Die Kraft Gottes sehen, riechen und schmecken

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Du wirst kein Buch finden, in welchem du die verinnerlichte göttliche Weisheit besser erforschen und erkennen könntest, als wenn du auf eine grüne und blühende Wiese gehst. Dort wirst du die wunderliche Kraft Gottes sehen, riechen und schmecken, auch wenn es nur ein Gleichnis ist, denn die göttliche Kraft ist im dritten Prinzip materiell geworden, und damit hat sich Gott im Gleichnis offenbart. So ist es dem Suchenden ein gütiger Lehrmeister, und er findet hier sehr viel.

Jacob Böhme ( 1575 – 1624) in: Drei Principien Göttliches Wesens, VIII, 12

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Kein anderer Erkenner

Foto: (c) wak

Er ist der Seher, den man nicht sieht,
der Hörer, den man nicht hört,
der Denker, den man nicht denkt,
der Erkenner, den man nicht erkennt;

es gibt keinen anderen Seher,
es gibt keinen anderen Hörer,
es gibt keinen anderen Denker,
es gibt keinen anderen Erkenner,

das ist dein Âtman,
der heimliche Lenker,
der Unsterbliche.
Leidvoll ist alles andere.


Brihad-Âranyaka-Upanishad, ~ 700–500 v.u.Z.

Gefunden habe ich diesen Text hier: https://blog.nootheater.de/2020/11/12/buch-der-freunde-liii/

Mit neuer Klarheit und Einfachheit sehen

Die Herz-Meditation mag sehr einfach erscheinen, aber sie funktioniert wie ein Katalysator, der den Prozess der inneren Transformation beschleunigt, indem er die eigene Dunkelheit an die Oberfläche bringt, wo sie konfrontiert und akzeptiert werden muss. Die abgelehnten und nicht anerkannten Teile der eigenen Psyche müssen angenommen werden, müssen „einen Platz in der Sonne bekommen“. Dies ist die traditionelle Sufi-Arbeit: das „Polierens des Spiegels des Herzens“, das uns einen Einblick in unsere wahre Natur ermöglicht. Wenn dieser innere Spiegel zugedeckt ist von dem, was im Westen Projektionen und Ego-Konditionierungen genannt wird, sehen wir alles auf verzerrte Art und Weise; wir sehen die verworrenen Reflexionen unseres eigenen Lichts und unserer Dunkelheit. Während wir den Spiegel polieren, werden die Verzerrungen weggenommen und wir fangen an, mit einer neuen Klarheit und Einfachheit zu sehen.

Llewellyn Vaughan-Lee (*1953) in: Weder vom Osten noch vom Westen: Die Reise der Naqshbandiyya-Mujaddidiyya von Indien nach Amerika
https://goldensufi.org/de/weder-vom-osten-noch-vom-westen-die-reise-der-naqshbandiyya-mujaddidiyya-von-indien-nach-amerika/

Kehre dich nach innen zurück

Foto: (c) wak

Kehre dich nach innen zurück,
an den Ort, an dem nichts mehr besteht,
und achte darauf, dass du nichts einlässt.
Dringe in deine Tiefe ein,
an den Ort, an dem kein Gedanke mehr existiert,
und achte darauf, dass dort kein Gedanke aufkommt!

Dort wo nichts existiert, ist Fülle!
Dort, wo nichts zu sehen ist, die Schau des Seins!
Dort, wo nichts mehr erscheint,
das plötzliche Erscheinen des wahren Selbst!
Dhyana ist das!

Gnânânanda Giri (19./20. Jahrhundert – genaue Lebensdaten sind nicht bekannt). Henri Le Saux / Abhishiktananda (1910 – 1973) war stark von ihm beeinflusst. Le Saux beschrieb den Kontakt zu seinem Guru in seinem Buch „Guru and Disciple: an Encounter with Sri Gnanananda, a Contemporary Spiritual Master„.

Dhyana meint Versenkung, Meditation. Sie ist die letzte, die dem Samadhi vorangeht, jenem Zustand der Einheit und seligen Ruhe, in dem die Identität des Selbst mit Brahma erlangst ist, das Ursprüngliche, Absolute, die Urkraft.

