Weg zum Glück

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Greife diesen Gedanken auf, sobald der Tag anbricht, und denke Tag und Nacht daran: Es gibt nur einen Weg zum Glück, und der besteht darin, alles, worauf du keinen Einfluss hast, aufzugeben, darüber hinaus nichts als deinen Besitz zu betrachten, alles andere Gott und dem Schicksal zu überlassen.

Epiktet (+ 135)

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Verbindung mit dem kosmischen Geist

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Jenseits des begrenzten analytischen Intellekts gibt es einen weiten Bereich des Geistes, der übersinnliche und außersinnliche Fähigkeiten, Intuition, Weisheit, einen Sinn für Einheit, ästhetische, qualitative und symbolische Fähigkeiten umfasst. Obwohl es viele dieser Fähigkeiten gibt, geben wir ihnen mit einiger Berechtigung einen einzigen Namen, weil sie am besten funktionieren, wenn sie zusammenwirken. Darüber hinaus bilden sie einen Geist, der in spontaner Verbindung mit dem kosmischen Geist steht. Diesen Gesamtverstand nennen wir „Herz“.

Kabir Edmund Helminski (* 1947)

Nach dem ausrichten was verborgen ist

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Die vertiefte Erkenntnis der verborgenen Dinge, die die Seele über die Dinge der Erscheinungen hinaus zum wahren Wesen führt, ist wie eine hell-dunkle Wolke, die alles Sichtbare verdunkelt, und die Seele dazu anleitet und hinführt, sich nach dem auszurichten, was verborgen ist.

Gregor von Nyssa ( ca. 335/340 –  394 oder später)

Hinausgehen über alle Kreaturen

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Ihr Verstand wurde mit Klarheit durchströmt, in der sie alle Tugenden, alle Weisen der Übungen und alle Verborgenheiten der Schrift klar verstand und erkannte. Schließlich wurde ihr Wille mit dem ganzen Herzen in stiller Liebe in eine Hinausgehen über alle Kreaturen versenkt. Und auf solche Weise empfing sie die göttlichen Eingebungen wie in einer Stille, und ihr Geist wurde mit dem überwesentlichen Quell über alles hinaus in Gott durchflossen und durchströmt.

Die evangelische Perle. Das geistliche Begleitbuch einer flämischen Mystikerin des 16. Jahrhunderts in der Übersetzung des Angelus Silesius. Salzburg 1990, S. 167 – 168

Eins werden mit dem Einen

Bild: Archiv

Weil und solange der Mensch mit den äußeren Bildern umgeht und in ihnen aufgeht, ist es unmöglich, daß er in diesen Grund hinabgelangt, und solange glaubt er nicht, daß er in ihm ist. Wer aber zu ihm gelangen und seiner inne werden will, der muß sich der Mannigfaltigkeit der äußeren Bilder entzogen und sich ganz dem inneren Bilde zugewendet haben, und er muß schließlich über das Schauen des Bildes hinaus zur Bildlosigkeit weiterschreiten und eins werden mit dem Einen.

Proklos (412 – 485) in einer Predigt von Johannes Tauler (1300 – 1361)

Das Innerste der Seele erweitern

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Durch das Licht der inneren Beschauung
wird das Innerste der Seele erweitert
und dehnt sich so in Gott aus,
daß sie über die Welt hinausgehoben wird,
ja die Seele des Beschauenden
wird über sich selbst hinausgehoben.

Gregor der Große (* um 540 – 604) in: Vier Bücher Dialoge. XXXV. Kapitel: Er schaut die ganze Welt auf einmal, und von der Seele des Bischofs Germanus von Capua

Den tiefsten Grund des Universums finden

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Es gibt einen Platz im Herzen, worin das ganze Universum enthalten ist – Himmel wie auch Erde, das Feuer, die Luft, Sonne, Mond und das Leuchten der Sterne. Alles ist darin enthalten. Wenn wir über unseren Verstand mit seinen Möglichkeiten des Messens und seinen Kategorien von Raum und Zeit hinausgehen, finden wir den tiefsten Grund des Universums. Dort sind Leben und Intelligenz.

Bede Griffiths (1906-1993)

Gottesklugheit

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Hier löst sich ein
in Gott fortgeschrittener Mensch
von überständigem Brauch,
von dem, worüber Gott mit uns hinauswill
und schon hinaus ist.

Frömmigkeit ist eine Art Klugheit,
sie ist Gottesklugheit.

Thomas Mann (1875 – 1955) in „Joseph und seine Brüder“

Editorial | Update 02_2021

„Wann, wenn nicht Jetzt“ heißt es im Untertitel des Blogs „Mystik aktuell“. Ganz so, wie es Sosan um 600 formuliert hat: „Der Weg ist jenseits von Sprache, denn auf ihm gibt es kein Gestern, kein Morgen, kein Heute.“

Werner Anahata Krebber | Foto: privat

Auf dem sprituellen Weg können Texte aus der mystischen Tradition wie aus der Gegenwart Begleiter sein, die eigene Verortung neu zu buchstabieren oder zu vertiefen. Dabei greife ich für den Blog „Mystik aktuell“ neben eigenen Beiträgen auf Quellen zurück, die weit über die eigene spirituelle Herkunft hinausgehen neue Zugänge ermöglichen können: interreligiös, interspirituell, transkonfessionell, interkulturell. Stammen sie geographisch oder spirituell auch von weit her, so können sie Anstoß, Anregung, Ansprache sein – immer neu sind sie danach zu befragen, welche Bedeutung sie für jede/n Einzelne/n haben. Jetzt. Und auch so, wie es Robert Musil (1880 – 1942) in seinem „Mann ohne Eigenschaften“ formuliert hat:

Ich sehe mir den heiligen Weg
mit der Frage an,
ob man wohl auch
mit einem Kraftwagen auf ihm fahren könnte!

In diesem Sinne viel anregende Lektüre!

Werner Anahata Krebber im Februar 2021

Der Seele Göttlichstes ins Auge fassen

 

Die Seele und der Seele Göttlichstes muss ins Auge fassen, wer den Geist erkennen will, und was er ist. Das nun kann vielleicht auch auf die Weise geschehen, dass du vom Menschen, und zwar natürlich von dir selbst, zuerst den Leib abstreifst; dann auch die Seele, die ihn formt, aber auch fein säuberlich die Wahrnehmung, dazu Begierde, Zorn und all diese Narrenpossen, die sich doch nur dem, was sterblich ist, zuneigen, erst recht: und das, was dann von der Seele übrig bleibt, das ist jenes Stück, welches wir Abbild Gottes nannten, das ein wenig Licht von Jenem in sich bewahrt, so wie bei der Sonne das Licht, das über die Kugel ihrer Masse hinaus um sie und aus ihr erstrahlt.

Plotin (203 – 269)