Eins-Werden mit dem unendlichen Sein

Albert Schweitzer-Denkmal in Straßburg / Foto: (c) wak

Mystik ist die vollendete Art von Weltanschauung. In der Weltanschauung sucht der Mensch zu dem unendlichen Sein, dem er in natürlicher Weise angehört, auch in ein geistiges Verhätnis zu gelangen. Er setzt sich mit der Welt auseinander, ob er den geheimnisvollen Willen, der in ihr waltet, erfassen und mit ihr eins werden könne. Nur im geistigen Eins-Werden mit dem unendlichen Sein kann er seinem Leben einen Sinn geben und Kraft zum Erleiden und zum Wirken finden.

Albert Schweitzer (1875 – 1965)

Sein ist zuallererst ein Wir

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Wirklichkeit bedeutet, »mit einem anderen zu sein« auf eine Weise, die offen ist für mehr Vereinigung und mehr Sein. Wenn das Sein schwindet, liegt es daran, dass die Liebesenergie ausgelöscht oder erstickt wurde. Zu sein bedeutet zu lieben, füreinander zu existieren. Ich bin nicht da, damit ich besitzen kann; vielmehr existiere ich, um von mir selbst zu geben, denn im Geben bin ich ich selbst. Sein ist zuallererst ein Wir, bevor es ein Ich werden kann. Kein Wesen kann aufstehen und sagen: »Ich habe es allein geschafft.« Kosmisches Leben ist an sich gemeinschaftlich. Das Universum wird durch die Energie der Liebe angetrieben, weil die Liebe das Herz des Universums ist.

Ilia Delio in ihrem Beitrag „Die Liebe als Urkraft des Universums“

https://chalice-verlag.de/ilia-delio-liebe-als-urkraft-des-universums-teilhard-de-chardin

Bücher von Ilia Delio finden sich hier: https://chalice-verlag.de/ilia-delio-buecher-und-texte/

Nichts lässt sich von ihm in angemessener Weise sagen

Fotographik: (c) wak

Das am ehesten Wahre
sagt man über Gott,
wenn man von allem sagt,
er sei dieses nicht.
Denn es ist angemessener,
alles über ihn zu verneinen,
als irgendetwas von ihm zu behaupten.
Das ist es,
was wir sagen können,
wenn man uns fragt,
wie man vom Unsagbaren reden könne.
Nichts lässt sich von ihm
in angemessener Weise sagen.
Wir müssen entweder schweigen
oder umgewandelte Worte gebrauchen.

Isaak von Stella (um 1100 – 1178)

Das Licht des Bewusstseins hervorgraben

Jakob Böhme – in Wort und Bild / Foto (c) wak

Jakob Böhme ist ein Mystiker, wenn man anders dieses so unbestimmte und in neuerer Zeit so herabgewürdigte Wort zur Bezeichnung eines so merkwürdigen Wesens, wie er ist, anwenden kann und darf, aber ein Mystiker, der spekuliert, der innerhalb der Mystik nach Freiheit von Mystizismus, nach klarer Erkenntnis ringt. Die Grundlagen und Anhaltspunkte seiner Gedanken sind die das reine Himmelslicht des Denkens an dem dunkeln Wolkengrunde des Gemüts in die Regenbogenfarben der Phantasie zerstreuenden theologischen Vorstellungen der frühern Zeit, daher er vielen, die sich nur an das trübe Element seiner Grundlage halten, nur als Mystiker oder gar religiöser Schwärmer und Träumer erscheint und sogar in die Hände von Leuten fällt, die mit nichts weniger als mit dem Denken etwas zu schaffen haben wollen, und von ihnen gehegt und gefeiert wird, als wäre er einer ihresgleichen, weil sie unvermögend, die Form vom Inhalt, das Äußere vom Innern, das Partikuläre eines Schriftstellers von seinem Wesen zu unterscheiden, nicht erkennen, wie sehr das alte Sprüchwort: Stille Wasser gründen tief (in einem höhern und edleren Sinne verstanden), bei ihm seine Anwendung findet. Denn der wesentliche Gehalt seines Geistes, auf den er immer und immer wieder zurückkehrt, den er auf alle ihm zu Gebote stehende Weise zu erweisen und zu erörtern sich bestrebt und aus dem Schutthaufen seiner anderweitigen trüben Vorstellungen oft in der reinsten und erhabensten Sprache, fast mit wissenschaftlicher Bestimmtheit an das Licht des Bewußtseins hervorgräbt, ist philosophischer Natur.

