Sich von allen Gedanken leer machen

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Wenn einer seinen Geist
im Ruhestand sehen will,
muß er sich von allen
Gedanken leer machen
und dann wird er jenen schauen,
der gleich einem Saphir ist
oder wie die Himmelsfarbe.

Der heilige Nilus. Zitiert in: Das Herzensgebet. Mystik und Yoga der Ostkirche, München-Planegg 1957

Heilende Energien freisetzen

An der Kerzenkapelle in Kevelaer / Foto: (c) wak

Es geht beim Heilen nicht darum, etwas zu machen, sondern darum, den Menschen für die heilenden Kräfte, die bereits vorhanden sind, zu öffnen. Kein Heiler und keine Heilerin heilt aus eigener Kraft, sie heilen, indem sie vorhandene heilende Energien freisetzen.

Willigis Jäger (1925 – 2020)

Auf die gemeinsame Aufgabe hinlenken

Ilia Delio OSF zitiert ihn in ihrem Beitrag: Von der Neigung der Materie hin zum Geist
https://chalice-verlag.de/kuenstliche-intelligenz-religion-materie-geist-ilia-delio-teilhard-de-chardin/

Jede Stunde einen Anfang machen

Foto: (c) wak

Von dem Wüstenvater Abbas Moses wird berichtet, dass er den alt gewordenen Abbas Silvanos fragte: „Kann der Mensch täglich einen neuen Anfang machen?“ Der Greis gab ihm zur Antwort: „Wenn er ein Arbeiter ist, kann er sogar jede Stunde einen Anfang machen.“

Aus der Tradition der Wüstenmütter und Wüstenväter

… es ist Zeit vom Schlafe aufzuwachen

https://verlagmagischeblaetter.eu/publikationsreihe/jacob-boehme-lesebuch-ronald-steckel/lexikon-heiko-kraemer/ausstellungskatalog-jakob-boehme-bund

Bote des Gedankens

Johannes von Damaskus / Foto: wikimedia

Weiterhin unterscheidet sich der vernünftige Teil der Seele ins innerliche und ins ausgesprochene Wort. Das innerliche Wort ist eine Bewegung der Seele, die sich im überlegenden Teil ohne eine Aussprache vollzieht. Deshalb gehen wir oft auch stillschweigend eine ganze Rede in uns durch und unterhalten uns in den Träumen. Hauptsächlich mit Rücksicht darauf sind wir alle vernünftige Wesen. Denn auch die, die von Geburt aus stumm sind oder die infolge einer Krankheit oder eines Unfalls ihre Stimme verloren, sind nichtsdestoweniger vernünftige Wesen. Das ausgesprochene Wort aber macht sich in der Stimme und in den Dialekten (Mundarten) geltend, es ist also das Wort, das durch Zunge und Mund hervorgebracht wird. Darum heißt es auch hervorgebrachtes Wort. Es ist Bote des Gedankens. Mit Rücksicht darauf heißen wir auch redende Wesen.

Johannes von Damaskus (ca. 650 – vor 754)

Lass nicht ab an deiner eigenen Statue zu wirken

Buddhaskizze von Antony Gormley / Foto: (c) wak

Kehre ein zu dir selbst und sieh dich an. Und wenn du siehst, dass du noch nicht schön bist, so mache es wie der Bildhauer, der von einer Statue, die schön werden soll, hier etwas fortmeißelt, dort etwas glättet und da etwas reinigt, bis er der Statue ein schönes Gesicht gegeben hat. So mach’ du es auch: Nimm weg, was unnütz, richte gerade, was krumm ist, reinige, was dunkel ist und mache es hell. Lass nicht ab, an deiner eigenen Statue zu wirken, bis dir der göttliche Glanz der Tugend aufleuchtet und du sie auf ihrem heiligen Sockel stehend erblickst. Und wenn du soweit gekommen bist, dann hemmt dich nichts mehr, dann bist du ganz du selbst und ganz und gar reines, wahres Licht. Du bist eins mit dem Schauen, gewinnst Zutrauen zu dir, bist so hoch gestiegen, dass du keine Weisung mehr brauchst.

Plotin (204 – 270) in den „Enneaden“

Noch nie hat unsere Welt so viele stille Menschen gebraucht wie heute

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Die Gestalt eines stillen Menschseins zu verwirklichen bedeutet, Gott selbst als Gegenwart Christi spürbar zu machen. Der hörende, zuhörende, lauschende und horchende Mensch ist der Ort, an dem die Verwandlung geschieht: Viel Not, Leid, bange Verzweiflung wird von überallher in seine Seele strömen; er wird aber offenbleiben und die Dunkelheiten in seinem eigenen Dasein sammeln. Leise wird er immer wieder dieses Dasein dem Licht des Geheimnisses öffnen, damit der menschgewordene Gott aus all dem eine neue Schöpfung gestaltet. Noch nie hat unsere Welt so viele stille Menschen gebraucht wie heute, und es gab deren vielleicht noch nie so wenige. Wem heute die Erfahrung der Stille geschenkt wird, der mag dafür danken, sie wohlbewahren und sorgen, daß sie fruchtbar werde. Wer aber nichts davon weiß, der soll mit dem Ernst des Täglichen anfangen.

Ladislaus Boros (1927 – 1981)

Auszug aus dem Artikel „Der Schweigende Mensch und sein Gott. Meditation zum Stillwerden“, den ich in der Schweizer Jesuitenzeitschrift „Orientierung“ 33 (1969), Nr. 6 vom 31. März 1969 gefunden habe.

Aktuell erscheint im Xantener Chalice-Verlag eine Gesamtausgabe der Werke von Ladislaus Boros: https://chalice-verlag.de/fp-boros-ga00/