Das Gespräch – Exposé für einen Spielfilm, der auf Texten von Jacob Böhme beruht

Was Jacob Böhme von anderen deutschen Autoren christlicher Mystik wie MEISTER ECKHART, SEUSE oder TAULER unterscheidet, ist zum einen die visionäre Anschaulichkeit, das Unspekulative seiner Texte – zum anderen seine vulkanische Sprache, in der sich alchemistische, paracelsistische und kabbalistische Elemente mit eigenen, bildhaften Begriffsschöpfungen zu einem Sprachkunstwerk vereinen, das den geistigen Kosmos des christlichen Europa zu Beginn der Neuzeit – am Vorabend der beginnenden naturwissenschaftlichen Weltbetrachtung – auf facettenreichste Weise spiegelt und an vielen Punkten entscheidend über ihn hinausgeht.

Das Drehbuch für DAS GESPRÄCH wird im wesentlichen aus zwei von Jacob Böhme 1622 geschriebenen Dialogen entwickelt: „Vom übersinnlichen Leben“ und „Gespräch einer erleuchteten und einer unerleuchteten Seele“. Andere Texte aus Böhmes Werk werden hinzugezogen und in den Dialog eingefügt oder in inneren Monologen artikuliert – so z. B. Texte aus „40 Fragen von der Seele“, „Von der neuen Wiedergeburt“, „De signatura rerum“, „Mysterium magnum“, etc. – weiterhin viele im Werk verstreute „Ich“-Aussagen Böhmes. Vom Drehbuch her wird also etwas angestrebt, das man BÖHMES MEMORY nennen könnte – eine Evokation des abendländischen Geistes, wie er sich zu Beginn der Neuzeit im Kopfe eines christlichen Visionärs kristallisierte – dargestellt als klassischer Dialog, wie ihn die Geschichte des europäischen Theaters und der abendländischen Philosophie in vielen Formen und Varianten hervorgebracht hat.

Aus: Das Gespräch. Exposé für einen Spielfilm, der auf Texten von Jacob Böhme beruht. Von Ronald Steckel (1994)

Der vollständige Text zu „Das Gespräch“ kann hier gelesen werden:

XVI. MAGISCHE BLÄTTER BUCH
CIV. Jahrgang – Winter 2023/2024

Film und Theater im Jakob-Böhme-Bund (Januar | Heft 48)

EINZELBUCH, 427 Seiten, 20,00 € (zuzüglich Versandkosten) ISBN 978-3948-5941-4-5

Herausgeber: Verlag Magische Blätter – Ronnenberg | Schriftleitung: Organisation zur Umwandlung des Kinos

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Fremd und urvertraut

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Wer gewöhnt ist, unreflex, doch aufmerksam zu achten auf die Weise seines Gebets und der im Gebet kommenden Antwort, der wird finden, dass viele dieser Antworten sein eigenes bewusstes Wissen sprengen, und als Neues, Größeres, bisher Unbekanntes sich zeigen. …
Nenne man es, wie man wolle. Jeder von uns macht die Erfahrung, dass zumindest bisweilen, in entscheidenden Lagen, eine „Stimme“ zu ihm spricht, die er als fremd und doch urvertraut erlebt.

Selma Polat in: Luise Rinsers Weg zur mystischen Religiosität

Der ganze Beitrag von Selma Polat kann hier gelesen werden:

XII. MAGISCHE BLÄTTER BUCH | WINTER
CIII. Jahrgang Winter 2022 / 2023 | Spuren (November | Heft 34)

EINZELBUCH, 364 Seiten, 20,00 € (zuzüglich Versandkosten)
ISBN-Nr. 978-3-948-5941-5 2

Herausgeber: Verlag Magische Blätter – Ronnenberg | Schriftleitung: Organisation zur Umwandlung des Kinos

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Unsere Wandlung vorbereiten

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Wer stehenbleibt, verfällt.
Aber auch wer zu laufen beginnt, verfällt.
Daß wir uns wandeln können,
ist unser größter Reichtum.
Bereiten wir diese Wandlung
Schritt für Schritt vor,
damit uns dann und wann
der entscheidende Sprung,
der immer zugleich
ein Scheiden und ein Ankommen ist,
gelinge.

