… will in die stille Wüste

Photo by Francesco Ungaro on Pexels.com

Ich sage in guter Wahrheit, dieses Licht begnügt sich nicht mit dem einfachen stillstehenden göttlichen Wesen, das weder gibt noch nimmt, sondern es will wissen, woher dieses Wesen kommt, es will in den einfachen Grund, in die stille Wüste, wohin nie etwas Unterschiedenes, weder Vater noch Sohn noch heiliger Geist, gedrungen ist; in dem Innigsten, wo niemand heimisch ist, da begnügt es sich in einem Lichte, und da ist es einiger als in sich selbst; denn dieser Grund ist eine einfache Stille, die in sich selbst unbeweglich ist, und von dieser Unbeweglichkeit werden bewegt und da empfangen ihr ganzes Leben alle Dinge, die vernünftig leben und sich in sich selbst versenkt haben.

Meister Eckhart (1260 – 1328) in seiner Predigt „Von der Einheit der Dinge“
In: Meister Eckharts mystische Schriften. Berlin 1903, S. 87-91

Den tiefsten Grund des Universums finden

Foto: (c) wak

Es gibt einen Platz im Herzen, worin das ganze Universum enthalten ist – Himmel wie auch Erde, das Feuer, die Luft, Sonne, Mond und das Leuchten der Sterne. Alles ist darin enthalten. Wenn wir über unseren Verstand mit seinen Möglichkeiten des Messens und seinen Kategorien von Raum und Zeit hinausgehen, finden wir den tiefsten Grund des Universums. Dort sind Leben und Intelligenz.

Bede Griffiths (1906-1993)

Versenke deinen Geist in Gottes Geist

Foto: (c) wak

Kehre dich in Wahrheit von dir selber und allen geschaffenen Dingen ab, und richte deinen Geist gänzlich auf Gott über alle Geschöpfe (hinweg) in den tiefen Abgrund; da versenke deinen Geist in Gottes Geist, in wahrer Gelassenheit aller deiner oberen und niederen Kräfte, über alle Sinne und Erkenntnis (hinaus), in wahrer Vereinigung mit Gott, innerlich in dem Grund. So läßt du alle Formen, alles Wort, jegliche Übung hinter dir; und nun bitte Gott um all das, worum er gebeten sein will und was du und alle Menschen von dir begehren.

Johannes Tauler (1300 – 1361) in seiner Predigt 15 a zum Vorabend vor Palmsonntag /Johannes 17,5

Eckhart Tolle über Bô Yin Râ: Öffnung für eine andere Dimension

Bô Yin Râ- Josef Anton Schneiderfranken: Mystischer Wasserfall / Bild: Magische Blätter

… Eine Begebenheit zum Thema „spirituelle Erfahrungen“. Als wir in Spanien waren, war ich etwa fünfzehn, als eine deutsche Frau uns besuchte und dann nach Deutschland zurückkehren wollte. Sie sagte: „Kann ich ein paar Dinge bei Euch lassen?“ Sie ließ einige Bücher bei uns. Es gab fünf Bücher, die von einem deutschen Mystiker geschrieben wurden, einem Schriftsteller des frühen 20. Jahrhunderts, der im Ausland nicht sehr bekannt war. Sein spiritueller Name ist Bô Yin Râ. Ich begann, diese Bücher zu lesen. Der Text war in einem fast biblischen Stil verfasst und deutete auf eine mystische Erfahrung hin. Und ich habe sehr tief auf diese Bücher reagiert. Ich hatte später das Gefühl, dass diese Bücher aus einem be-stimmten Grund dort gelassen wurden. Ich habe sogar Teile dieser Bücher kopiert. Sie schufen eine „Öffnung“ in diese Dimension. …

Aus einem Interview mit Eckhart Tolle, in: John W. Parker, Dialogues with Emerging Spiritual Teachers, S. 97, 2009

Der vollständige Beitrag „Öffnung für eine andere Dimension“ von Eckhart Tolle kann hier gelesen werden:

XVI. MAGISCHE BLÄTTER BUCH
CIV. Jahrgang – Winter 2023/2024

Das Lehrwerk und sein Vorhof (HEFT 47 | Dezember 2023)

EINZELBUCH, 427 Seiten, 20,00 € (zuzüglich Versandkosten) ISBN 978-3948-5941-4-5

Herausgeber: Verlag Magische Blätter – Ronnenberg | Schriftleitung: Organisation zur Umwandlung des Kinos

Bestellungen hier: kontakt@verlagmagischeblaetter.eu subject: BESTELLEN MAGISCHE BLÄTTER BUCH XVI

Da Du uns schenkest die Gaben des Lichts

Foto: (c) wak

O heilsamer Weg,
der kraftvoll sich Bahn bricht!
Alles durchdringst Du:
die Höhen, die Tiefen, den Abgrund-
Du fügest und bindest alles in eins!

Durch Dich wogen die Wolken, wehen auf die Lüfte –
die Steine träufeln vom Saft,
Quellen sprudeln hervor,
durch dich quillt aus Erden das erfrischende Grün.

Darum sei Lob Dir, Du Klang allen Lobens,
Du Freude des Lebens
voll Hoffnung und Kraft,
voll des Rühmens,
da Du uns schenkest die Gaben des Lichts!

Hildegard von Bingen (1098 – 1179)

Gott und Gottheit: unter­schieden durch Wirken und Nichtwirken.

Als ich noch im Grunde, im Boden, im Strom und Quell der Gottheit stand, da fragte mich niemand, wohin ich wollte oder was ich täte: da war niemand, der mich gefragt hätte. Als ich aber ausfloß, da sprachen alle Kreaturen: „Gott“! Fragte man mich: „Bruder Eckhart, wann gingt Ihr aus dem Hause“, dann bin ich drin gewesen. So also reden alle Kreaturen von „Gott“. Und war­um reden sie nicht von der Gottheit Alles das, was in der Gottheit ist, das ist Eins, und davon kann man nicht reden. Gott wirkt, die Gottheit wirkt nicht, sie hat auch nichts zu wirken, in ihr ist kein Werk; sie hat niemals nach einem Werke ausgelugt. Gott und Gottheit sind unter­schieden durch Wirken und Nichtwirken.

Meister Eckhart (1260 – 1328)

Stilles Zwiegespräch

Photo by Arina Krasnikova on Pexels.com

In der mystischen Theologie ist allerdings die vorzügliche Übung: mit Gott
zu sprechen, und Gott im Grunde des Herzens sprechen zu hören; und weil dies
Gespräch durch sehr geheime Sehnsucht und Einflößungen geschieht, nennen wir es
ein stilles Zwiegespräch.

Die Augen sprechen zu den Augen und das Herz zum Herzen; und niemand
versteht was gesprochen wird, außer die Liebenden, die zu einander sprechen.

Franz von Sales (1567-1622) In: Theotimus oder von der Liebe Gottes (S. 540-542)

Dein Ursprung ist in Dir selbst

Ramana Maharshi / Archiv

Es genügt, dass man sich ausliefert.
Sich auszuliefern heißt,
dass man sich dem Grund
des eigenen Seins übergibt.

Lass Dich nicht von dem Wahn blenden,
dieser Grund sei irgendein äußerer Gott.
Dein Ursprung ist in Dir selbst.

Ergib Dich ihm.
Das bedeutet,
dass Du den Ursprung suchen
und mit ihm eins werden musst.

Ramana Maharshi (1879 – 1950)