Ludwig Feuerbach (1804-1872) in: Geschichte der neueren Philosophie von Bacon bis Spinoza (1833)

https://www.textlog.de/boehme-philosophie.html

Der inneren Weite inne werden

Grundsätzlich ist zu sagen, dass beinahe alle, vor allem die geistlichen Bilder, in einem recht eigentlichen Sinn „Meditationsbilder“ sind. Nicht nur in dem Sinne, dass man darüber meditieren kann und soll, sondern auch indem diese im Grunde genommen Meditationszustände, Meditationsstufen, Meditationserlebnisse darstellen. Bei einer Meditation müssen wir uns zuerst durch verschiedene „Schichten“ quasi hindurchkämpfen, wir müssen sie wie Vorhänge auf die Seite schieben, um auf irgend eine Weise der inneren Weite, des inneren Lichts, unseres inneren Zieles, eben im wahrsten Sinne des Wortes   i n n e   zu werden und dabei immer wieder darauf zu achten haben, dass die seitlichen „Vorhänge“ nicht wieder zufallen. Diese Vorhänge sind nämlich Welten, Dimensionen oder wie man sie sonst nennen mag, in die wir uns richtig verirren können und dann von ihnen festgehalten werden. Die Bilder zeigen uns nun die Wirklichkeit, die sich uns enthüllt, wenn alle Kulissen und Vorhänge nach oben und auf die Seite zurückschlagen, zurückgebunden werden.

Kurze Einführung in die Welt der Bilder des Malers Bô Yin Râ von Werner Erni

Der vollständige Beitrag von Werner Erni kann hier gelesen werden:

XVI. MAGISCHE BLÄTTER BUCH
CIV. Jahrgang – Winter 2023/2024

Das Lehrwerk und sein Vorhof (HEFT 47 | Dezember 2023)

EINZELBUCH, 427 Seiten, 20,00 € (zuzüglich Versandkosten) ISBN 978-3948-5941-4-5

Herausgeber: Verlag Magische Blätter – Ronnenberg | Schriftleitung: Organisation zur Umwandlung des Kinos

Bestellungen hier: kontakt@verlagmagischeblaetter.eu subject: BESTELLEN MAGISCHE BLÄTTER BUCH XVI

Meditationsbilder

Bô Yin Râ: Mystisches Geschehen

Grundsätzlich ist zu sagen, dass beinahe alle, vor allem die geistlichen Bilder in einem recht eigentlichen Sinn ,Meditationsbilder‘ sind. Nicht nur in dem Sinne, dass man darüber meditieren kann und soll, sondern auch indem diese im Grunde genommen Meditationszustände, Meditationsstufen, Meditationserlebnisse darstellen. Bei einer Meditation müssen wir uns zuerst durch verschiedene ,Schichten‘ quasi hindurchkämpfen, wir müssen sie wie Vorhänge auf die Seite schieben, um auf irgend eine Weise der inneren Weite, des inneren Lichts, unseres inneren Zieles, eben im wahrsten Sinne des Wortes inne zu werden und dabei immer wieder darauf zu achten haben, dass die seitlichen ‚Vorhänge‘ nicht wieder zufallen. Diese Vorhänge sind nämlich Welten, Dimensionen oder wie man sie sonst nennen mag,  in die wir uns richtig verirren können und dann von ihnen festgehalten werden. Die Bilder zeigen uns nun die Wirklichkeit, die sich uns enthüllt, wenn alle Kulissen und Vorhänge nach oben und auf die Seite zurückgeschlagen, zurückgebunden werden.

Rolf Schott ( 1891 – 1977) in seinem Buch „Symbolform und Wirklichkeit in den Bildern des Malers Bô Yin Râ

Die komplette Anmerkung zu „Ausstellung vom 7. – 28. November 1976 im Schloßmuseum Aschaffenburg“ ist hier zu lesen:

XIV. MAGISCHE BLÄTTER BUCH
CIV. Jahrgang Sommer 2023

Die letzte Gemäldeausstellung Bô Yin Râs 1976 im Schloßmuseum Aschaffenburg. (Heft 42 | Juli 2023)

EINZELBUCH, 333 Seiten, 20,00 € (zuzüglich Versandkosten) ISBN-Nr. 978-3948-5941-7-6

Herausgeber: Verlag Magische Blätter – Ronnenberg | Schriftleitung: Organisation zur Umwandlung des Kinos

Bestellungen hier: kontakt@verlagmagischeblaetter.eu subject: BESTELLEN MAGISCHE BLÄTTER BUCH XIV

Gott in sich selbst schauen

Foto: (c) wak

Hesychia ist Stillesein des Geistes und der Welt, Vergessen des Niedrigen, geheimnisvolles Erkennen des Höheren, das Hingeben der Gedanken an etwas Besseres, als sie selber sind. So schauen die, die ihr Herz durch solch heiliges Schweigen (Hesychia) gereinigt und sich auf unaussprechliche Weise mit dem alles Denken und Erkennen übersteigenden Lichte vereinigt haben, Gott in sich selbst wie in einem Spiegel.

Gregorius Palamas (1296/97 – 1359)

Mit ihm eins werden

Foto: (c) wak

Die Seele erkennt in einer Art und Weise des Erkennens, die von dem Erkennen durch die äußeren Sinne ganz weit entfernt ist, dass sie ganz nahe bei ihrem Gott ist, und dass sie, mit noch ein bisschen mehr, dazu käme, durch Einung mit ihm eins zu werden.

Teresa von Avila (1515 – 1582)