Niemals wirst du dich der Welt recht erfreuen, ehe nicht die See selbst in deinen Adern fließt, dich der Himmel umhüllt und die Sterne dich krönen.
Und betrachte dich als den einzigen Erben der ganzen Welt – und mehr als das, denn Menschen sind in ihr, von denen jeder einzelne einziger Erbe ist, genau wie du.
Thomas Traherne (1636 – 1674) in seinen “Centuries of Meditations”
Alle Werke, die alle Menschen und Geschöpfe schufen oder die bis zum Ende der Welt geschaffen werden, das alles zusammen ist ein reines Nichts, wie groß das Werk auch sei, das man ausdenken oder verwirklichen mag, gegenüber dem geringsten, das von Gott in den Menschen gewirkt wird, damit der Mensch von Gott angetrieben werde. Um so viel mehr als Gott besser ist denn alle Geschöpfe, um so viel mehr überragt sein Wirken das Werk, die Handlungsweisen, das Vorhaben, die die Menschen mit all ihrer Anmaßung ausdenken können.
Nun kommt der Heilige Geist oft in den Menschen, mahnt und treibt ihn an in seinem inneren Grund oder auch durch die Lehrmeister, so als ob er spräche: „Lieber Mensch, wolltest du dich mir überlassen und mir allein voll und ganz folgen, so wollte ich dich auf den rechten Weg bringen; ich könnte in dir wirken und dich selber wirken.“
Johannes Tauler (1300 – 1361) in Predigt 45 / (Röm. 8, 14)
Die Seele erkennt in einer Art und Weise des Erkennens, die von dem Erkennen durch die äußeren Sinne ganz weit entfernt ist, dass sie ganz nahe bei ihrem Gott ist, und dass sie, mit noch ein bisschen mehr, dazu käme, durch Einung mit ihm eins zu werden.
„Ich bin angekommen, ich bin zu Hause“ bedeutet: Ich will nicht mehr rennen. Ich bin mein ganzes Leben gerannt und bin nirgendwo angekommen. Jetzt möchte ich innehalten. Mein Ziel ist das Hier und Jetzt, die einzige Zeit und der einzige Ort, an dem wahres Leben möglich ist.
Kupferstich von Michael Andreae zu „Gespräch zweier Seelen“, 1682
Die Einheit aller Kosmen entspricht einer Energie, die sich dem menschlichen Verständnis entzieht, sich aber auf allen Ebenen manifestiert: „Der Ort, wo die SONNE ist, der ist ein solcher Ort, wie du irgend einen Ort über der Erden erkiesen möchtest: so GOtt wollte das Licht durch die Hitze entzünden, so wäre die ganze Welt ein eitel solche SONNE: denn dieselbe Kraft, darinnen die Sonne stehet, ist überall.“ (Morgenröte 25,63)
Zitat aus dem Beitrag Muss eine Kosmologie der Selbst-Schöpfung notwendigerweise tragisch sein? Von Basarab Nicolescu aus seinem Buch Wissenschaft, Sinn und Evolution – die Kosmologie Jakob Böhmes.
Der vollständige Beitrag von Basarab Nicolescu kann hier gelesen werden:
XIII. MAGISCHE BLÄTTER | Frühjahr2023
CIV. Jahrgang Frühjahr 2023 | ZU DEN FRÜH ERSCHIENENEN KÜNSTLERISCHEN ARBEITEN VON JOSEPH SCHNEIDERFRANKEN (März | Heft 38)
Vernimm nun, auf welche Weise die Schlange Klugheit zeigt. Wenn sie merkt, daß sie alt und runzlig wird und zu stinken beginnt, so sucht sie eine Stelle, an der zwei Steine beieinander liegen, und zwischen diesen schiebt sie sich ganz genau hindurch, so daß sie die alte Haut ganz abstreift; darunter ist eine neue gewachsen. Ganz ebenso soll der Mensch mit seiner alten Haut verfahren, das heißt mit alldem, was er von Natur besitzt, wie groß oder gut es auch immer sei.
Suche nichts als ein reines, einfaches Entsinken in das reine, einfache, unbekannte, namenlose, verborgene Gut, das Gott ist, und in alles, was sich in ihm enthüllen mag. Alles soll sich an sein Nichts halten: Nichts wissen, nichts erkennen, nichts wollen, nichts suchen, nichts haben wollen. Suche weder Empfindung noch Erleuchtung! Entsinke in dein Nicht-wissen und Nicht-wissen-wollen! Die Tiefe, die in Gott ist, ist ein solcher Abgrund, daß aller geschaffene Verstand sie nicht zu erreichen noch zu ergründen vermag. Dieser Tiefe soll der Mensch begegnen mit der eigenen Tiefe: das ist, dem grundlosen Abgrund einer unergründlichen Selbstvernichtung. Das heißt: könnte er ganz zu einem lauteren Nichts werden, das hielte er für recht und billig. Das kommt aus der Tiefe und der Erkenntnis seines Nichts.
Johannes Tauler (1300 – 1361) zugeschrieben
in: Der Weg der Meister, 2, ausgewählt und neu übertragen von P. Ermin Döll (1936 – 2021)
Es ist ganz unmöglich, Buddha woanders zu finden als im eigenen Geist.
Jemand, der das nicht weiß, mag zwar im Außen suchen, aber wie ist es möglich, sich selbst zu finden, wenn man woanders sucht als in sich selbst?
Wer sein eigenes Wesen außen sucht, gleicht einem Narren, der, bei einem Auftritt vor einer Menschenmenge, vergisst, wer er ist, und überall herumsucht, um sich zu finden.
Ich habe mich außer für das Engagement, den möglichen Kampf eingeschlossen, dafür entschieden, zu schlafen, zu essen, menschliche Gespräche zu führen, Musik zu hören und so weiter. Ich denke nicht, dass der Welt geholfen wäre, fiele ihr Schicksal ganz in die Hände von Unausgeschlafenen, Hungerschwachen, Glücklosen.