In seinem inneren Grund angetrieben

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Alle Werke, die alle Menschen und Geschöpfe schufen oder die bis zum Ende der Welt geschaffen werden, das alles zusammen ist ein reines Nichts, wie groß das Werk auch sei, das man ausdenken oder verwirklichen mag, gegenüber dem geringsten, das von Gott in den Menschen gewirkt wird, damit der Mensch von Gott angetrieben werde. Um so viel mehr als Gott besser ist denn alle Geschöpfe, um so viel mehr überragt sein Wirken das Werk, die Handlungsweisen, das Vorhaben, die die Menschen mit all ihrer Anmaßung ausdenken können.

Nun kommt der Heilige Geist oft in den Menschen, mahnt und treibt ihn an in seinem inneren Grund oder auch durch die Lehrmeister, so als ob er spräche: „Lieber Mensch, wolltest du dich mir überlassen und mir allein voll und ganz folgen, so wollte ich dich auf den rechten Weg bringen; ich könnte in dir wirken und dich selber wirken.“

Johannes Tauler (1300 – 1361) in Predigt 45 / (Röm. 8, 14)

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Ein Gott in Gotte sein

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Soll ich mein letztes End
und ersten Anfang finden,
So muß ich mich in Gott
und Gott in mir ergründen.
Und werden das, was er:
ich muß ein Schein im Schein,
ich muß ein Wort im Wort
ein Gott in Gotte sein.

Angelus Silesius / Johannes Scheffler (1624 – 1677) in: Erstes Buch Geistreicher Sinn- und Schluß-Reime, Nr. 6

Der einsame Christus

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Wachet und betet mit mir!
Meine Seele ist traurig
bis an den Tod.

Wachet und betet mit mir!
Eure Augen
sind voll Schlafes –
könnt ihr nicht wachen?

Ich gehe,
euch mein Letztes zu geben –
und ihr schlaft …
Einsam stehe ich
unter Schlafenden,
einsam vollbringe ich
das Werk meiner schwersten Stunde.

Wachet und betet mit mir!
Könnt ihr nicht wachen?
Ihr alle seid in mir,
aber in wem bin ich?

Was wißt ihr
von meiner Liebe,
was wißt ihr
vom Schmerz meiner Seele?
O einsam!
Einsam!
Ich sterbe für euch –
und ihr schlaft!
Ihr schlaft!

Christian Morgenstern (1871 – 1914)

Keine Leben ohne Gott

Fotographie Tolstois von Sergei Michailowitsch Prokudin-Gorski aus dem Jahr 1908

Ich habe ja nur dann ein wirkliches Leben, wenn ich Gottes Nähe fühle und ihn suche. Nun also, was suche ich noch, rief eine Stimme in mir; da ist er ja, er, ohne den man nicht leben kann. Gott erkennen und leben, das ist ein und dasselbe. Gott ist das Leben! Lebe, indem Du Gott suchst, dann wird es keine Leben ohne Gott geben!

Lew Nikolajewitsch Graf Tolstoi (1828 – 1910)

Du bist bei mir

„Der Prophet“ von Hildegard Bienen (1925 – 1990) / Foto: (c) wak

Ruhe ich, so bist du bei mir;
steige ich auf eine Höhe,
so steigst du mit mir;
steige ich herab,
so steigst auch du herab:
Wohin ich mich wende,
du bist bei mir.

Nikolaus von Kues (1401 – 1464)

Meditationshindernisse aus dem Weg räumen

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Hingabe räumt das größte Meditationshindernis aus dem Weg, das Ich, und öffnet uns einem größeren Leben, während Inspiration uns motiviert, unser Ziel zu verwirklichen. Eine Meditationspraxis ohne verständliches und überzeugendes Ziel kann nicht zum Erfolg führen. Deshalb ist es wichtig, zunächst unser Ziel festzulegen und uns von seinem Wert wie auch von seiner Erreichbarkeit zu überzeugen. Es gilt also als Erstes einen geistigen Hintergrund, ein geistiges Klima, zu schaffen. Anschließend können wir mit der eigentlichen Meditationspraxis beginnen.

