dringlichkeit für diese Arbeit, auch wenn es vielleicht Jahrhunderte dauert, dass sich diese Zukunft entfaltet – und dazu werden unsere Herzen und Hände gebraucht.

Llewellyn Vaughan-Lee (* 1953)

Den vollständigen Text gibt es hier: https://goldensufi.org/de/radikale-resilienz-eine-innere-veraenderung/

Achtsamkeit auf den gegenwärtigen Augenblick

Cover des Buches

Es bringt eine Menge Vorteile, die reine Achtsamkeit auf den gegenwärtigen Augenblick zu erhalten, ohne den Geist mit allerlei Hirngespinsten vollaufen zu lassen. Wenn der Geist dauernd abgelenkt wird – das kann sogar der Fall sein, wenn es aussieht, als ob man meditiert -, dann trägt es ihn antriebslos durch die ganze Welt, gerde so wie ein Schmetterling vom Wind weggeweht wird. Deshalb sind die erhöhte Auflösung für das „innere Teleskop“ und die anhaltende Aufmerksamkeit unverzichtbare Werkzeuge für die Kultivierung all der menschlichen Qualitäten, die mit Hilfe der Meditation entwickelt werden können. Befreiung vom Leid wird so am Ende zu einer Fertigkeit.

Matthieu Ricard (*1946)

https://www.suhrkamp.de/buch/hirnforschung-und-meditation-t-9783518260043

Kraftschwingung sakraler Bilder

Kraftfelder wirken auf den Betrachter unbewusst oder bewusst. Diese „Strahlung“ macht die Sakralkunst aus. Die allgemeine Kunstrezeption bewegt sich weitgehend auf der Wahrnehmungsebene der farbigen Leinwand; es wird diesen Kraftfeldern nicht wirklich Aufmerksamkeit geschenkt, und es ist generell fraglich, ob die moderne Kunstrezeption überhaupt über Sensoren für das Sakrale in der Kunst verfügt. Die Kraftschwingung sakraler Bilder lässt sich nicht nur durch die Betrachtung des Bildes selbst wahrnehmen, sondern es ist möglich, sich dem Kraftfeld durchaus bei geschlossenen Augen auszusetzen.

Aus: Der historische Jakob-Böhme-Bund und der Jacob-Böhme-Bund der Gegenwart (8)

MAGISCHE BLÄTTER BUCH VIII
CII. JAHRGANG WINTER 2021/2022

Januar 2022: Sakralkunst

Mehr auch hier: https://verlagmagischeblaetter.eu/monatsschrift-magische-bl%C3%A4tter

Bestellungen: kontakt@verlagmagischeblaetter.eu

Morgenröte im Aufgang | Jacob Böhme

Cover der DVD „Morgenröte im Aufgang – Hommage an Jacob Böhme“ © absolut-medien

„Dergleichen ward seit Heraklit nicht mehr gehört.“ So der Philosoph Ernst Bloch über „Morgenröte im Aufgang“, zu jenem Buch, das Jacob Böhme 1612 verfasste.

Jacob Böhme (1575-1624) hat trotz Schreibverbot und Verfolgung als Ketzer Texte geschrieben, die mit zu den bedeutendsten Schriften der Mystik in deutscher Sprache gelten können. Seine visionäre christliche Theosophie beeinflusste die Philosophen des Deutschen Idealismus sowie Romantiker wie Novalis und fasziniert Menschen bis heute. So schrieb Hermann Hesse, dass die Lektüre von Böhmes Texten „ein vorübergehendes ‚Leerwerden‘, eine völlig freie Aufmerksamkeit und Seelenstille“ erforderten.

Schon die Titel lassen aufhorchen:

  1. Der Himmlische Mensch
  2. Titel
  3. Mitternacht in Görlitz
  4. Nacht
  5. Morgen
  6. Der Leib Gottes
  7. Fragen
  8. Die andere Welt
  9. Der verborgene Gott
  10. Sonnenaufgang
  11. Die Tore der Tiefe
  12. Nicht Ich, der Ich der Ich bin
  13. Himmelfahrt
  14. Die Umkehr
  15. Das Wesen des Menschen
  16. Das Paradeis
  17. Himmel und Erde sind magisch
  18. Mit einer Engelszunge
  19. Der Schmerz
  20. Die irdische Babel
  21. Was suchen wir denn lange?
  22. Der Kinderweg
  23. Schlusstitel

Und der Film ist – im wahrsten Sinne des Wortes – ausgezeichnet: MORGENRÖTE IM AUFGANG – HOMMAGE À JACOB BÖHME der Filmemacher Ronald Steckel, Max Hopp, Klaus Weingarten und Jan Korthäuer erhält den Deutschen FILMGEIST Preis 2016.