Gottes Sein in allen Dingen

Ignatius von Loyola / Bild: Archiv

Man soll sich also darin üben,
Gottes Gegenwart in allen Dingen zu suchen,
im Gehen, Sehen, Schmecken,
Hören, Denken, überhaupt in allem,
was man tut.
Ist doch Gottes Sein
in allen Dingen,
durch Gegenwart, Wirken und Wesen.

Ignatius von Loyola (1491 – 1555)

Mit dem ganzen Wesen aller Wesen nur ein Leib in vielen Gliedern

Porträt Jakob Böhme/ Archiv

Wie ihr nun sehet und empfindet, dass der Mensch ist, also ist auch die Ewigkeit. Betrachet den in Leib und Seele, in Gutem und Bösem, in Freud und Leid, in Licht und Finsternis, in Macht und Unmacht, in Leben und Tod.

Es ist Himmel, Erde, Sterne und Elementa alles im Menschen, darzu die Dreizahl der Gottheit, und kann nichts genannt werden, das nicht im Menschen wäre. Es sind alle Kreaturen im Menschen, beides in dieser Welt und in der Welt der Engel; wir sind allzumal mit dem ganzen Wesen aller Wesen nur ein Leib in vielen Gliedern, da ein jedes Glied wieder ein Ganzes ist.

Jacob Böhme (1575 – 1624) in: Von dem Dreyfachen Leben des Menschen, 6, 49

Zitat aus dem Beitrag: Jacob Böhme. Philosophus Teutonicus. Eine Reise auf den Spuren des ersten deutschen Philosophen von Ronald Steckel

Der vollständige Beitrag über Jacob Böhme kann hier gelesen werden:

XII. MAGISCHE BLÄTTER BUCH | WINTER

CIII. Jahrgang Winter 2022 / 2023 | Musik & Film (Januar | Heft 36)

EINZELBUCH, 364 Seiten, 20,00 € (zuzüglich Versandkosten)ISBN-Nr. 978-3-948-5941-5 2

Herausgeber: Verlag Magische Blätter – Ronnenberg | Schriftleitung: Organisation zur Umwandlung des Kinos

Bestellungen hier: kontakt@verlagmagischeblaetter.eu subject: BESTELLEN MAGISCHE BLÄTTER BUCH XII

Tor zum letzten Geheimnis

Cover des Buches / Insel-Bücherei Nr. 253 / Detail

Die Bahn der Bahnen ist nicht die Alltagsbahn;
Der Name der Namen ist nicht der Alltagsname.
Unnambarkeit ist Wesen des Allüberall;
Nambarkeit ist Werden des Einzelnen.
Jedoch: klar siehet, wer von ferne sieht,
und nebelhaft, wer Anteil nimmt.
Diese Grundwesenheit, zwiefältig, ist Eins
in der Erscheinung nur, zwiefacher Gegensatz.
Sie ist das Unergründliche,
das unergründliche Gründliche,
das Tor zum letzten Geheimnis.

Die Bahn und der rechte Weg des Lao-Tse
Der chinesischen Urschrift nachgedacht von Alexander Ular (1876 – 1919)

Jahres-Schluss-Steine Meister Eckharts

Fotographik (c) wak

„Wer diese Predigt verstanden hat, dem vergönne ich sie wohl. Wäre niemand hier gewesen, ich hätte sie diesem Opferstock predigen müssen“. So Meister Eckhart (1260 – 1328) am Ende der Aussagen von Predigt 26. Diese fast sprichwörtlich gewordenen Zeilen sind hier wie bei anderen seiner Predigten Schlusspunkte, Schlusssteine. Sie führen Vorhergegangenes zu einem Ende: sehr direkt, kurz und knapp. Manche der Schlussätze sind ähnlich wie Affirmationen, bei denen eine Aussage, Situation oder Handlung positiv bewertet wird. Andere wirken wie Aufrufe oder Weckrufe zur Transformation. Bei nur wenigen der Sätze sind sie teilweise unverständlich, wenn der vorige Predigttext nicht gekannt ist. Bei den meisten von ihnen jedoch sind sie oft wie eigene meditative Artefakte, kontemplative Kleinode. Auf jeden Fall zu schade dafür, dass sie in der Fülle der Predigtgedanken unbeachtet untergehen. Ist doch auch daran zu erinnern, was Gustav Landauer in seinem Vorwort zu „Meister Eckharts Mystische Schriften“ schrieb. Er hatte sie 1903 herausgegeben, 1920 dann noch einmal sprachlich bearbeitet von  Martin Buber.  Landauer war der Überzeugung: “ Meister Eckhart ist zu gut für historische Würdigung; er muss als Lebendiger auferstehen.“

Diese Schlusssteine mögen am Ende diesen Jahres dazu anregen, ein paar der Gedanken Meister Eckharts mit in das kommende Jahr zu nehmen. (w.a.k.)

