Soll ich mein letztes End und ersten Anfang finden, So muß ich mich in Gott und Gott in mir ergründen. Und werden das, was er: ich muß ein Schein im Schein, ich muß ein Wort im Wort ein Gott in Gotte sein.
Angelus Silesius / Johannes Scheffler (1624 – 1677) in: Erstes Buch Geistreicher Sinn- und Schluß-Reime, Nr. 6
5.000 Beiträge sind es heute, die seit September 2010 im Blog „Mystik aktuell“ erschienen sind. Vor allem Texte und Gedanken aus Buddhismus und Christentum, aus dem Judentum, dem Hinduismus, sufischen Traditionen des Islam und den Traditionen Chinesischer Religionen haben hier ihren Platz gefunden.
An dieser Stelle seien nur ganz wenige der zahlreichen Autorinnen und Autoren und Bewegungen namentlich alphabetisch hervorgehoben und ganz besondere Texte genannt – die hier nicht genannten sind deshalb nicht weniger wichtig:
Angelus Silesius, Aurobindo, Beginen, Bernard Glassmann, Bo Yin Ra / Josef Anton Schneiderfranken, Buddha, Chögyam Trungpa, David Steindl-Rast, Dorothee Sölle, Dzogchen, Gustav Landauer, Hildegard von Bingen, Hugo M. Enomiya-Lassalle, Ignatius von Loyola, Jack Kornfield, Jakob Böhme, Jesus, Johannes Tauler, Johannes vom Kreuz, Lao Tse, Marguerite Porete, Martin Buber, Mechthild von Magdeburg, Meister Eckhart, Nikolaus von Flüe, Nikolaus von Kues, Pema Chödrön, Pyar Rauch, Ramakrishna, Ramana Maharshi, Rumi / Mevlana, Simone Weil, Teresa von Avila, Thich Nhat Hanh, Thomas Merton, Vivekananda, Wayne Teasdale, Willi Massa, Willigis Jäger, Wüstenmütter und –väter…
„Der Ochse und sein Hirte“, „Thomas-Evangelium“, „Wolke des Nichtwissens“ „Tao Te King“…
Noch viele andere ließen sich hier noch nennen, deren Anstöße und Gedanken mir wichtig sind.
Die bisherigen Zitate von ihnen und die noch folgenden sollen Anregungen geben und Brücken bauen auf einem spirituellen Weg, der für jede und jeden Einzelnen, wir mir meine eigene Entwicklung zeigte, sehr verschiedene Ausprägungen hat. Weit über die eigene spirituelle Herkunft hinausgehend, versuchen die Texte dieser Autorinnen und Autoren aus meiner Sicht, immer wieder neue Zugänge zu ermöglichen: interreligiös, interspirituell, transkonfessionell, interkulturell. Als tägliche Begleiter laden sie ein, die eigene Verortung neu zu formulieren oder zu vertiefen.
Ihr Verstand wurde mit Klarheit durchströmt, in der sie alle Tugenden, alle Weisen der Übungen und alle Verborgenheiten der Schrift klar verstand und erkannte. Schließlich wurde ihr Wille mit dem ganzen Herzen in stiller Liebe in eine Hinausgehen über alle Kreaturen versenkt. Und auf solche Weise empfing sie die göttlichen Eingebungen wie in einer Stille, und ihr Geist wurde mit dem überwesentlichen Quell über alles hinaus in Gott durchflossen und durchströmt.
Die evangelische Perle. Das geistliche Begleitbuch einer flämischen Mystikerin des 16. Jahrhunderts in der Übersetzung des Angelus Silesius. Salzburg 1990, S. 167 – 168
Die Himmelfahrt Christi war auch eine Ausbreitung des überwindenden Lichtreiches. Die Auffahrt war eine Verwandlung des Fleisches und Blutes Jesu in den Geist, d.i. in das dünnste herrschene Lichts=principium, oder eine Verklärung der Menschheit, davon Jesus so oft geredet. Zu der Magdalena sagte Jesus, dem sie vorher Hände und Füße geküßt: Rühre mich nicht an, denn ich bin noch nicht aufgefahren zu meinem Vater. Die Auffahrt oder Verklärung geschah stufenweise, wie aus dem Anfang der Offenbarung Johannis zu schließen ist. Der höchste Grad ist uns unbekannt; liegt aber unter dem Worte: zur Rechten sitzen. Da sein Fleisch zu Geist geworden, hat dies principium alles durchdrungen und erfüllt. Es ist das Licht der Welt vorher gewesen, ist es aber alsdann völlig, als ein actus purissimus aller sieben Geister, geworden: daher Petrus sagt, wir seien durch die Auferstehung wieder geboren worden. Von diesem principio nehmen alle Gläubigen teil, sie empfangen Wasser und Geist im Verborgenen.
Friedrich Christoph Oetingers kurzer Auszug der Hauptlehren Jakob Böhms, § XI, S. 69 In: Jakob Böhmes Schriften. Ausgewählt und herausgegeben von Hans Kayser. Insel-Verlag, Leipzig, 1920
Friedrich Christoph Oetinger (1702 – 1782) hat sich als Theologiestudent im Evangelischen Stift Tübingen ab 1725 intensiv mit den Schriften Jakob Böhmes beschäftigt.
Also, mein liebes Gemüte, forsche nach dem Baum des christlichen Glaubens recht. Er stehet nicht in dieser Welt. Wohl muss er in dir sein, aber du musst mit dem Baume mit Christus in Gott sein, also dass dir diese Welt nur anhange, wie denn sie Christus auch nur anhing. Doch nicht also zu verstehen, dass diese Welt vor Gott nichts taugte oder nicht nütze wäre. Sie ist das große Mysterium.
Abbildung des Kupferstichs aus dem „Jakob Böhme Lesebuch“
Im Wasser lebt der Fisch, die Pflanze in der Erden, Der Vogel in der Luft, die Sonn’ am Firmament, Der Salamander muss im Feu’r erhalten werden, Und Gottes Herz ist Jacob Böhmens Element.
Widmungvon Angelus Silesius für Jakob Böhme
In der ursprünglichen Version heißt die letzte Zeile: „Im Herzen Jesu ich als meinem Element.„
Angelus Silesius / Johannes Scheffler (1624–1677). Cherubinischer Wandersmann, Viertes Buch, 32. Eines jeden Element. Sämtliche poetische Werke in drei Bänden. Band 3, München 1952, S. 113.