… dass du dein Herz wach erhältst

Rabia von Basra / Archiv

O Mensch!
Durch die Augen führt kein Weg zu Gott!
Durch die Zunge erreichst du Ihn auch nicht.
Das Ohr ist nur der peinvolle Weg der Redner,
und Hände und Füße sind in Machtlosigkeit versunken.

Es bleibt nur ein Mittel,
und das ist dein Herz.
Strebe danach,
dass du dein Herz wach erhältst.
Und wenn es wach ist,
wird es bedürfnislos von Gott,
denn es wird in Ihm aufgehen.

Rabia von Basra (716 – 801)

Wenn der Geist alles durchströmt…

Foto: (c) wak

Wenn der Geist
alles durchdringt und durchströmt,
und nichts ihm unerreichbar bleibt;
wenn er hinaufdringt zum Himmel
und unten die Erde umschlingt;
wenn er alle Wesen wandelt und nährt
und ohne Gleichnis noch Bildnis ist:
das heißt eins sein mit Gott.

Dschuang Dsi, Das wahre Buch vom südlichen Blütenland, Jena 1912

Lieben und im Sinn haben

Glaubt nicht, daß ich in eigenem Erleben
bis dahin gelangt sei.
Gewiß sollte kein Lehrer
von Dingen sprechen,
die er nicht selbst erlebt hat.
Doch zur Not genüge,
daß er liebe und das im Sinn habe,
wovon er spricht,
und ihm kein Hindernis bereite.
Doch wisset, daß es nicht anders sein kann.

Johannes Tauler (1300 -1361)

Gott bedarf unser

Mosaik: Josef Albers | Foto: (c) wak

Wir selbst sind die Attribute, mittels deren wir Gott schildern, unser Dasein ist nur eine Vergegenständlichung des göttlichen Daseins. Ebenso wie wir Gottes für unser eigenes Dasein bedürfen, bedarf Gott unser, damit ihm selbst seine Wesenheit offenbar werde

Ibn Arabi (1165–1240)

Geh ihn nicht außerhalb deiner selbst suchen

Foto: (c) wak

Freue dich und sei fröhlich in deiner inneren Sammlung mit ihm, denn du hast ihn so nahe. Hier sehne dich nach ihm, hier bete ihn an, und geh ihn doch nicht außerhalb deiner selbst suchen; denn du wirst dich nur zerstreuen und ermüden und wirst ihn nirgends sicherer und schneller und näher finden und dich an ihm freuen, als in dir selbst. Nur eines gibt es da, nämlich: Wenn er auch in dir ist, so ist er doch verborgen

Johannes vom Kreuz (1542 – 1591)