Mehr hier:
https://absolutmedien.de/film/582

Den Trailer zum Film gibt es hier:
http://www.suhrkamp.de/mediathek/morgenroete_im_aufgang_hommage_a_jacob_boehme_trailer_1171.html

Alles geben für alles

Foto: (c) wak

Das „mystische Erlebnis“. Jederzeit: hier und jetzt – in Freiheit, die Distanz ist, in Schweigen, das aus Stille kommt. Jedoch – diese Freiheit ist eine Freiheit unter Tätigen, die Stille eine Stille zwischen Menschen. Das Mysterium ist ständig Wirklichkeit für den, der inmitten der Welt frei von sich selber ist: Wirklichkeit in ruhiger Reife, in der Bejahung hinnehmender Aufmerksamkeit. Der Weg zur Heilung geht in unserer Zeit notwendig über das Handeln. – „Man muss alles geben für alles.“

Dag Hammarskjöld (1905 – 1961) – Tagebucheintrag aus dem Jahr 1955

Einfache tiefe Sehnsucht nach Gott

Willst du also beten, vergiss alles, was du getan hast oder vorhast zu tun. Weise alle Gedanken ab, gleich ob gute oder böse. Gebrauche beim Beten keine Worte, es sei denn, du fühlst dich innerlich dazu gedrängt. Betest du aber doch mit Worten, so kümmere dich nicht darum, ob es viele oder wenige sind. Beachte sie nicht, denke nicht daran, was sie bedeuten. Mache dir auch keine Gedanken um die Art des Gebetes. Es ist völlig gleich, ob es offizielle liturgische Gebete sind wie Psalmen, Hymnen, Wechselgesänge oder Fürbitten, und auch, ob du nur in Gedanken betest oder vernehmlich.
Nur eines habe im Sinn: in deinem Herzen eine einfache, tiefe Sehnsucht nach Gott zu hegen. Denke nicht darüber nach, wer oder was er ist oder wie er sich in seinen Werken offenbart. Ruhe in dem einfachen Bewusstsein, dass er „ist”. Ich bitte dich, laß ihn so, wie er ist. Versuche nicht, ihn genauer zu erfassen und tiefer einzudringen, sondern bleibe in schlichtem Vertrauen verwurzelt in Gottes Sein wie in festem Grund.
Diese von allen Gedanken freie Aufmerksamkeit, die im Vertrauen wurzelt und gründet, wird dich von allem Denken und Wahrnehmen frei machen und dir nur das reine Bewusstsein und das dunkle Innesein deines eigenen Daseins lassen. Dein ganzes Empfinden aber ist erfüllt mit lauterer Sehnsucht nach Gott, die spricht:

„Mein Sein bringe ich dir, Herr,
ohne nach einer deiner Eigenschaften zu fragen.
Ich schaue nur darauf: Du bist.
Nur das habe ich im Sinn, sonst nichts.

Die Zauberschale des Herzens

Inayat Khan (1882 – 1927)

 

Eine alte Geschichte erzählt von einem König, der einem Derwisch einen Wunsch erfüllen wollte. Der Derwisch wünschte sich, dass man seine Bettelschale mit Goldmünzen füllen möge. Der König hielt es für ein Leichtes, die Schale zu füllen. Aber die Schale erwies sich als eine Zauberschale. Je mehr er auch versuchte, sie zu füllen, – sie blieb leer! Der König war sehr enttäuscht bei dem Gedanken, dass er sein Versprechen nicht erfüllen könnte. Da sagte der Derwisch: „Majestät, wenn Sie meine Schale nicht füllen können, so sagen Sie es nur, und ich werde sie wieder mitnehmen. Ich bin ein Derwisch und werde wieder gehen und nur denken, dass Sie Ihr Wort nicht gehalten haben.“ Mit all seinen guten Absichten, seiner Großzügigkeit und seinem Reichtum konnte der Herrscher die Schale nicht füllen. Darum fragte er: „Derwisch, erzähle mir das Geheimnis deiner Schale. Es scheint mir nicht natürlich zu sein.“ Der Derwisch antwortete ihm: „Ja, Majestät, es ist wahr, Sie vermuten richtig. Es ist eine Zauberschale. Es ist die Schale eines jeden Herzens. Es ist das Herz des Menschen, das niemals zufrieden ist. Füllen Sie es, womit Sie wollen, mit Reichtum, mit Aufmerksamkeit, mit Liebe, mit Wissen, mit allem, was es gibt. Es wird niemals gefüllt sein, denn es ist ihm nicht bestimmt, gefüllt zu werden. Weil er dieses Geheimnis des Lebens nicht kennt, verlangt der Mensch stets nach allen Dingen, die er vor sich sieht. Und je mehr er bekommt, desto mehr wünscht er sich, – die Schale seines Verlangens wird niemals gefüllt sein.“

Inayat Khan (1882 – 1927)

Zuhörer in Corona-Zeiten ~ Werner A. Krebber

 

Wo finde ich nur einen Menschen,
der die Wörter zu vergessen weiß,
so dass ich einige Worte
mit ihm wechseln könnte.
Zuangzi / China

 

Sind manche Phasen ohnehin schon so, dass es einen Zuhörer braucht, ist das in einer Zeit, wie sie durch die Corona-Situation entstanden ist, um so drängender:

Menschen brauchen Zuhörende…

… die ihnen ein empathisches, vertrauensvolles und unabhängiges Gegenüber sind;

… die ihnen achtsam und konzentriert ihre volle Aufmerksamkeit schenken;

… die interessiert ihren Gedanken ohne Urteil und Bewertung folgen;

… bei denen ein geistiger Raum entsteht, in dem ihre Gedanken und Planungen in Ruhe beim Sprechen entwickelt werden können;

… die ihnen nicht Argumente, eigene Meinungen oder Ratschläge aufdrängen…

Ich bin für Sie da, bin Ihr Zuhörer – nehmen Sie Kontakt mit mir auf…

https://zuhoerer-ruhr.com/zuhoerer@email.de