Jean Gebser (1905 – 1973) in: Gebser Gesamtausgabe, Schaffhausen 1986, Band 1, S. 316

Entdeckung der inneren Welt

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In seinem Grund … findet der Mensch den inneren Meister als das ‚Ziehen‘ und ‚Sich-Wenden` zu Gott, als Heiligen Geist (den Tauler viel ausdrücklicher nennt als Eckhart und Seuse). Dieser überformt den Menschen und vergottet ihn, zurück in den Ursprung, wo der Mensch von Ewigkeit „Gott in Gott” war.

Was dabei als ,Lauterkeit`, Bildlosigkeit‘, ,Weiselosigkeit‘ usw. beschrieben wird, weist übrigens in die Nähe jener ,Leerheit‘, wie sie im Mahayana-Buddhismus, auf dessen Hintergrund sich auch die Zen-Erfahrung ausspricht, als Kennzeichnung des Absoluten verstanden wird, d.h. ,bar jeder Bestimmung‘. Die von Tauler aufgezeigte eigentümliche Rolle der Verwirklichung des eigenen Nichts — im Nichts Gottes — kann hier ebenfalls nicht näher mit der entsprechenden Zen-Erfahrung verglichen werden. Sie ist für Tauler allerdings das wichtigste Moment auf dem Wege der Entdeckung der inneren Welt!

In diesem Vorgang der Vernichtung kommt der schmerzlichen Selbsterkenntnis sowie der Angst — dem ,Gejagtwerden‘, wie es Tauler wiederholt beschreibt — eine wesentliche Aufgabe zu, um den mystischen Durchbruch als Gottesgeburt im Menschen letztendlich zu ermöglichen. Dabei darf die Liebe als entscheidender Faktor nicht übersehen werden!

Emmanuel Jungclaussen (1927 -2018) in: Der Meister in dir. Die Entdeckung der inneren Welt nach Johannes Tauler. Freiburg / Br. 1975

Impulse für die geistige Entwicklung

Foto: © wak

Mit dem mystischen Schrifttum besitzen wir ein unschätzbares Gut, eine kostbare Quelle der Wahrheit, aus welcher der suchende Mensch die Erkenntnisse schöpfen kann, nach denen seine Seele verlangt. Eine entscheidende mystische Wahrheit besagt jedoch, dass der Mensch aus der Mystik nicht nur Wissen umd „letzte Dinge“ gewinnen sollte, sondern vor allem auch Impulse für die Arbeit an seiner geistigen Entwicklung, die letztlich die einzig wahre Sinngebung für ein erfülltes Leben zu gewähren vermag. Die Mystiker haben diesem Anliegen die allergrößte Bedeutung beigemessen und ihre Lehren enthalten entsprechende Aufforderungen sowie Anleitungen für das Erreichen diese Zieles.

René Bütler (1923 – 2016)

Essenz der Meditationspraxis

Foto: privat

 

Die meisten Menschen kennen immer noch nicht die Essenz der Meditationspraxis. Sie halten Geh-Meditation, Meditation im Sitzen und das Anhören von Dhamma-Vorträgen für die Praxis. Das stimmt auch, aber diese sind nur die äußeren Formen der Praxis. Die wirkliche Praxis findet statt, wenn der Geist einem Sinnesobjekt begegnet. Das ist genau die Stelle, an der man praktiziert, nämlich dort, wo Sinneskontakt auftritt. Wenn die Leute Dinge sagen, die wir nicht mögen, dann ärgern wir uns; Sagen sie hingegen Dinge, die wir mögen, dann finden wir das angenehm. Genau dort ist unser Ort der Praxis. Auf welche Weise praktizieren wir nun mit diesen Dingen? Das ist der entscheidende Punkt. Wenn wir nur herumrennen, um das Glück zu jagen und uns ständig vom Leiden abzuwenden, dann können wir bis an unser Lebensende praktizieren, und wir werden niemals Dhamma sehen.

Ajahn Chah (1918 – 1992)

Unser größter Reichtum

Wer stehen bleibt,
verfällt.
Aber auch wer zu laufen beginnt,
verfällt.
Dass wir uns  wandeln  können,
ist  unser größter  Reichtum.

Bereiten  wir  diese  Wandlung
Schritt für Schritt vor,
damit uns dann und wann
der entscheidende Sprung,
der immer zugleich
ein Scheiden und Ankommen ist,
gelinge.

Jean Gebser (1905 – 1973)