Schweigen ist eine mystische Tätigkeit

Cover eines Buches von Dorothee Sölle

Schweigen ist eine mystische Tätigkeit. Dieses Schweigen ist das, was nach den Worten kommt. Es ist nicht das Schweigen derer, die noch gar keine Worte gefunden haben. Es gibt ein Schweigen vor der Rede und es gibt ein Schweigen danach. Aber hier ist das Schweigen danach gemeint. Die Leute verstehen dieses Schweigen. Es ist vielleicht wirksamer als vieles Reden

Dorothee Sölle (1929 – 2003). Mystik und Widerstand. Vortrag vom 9. Juni 1983 in der Kirche zu Predigern, Zürich

http://doi.org/10.5169/seals-143077

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Dolmetscher des Herzens

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Die Menschen des Herzens — Mystiker/innen — bleiben solange schweigsam, bis ihr Herz zu reden beginnt; dann gebrauchen sie ihre Zunge als Dolmetscher ihres Herzens.

Hassan Basri (642 – 728)

Schloß des Nicht-Seins

Versuche es,
mit mir zu wandern
in das Schloß des Nicht-Seins,
wo alles Eins ist.

Da wollen wir reden
über die Unendlichkeit.

Versuche es,
mit mir zu kommen
zum Nichts-Tun,
zur Einfalt und Stille,
zur Versunkenheit und Reinheit,
zur Harmonie und Ruhe.

Dort sind alle Unterschiede verschwunden.

Zhuang Zi / Dschuang Dsi (um 365 v.u.Z.– 290 v.u.Z.) in: Das wahre Buch vom südlichen Blütenland. Buch XXII, Nr. 5 „Wo ist der Sinn?“

Des Wassers Güte ist es allen Wesen zu nützen

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Höchste Güte ist wie das Wasser.
Des Wassers Güte ist es, allen Wesen zu nützen ohne Streit. Es weilt an Orten, die alle Menschen verachten. Drum steht es nahe dem SINN.

Beim Wohnen zeigt sich die Güte an dem Platze.
Beim Denken zeigt sich die Güte in der Tiefe.
Beim Schenken zeigt sich die Güte in der Liebe.
Beim Reden zeigt sich die Güte in der Wahrheit.
Beim Walten zeigt sich die Güte in der Ordnung.
Beim Wirken zeigt sich die Güte im Können.
Beim Bewegen zeigt sich die Güte in der rechten Zeit.

Wer sich nicht selbst behauptet, bleibt eben dadurch frei von Tadel.

Tao Te King, 8. Kapitel: DAS WESEN DER BEWEGLICHKEIT

Vom Reden und Schweigen

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Sinnvoll reden kann nur,
wer auch schweigen kann,
sonst faselt er;
richtig schweigen kann nur,
wer auch zu sprechen vermag,
sonst ist er stumm.
In beiden Geheimnissen lebt der Mensch;
ihre Einheit drückt sein Wesen aus.

Romano Guardini (1885 -1968)

Mit Schweigen wirds gesprochen

Mensch, so du willst das Sein
der Ewigkeit aussprechen,
So musst du dich zuvor
des Redens ganz entbrechen.

Angelus Silesius / Johannes Scheffler (1624 – 1677)

Der ganze Beitrag mit Gedanken aus dem „Cherubinischen Wandersmann“ kann hier nachgelesen werden:

MAGISCHE BLÄTTER BUCH VIII
CII. JAHRGANG WINTER 2021/2022

November 2021: Mystiker, die B.Y.R. empfohlen hat

Bestellungen: kontakt@verlagmagischeblaetter.eu

Mehr auch hier: https://verlagmagischeblaetter.eu/monatsschrift-magische-bl%C3%A4tter

Die göttliche Magia hat Wunder ohne Zahl

Wir werden ein heilig Priesterlich Leben führen, und alle von Gottes Weisheit und ewigen Wundern reden: denn die göttliche Magia hat Wunder ohne Zahl: je mehr gesuchet wird, je mehr ist da, und das ist die Vermehrung des Willens Gottes.

Jakob Böhme (1575 – 1624) in: 40 Fragen von der Seelen, 40. Frage, 4–10

Der ganze Beitrag „Vom Ende der Welt und dem ewigen Leben“ mit Gedanken von Jakob Böhme kann hier nachgelesen werden:

MAGISCHE BLÄTTER BUCH VIII
CII. JAHRGANG WINTER 2021/2022

November 2021: Mystiker, die B.Y.R. empfohlen hat

Bestellungen: kontakt@verlagmagischeblaetter.eu

Mehr auch hier: https://verlagmagischeblaetter.eu/monatsschrift-magische-bl%C3%A4tter

Das Heil finden

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Es fragte einer den Altvater Antonios, was er tun müsse, um Gott zu gefallen. Der Greis gab ihm folgende Antwort: „Befolge, was ich dir auftrage! Wohin immer du gehst, habe überall Gott vor Augen. Was du auch tust, oder was du auch redest: für alles suche ein Zeugnis in den Heiligen Schriften. Wenn du dich an einem Orte niederläßt, dann entferne dich nicht leicht. Diese drei Dinge beobachte und du wirst das Heil finden.”

(Abbas Antonios, 3) in: Apophthegmata Patrum – Weisung der Väter. Übersetzung Bonifaz Miller. Trier 1986

Es ist in dir

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Der Jünger sprach zum Meister: „Wie mag ich kommen zu dem übersinnlichen Leben, dass ich Gott sehe und höre reden?“ Der Meister sprach: „Wenn du dich magst einen Augenblick in das schwingen, da keine Creatur wohnet, so hörest du, was Gott redet“.

Der Jünger sprach: „Ist das nahe oder ferne?“ Der Meister sprach: „Es ist in dir; und so du magst eine Stunde schweigen von allen deinen Wollen und Sinnen, so wirst du unaussprechliche Worte Gottes hören.“

Der Jünger sprach: „Wie mag ich hören, so ich von Willen und Sinnen stille stehe?“ Der Meister sprach: „Wann du von Sinnen und Wollen deiner Selbheit stille stehest, so wird in dir das ewige Hören, Sehen und Sprechen offenbar und höret und siehet Gott durch dich; dein eigen Hören, Wollen und Sehen verhindert dich, dass du Gott nicht siehest und hörest.“

Jakob Böhme (1575 – 1624) in: Christosophia: oder Der Weg zu Christo