1 Dass Jesus auch in uns kommen und hinauswerfen und wegräumen möge alle Hindernisse und uns Eins mache, wie er als Eins mit dem Vater und dem heiligen Geiste ein Gott ist, auf dass wir so mit ihm eins werden und ewig bleiben, dazu helfe uns Gott. Amen.

4 Dass wir bereitet werden, die beste Gabe zu empfangen, dazu helfe uns der Vater der Lichter. Amen.

5 Dass wir nicht dahin gelangen, wo dieses Gut empfangen wird, das liegt nicht an ihm, sondern an uns.

6 Dass wir in solcher Weise wahrhaft drinnen bleiben mögen, dass wir alle Wahrheit unmittelbar und ohne Unterschiedenheit in rechter Seligkeit besitzen, dazu helfe uns Gott! Amen.

7 Dass wir die Gerechtigkeit um ihrer selbst willen und Gott ohne Warum lieben, dazu helfeuns Gott. Amen.

8 … Was die Seele in ihrem Grunde sei, davon weiß niemand etwas. Was man davon wissen kann, das muss übernatürlich sein, es muss aus Gnade sein: dort wirkt Gott Barmherzigkeit. Amen.

11 Dass wir uns innen finden im Tage und in der Zeit der Vernunft und im Tage der Weisheit undim Tage der Gerechtigkeit und im Tage der Seligkeit, dazu helfe uns der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

13 … Der Mensch, der gelassen hat und gelassen ist und der niemals mehr nur einen Augenblick auf das sieht, was er gelassen hat, und beständig bleibt, unbewegt in sich selbst und unwandelbar, – der Mensch allein ist gelassen. Dass wir so beständig bleiben und unwandelbar wie der ewige Vater, dazu helfe uns Gott und die ewige Weisheit. Amen.

15 Wir sollen Gottes Bild in uns tragen, und sein Licht soll in uns leuchten, wenn wir »Johannes« sein wollen.

16 Dass wir Eins werden, dazu helfe uns Gott. Amen.

18 Dass wir ebenso dahin gelangen, in dem ewigen Worte zu antworten, dazu helfe uns Gott. Amen.

19 Wir bitten Gott, unsern lieben Herrn, dass er hier mit uns wohne, auf dass wir ewiglich mit ihm wohnen mögen; dazu helfe uns Gott. Amen.

21 Darum spricht Sankt Lukas: »Ein Mensch hatte bereitet ein großes Abendmahl« (Luk. 14, 16). Dieser Mensch ist Gott und hat keinen Namen. Dass wir zu diesem Gastmahl kommen, dazu helfe uns Gott. Amen.

22 Dass wir so eins werden mit Gott, dazu helfe uns »ein Gott, Vater aller«. Amen.

23 Dass wir zu dieser Wahrheit kommen, dazu helfe uns die Wahrheit, von der ich gesprochen habe. Amen.

24 Nun, dass wir zu diesem ewigen Lichte kommen, dazu helfe uns Gott. Amen

26 Wer diese Predigt verstanden hat, dem vergönne ich sie wohl. Wäre hier niemand gewesen, ich hätte sie diesem Opferstocke predigen müssen. Es gibt manche arme Leute, die kehren wieder heim und sagen: »Ich will an einem Ort sitzen und mein Brot verzehren und Gott dienen!« Ich sage bei der ewigen Wahrheit, diese Leute müssen verirrt bleiben und können niemals erlangen noch erringen, was die anderen erlangen, die Gott nachfolgen in Armut und in Fremde. Amen.

27 Dass auch wir gut werden mögen und getreu, auf dass auch uns unser Herr eingehen heiße und ewig inne bleiben, wir mit ihm und er mit uns, dazu helfe uns Gott! Amen.