Zitat aus dem Text„Meditation“ von Anagarika Govinda

Der vollständige Beitrag von Anagarika Govinda kann hier gelesen werden:

XIII. MAGISCHE BLÄTTER | Frühjahr 2023

CIV. Jahrgang Frühjahr 2023 | Spuren (2) (Februar | Heft 37)

EINZELBUCH, 310 Seiten, 20,00 € (zuzüglich Versandkosten) ISBN-Nr. 978-3-948-5941-69

Herausgeber: Verlag Magische Blätter – Ronnenberg | Schriftleitung: Organisation zur Umwandlung des Kinos

Bestellungen hier: kontakt@verlagmagischeblaetter.eu subject: BESTELLEN MAGISCHE BLÄTTER BUCH XIII

Der Geschmack eines Geschöpfes

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Das Gebot, das ich in der Natur der Minne erkenne, bringt meine Sinne in Verwirrung. Es hat keine Form, weder Ursache noch Gestalt, dennoch hat es den Geschmack eines Geschöpfes. Es ist die Materie meiner Freude, nach der ich immer dürste.

Hadewijch von Antwerpen (13. Jh.)

… möchte ich mich wohl lehren lassen

Jacob Böhme-Lesebuch (Paul Hankamer / Ronald Steckel)

Weil ichs aber nicht habe ergriffen, so lasse ichs meinem Gott und denen, so etwan Gott solches möchte zu erkennen geben, bis mir die Augen dessen Wesens, so es Gott gefiele, möchten eröffnet werden: denn es sind Geheimnisse, und ist dem Menschen ohne Gottes Befehl und Licht nicht damit zu schließen: So aber jemand dessen von Gott Erkenntnis und Erleuchtung hätte, möchte ich mich wohl lehren lassen, so ich dessen im Lichte der Natur möchte Grund haben.

Jacob Böhme (1575 – 1624): in: Von den letzten Zeiten, I, 28

In: Das Jacob Böhme Lesebuch. Aus Jakob Böhmes Schriften ausgewählt und eingeleitet von Paul Hankamer (1925). Neu herausgegeben, erweitert und mit einem Glossar versehen von Ronald Steckel (2022), Verlag Magische Blätter, Ronnenberg, S. 81
Mehr hier: https://verlagmagischeblaetter.eu/publikationsreihe/buecher

Ich glaube an…

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Ich glaube an den Schrei des Sturms
inmitten der Kanonade des Donners.
Ich glaube an das Licht der leuchtenden Sterne,
Ich glaube an die Sonne und den Mond;
Ich glaube an den Blitz der Blitze
Ich glaube an das Gezwitscher des Nachtvogels.
Ich glaube an den Glauben der Blumen,
ich glaube an den Felsen und die Erde,
Denn in all dem erscheint deutlich
Das Werk Gottes.

Autor unbekannt

Fremden Federn zugeschrieben – inspirierende Texte für die Adventszeit ~ 4 | Gott gebe mir die Gelassenheit…

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Gott, gib mir die Gelassenheit,
Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

Autor:
Reinhold Niebuhr ( 1892 – 1971), ein evangelischer Theologe aus den USA, hat das Gebet vor oder während des Zweiten Weltkriegs verfasst. In Briefen datiert Reinhold Niebuhrs Ehefrau es auf 1941 oder 1942

Zugeschrieben:
Friedrich Christoph Oetinger (1702 – 1782); schwäbischer Theosoph.

Geschichte und Quelle:
Dazu ist es gekommen, als der Religionspädagoge Theodor Wilhelm eine deutsche Übersetzung des Gebetes von Niebuhr 1951 in seinem Buch „Wendepunkt der politischen Erziehung“ veröffentlicht hat. Er ließ es unter dem Pseudonym Friedrich Oetinger in Anlehnung an den Theosophen erscheinen. Andere Zuschreibungen nennen unter anderem Dietrich Bonhoeffer, Ignatius von Loyola und Franz von Assisi als Autoren. Auch im „Handbüchlein der Moral“ von Epiktet aus dem 2. Jahrhundert finden sich durchaus Parallelen zum Text des „Gelassenheitsgebetes“.
Eine ausführliche Geschichte zum Gelassenheitsgebet hat die Württembergische Landesbibliothek auf ihrem Webauftritt.