29 Dass wir so eins seien in der Einheit, die Gott selbst ist, dazu helfe uns Gott. Amen.

31 Dass wir eben diese Einheit seien und diese Einheit bleiben mögen, dazu helfe uns Gott. Amen.

32 Dass wir so leben mögen, dass wir es ewig erfahren, dazu helfe uns Gott. Amen.

33 Dass wir Gott so folgen, dass er uns in sich versetzen könne, damit wir mit ihm vereint werden, auf dass er uns mit sich selbst lieben könne, dazu helfe uns Gott. Amen.

35 Dass uns dies widerfahre, dazu helfe uns Gott. Amen.

36 Dass wir ihm alle folgen, auf dass er uns bringe in sich, wo wir ihn wahrhaft erkennen, dazu helfe uns Gott. Amen.

37 Bitten wir unsern Herrn, dass wir in die Erkenntnis kommen mögen, die da ganz ohne Weise und ohne Maß ist. Dazu helfe uns Gott. Amen.

38 Dass wir ebenso mit Gott vereint werden, dazu helfe uns die Wahrheit, von der ich gesprochen habe! Amen.

39 Wir bitten Gott, unsern lieben Herrn, dass wir Eins und innen – wohnend werden. Dazu helfe uns Gott. Amen.

40 Dass wir dies begreifen und ewiglich selig werden, dazu helfe uns der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

42 Und in diesem Einen sollen wir ewig versinken vom Etwas zum Nichts. Dazu helfe uns Gott. Amen.

44 Dass wir mit Gott ein Geist werden und wir in der Gnade erfunden werden, dazu helfe uns Gott. Amen.

45 Dass wir die göttliche Gleichheit göttlicher Ruhe so suchen und bei Gott finden mögen, dazu helfe uns Gott. Amen.

46 Dass wir in solcher Weise der Gerechtigkeit in der Weisheit nachfolgen und nach ihr hungern und dürsten, auf dass wir gesättigt werden, dazu helfe uns Gott. Amen.

48 Darum soll man der ersten Eingebung folgen und so voranschreiten; dann kommt man dahin, wohin man soll, und so ist‘s recht.

50 Und dass wir zu dieser Frucht kommen, dazu helfe uns die ewige Wahrheit, von der ich gesprochen habe. Amen.

52 Da ist Seligkeit, wo die Seele Gott nimmt, wie er Gott ist. Bitten wir unsern Herrn, dass wir so mit ihm vereint werden. Amen.

53 Dass wir zu diesem Erkennen kommen, dazu helfe uns Gott. Amen.

54 Dass wir zu dieser Vollkommenen Liebe gelangen, dazu helfe uns Gott. Amen.

56 Dass wir allem dem entwachsen, was nicht Gott ist, dazu helfe uns Gott. Amen.

57 In diese Geburt helfe uns der Gott, der von neuem als Mensch geboren ist. Dass wir schwache Menschen in ihm auf göttliche Weise geboren werden, dazu helfe er uns ewiglich. Amen.

(Die Ziffern vor den Schlusssätzen beziehen sich auf die Nummerierung der Predigten, die Josef Quint 1963 herausgegeben und übersetzt hat.)

Zum Geist der Einheit erwachen

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Wenn der Mensch zum Geist der Einheit erwacht und die Einheit hinter allen Dingen sieht, ändert sich sein Blickwinkel Die Sichtweise wird anders, und seine Einstellung ändert sich dadurch. Es gibt nichts und niemanden, der von ihm getrennt ist, so dass er alles als das Selbst eines jeden Wesens erlebt. Wenn das Bewusstsein des äußeren Selbst verschwunden ist, dann ist alles, was vor ihm erscheint, sein Selbst.

Hazrat Inayat Khan (1882 – 1927)

Zu viel Arbeit zu tun

Die Leute sagen, was ist der Sinn unserer kleinen Anstrengung? Sie sehen nicht, dass wir einen Stein nach dem anderen legen, einen Schritt nach dem anderen tun müssen. Ein Kieselstein, der in einen Teich geworfen wird, verursacht Wellen, die sich in alle Richtungen ausbreiten. So ist es auch mit jedem unserer Gedanken, Worte und Taten. Niemand hat das Recht, sich hinzusetzen und sich hoffnungslos zu fühlen. Es gibt zu viel Arbeit zu tun.

Dorothy Day (1897 – 1980)