Psalm 23: Der Herr ist mein Hirte

Radierung: Paul Reding / Foto: (c) wak

Der Herr ist mein Hirte,
mir wird nichts mangeln.
Er weidet mich auf grüner Aue
und führet mich zum frischen Wasser.

Er erquicket meine Seele.
Er führet mich auf rechter Straße
um seines Namens willen.

Und ob ich schon wanderte im finstern Tal,
fürchte ich kein Unglück;
denn du bist bei mir,
dein Stecken und dein Stab trösten mich.

Du bereitest vor mir einen Tisch
im Angesicht meiner Feinde.
Du salbest mein Haupt mit Öl
und schenkest mir voll ein.

Gutes und Barmherzigkeit
werden mir folgen mein Leben lang,
und ich werde bleiben
im Hause des Herrn immerdar.

Martin Luther (1483 – 1546) / Text in der Fassung von 1912

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Fremden Federn zugeschrieben – inspirierende Texte für die Adventszeit

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Achte auf deine Gedanken, Herr mach mich zu einem Werkzeug Deines Friedens, Ich lobe den Tanz…

Gelobt werden beim Nennen von diesen und anderen Texten, die uns mitunter als Zitate bekannter Autoren begegnen, beispielsweise Sinn und Formulierung, Klang und Gehalt, Klage und Lob. Doch außer Acht gelassen wird mitunter, aus welchem Zusammenhang die Gedanken stammen und wer wirklich der Autor dieser Zeilen ist.
„Fremden Federn zugeschrieben“ wird hier in loser Form die tiefen Aussagen knapp informierend mit der wirklichen Geschichte verbinden. Wird auch aufzeigen, aus wessen Feder diese Texte, Gedichte oder Gedanken stammen und/oder, von wem sie nicht sind.

Denn es sind Texte und Gedanken, die von Ankunft und Aufbruch, von Sorge und Hoffnung, von Rückblick und Vision, von Sehnsucht und Erfüllung sprechen. Um so wertvoller auch ihren wirklichen Hintergrund zu kennen. In der Adventszeit mögen sie Anregungen für die vorweihnachtliche Besinnung sein.

Werner A. Krebber

Verbindung mit dem kosmischen Geist

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Jenseits des begrenzten analytischen Intellekts gibt es einen weiten Bereich des Geistes, der übersinnliche und außersinnliche Fähigkeiten, Intuition, Weisheit, einen Sinn für Einheit, ästhetische, qualitative und symbolische Fähigkeiten umfasst. Obwohl es viele dieser Fähigkeiten gibt, geben wir ihnen mit einiger Berechtigung einen einzigen Namen, weil sie am besten funktionieren, wenn sie zusammenwirken. Darüber hinaus bilden sie einen Geist, der in spontaner Verbindung mit dem kosmischen Geist steht. Diesen Gesamtverstand nennen wir „Herz“.

Kabir Edmund Helminski (* 1947)

Bei Eckhart, Seuse und Tauler in die Lehre gegangen – Theologia Deutsch

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Die Theologia Deutsch ist wie ein Becken, in das sich die Flüsse und Flüsslein deutscher Mystik ergossen haben. Hält man die Schriften der drei großen Mystiker zusammen, dann wird man gewahr, dass sie eine Einheit ausmachen. Von Seuse ist uns seine geistige Biographie erhalten. Sie ist ganz persönlich; aber dahinter verbirgt sich Anderes. Sie zeigt nämlich unzweideutig, … dass darin Schritt für Schritt der Erkenntnisweg zur christlichen Einweihung geschildert ist. — Seuse gibt den Weg, Eckhart die Schau. Darum wird er der Meister geheissen. Er hat zum Rüstzeug die feinsten Distinktionen der Scholastik. — In Taulers Predigten wandeln sich die Erlebnisse, empfangen durch die Einweihung in sittliche Forderungen. Seuse und Tauler sind Eckharts Schüler; der Verfasser der Theologia ist bei allen Dreien in die Lehre gegangen, am meisten bei Tauler, der mit Namen genannt ist

Ein Buch. Eine Vorrede und eine Einleitung dazu. Werner Witzemann

Gefunden habe ich diesen Beitrag zur Theologia Deutsch hier: https://www.anthroposophie.ch

Den Weg erreichen – das Ziel erkennen

Den Weg erreichen, den ich zeige,
Heißt das Ziel erkennen,
Das alle Erdenziele hochhin überragt,
Die wunschbeschwerte Träume
Schon „erhaben“nennen.

Hat einer erst den Weg gefunden,
Findet er auch dieses Weges hohes Ziel.
Schon nach den ersten Schritten auf dem Wege
Fühlt er sich gesunden,
Und nicht mehr eingezwungen hörig Wesenlosem Spiel.

Doch: nicht im Wettlauf wird der Weg durchmessen,
Und keiner kann hier Mitbewerber überrennen!
Hier muß der Wanderer
Erst allen Geltungsdrang vergessen,
Nicht eher hört er sich im Ziel bei Namen nennen.

Bô Yin Râ (1876 – 1943) in „Ewige Wirklichkeit“

Das Zitat erschien in einem Beitrag von Erich Poppen zum Thema Tempel

Magische Blätter. CIII. Jahrgang, Herbst 2022
Heft 33 | Oktober 2022 | Thema: Tempelarchitektur und Filmische Einstimmung

Herausgeber: Verlag Magische Blätter, Ronnenberg
Schriftleitung: Organisation zur Umwandlung des Kinos

https://verlagmagischeblaetter.eu/publikationsreihe/monatsschrift-magische-bl%C3%A4tter

BESTELLEN: kontakt@verlagmagischeblaetter.eu subjekt: BESTELLEN MAGISCHE BLÄTTER BUCH XI

Gewißheit des Nichtwissens und Nichtwollens

Graphik: (c) wak

Nun hat diese Seele ihren richtigen Namen, spricht die Liebe, vom Nichts, in dem sie verbleibt. Und da sie nichts ist, macht sie sich aus nichts etwas, weder aus ihren Nächsten noch aus Gott selbst. Denn sie ist so winzig, dass sie sich selbst nicht aufzufinden vermag. Und alle geschaffenen Dinge sind ihr so weit entfernt, dass sie sie nicht mehr empfindet. Und Gott ist so groß, dass sie von ihm nichts zu erfassen vermag. Und wegen dieses sogearteten Nichts ist sie in die Gewißheit des Nichtwissens und in die Gewißheit des Nichtwollens gestürzt.

Die Begine Marguerite Porete (1250/1260 – 1. Juni 1310) in: Der Spiegel der einfachen Seelen. Zürich/München 1987, S. 125

Ich bin ein Pilger der sein Ziel nicht kennt

Foto: (c) wak

Ich bin ein Pilger, der sein Ziel nicht kennt;
Der Feuer sieht und weiß nicht, wo es brennt;
Vor dem die Welt in fremde Sonnen rennt.

Ich bin ein Träumer, den ein Lichtschein narrt;
Der in dem Sonnenstrahl nach Golde scharrt;
Der das Erwachen flieht, auf das er harrt.

Ich bin ein Stern, der seinen Gott erhellt;
Der seinen Glanz in dunkle Seelen stellt;
Der einst in fahle Ewigkeiten fällt.

Ich bin ein Wasser, das nie mündend fließt;
Das tauentströmt in Wolken sich ergießt;
Das küßt und fortschwemmt, – weint und froh genießt.

Wo ist, der meines Wesens Namen nennt?
Der meine Welt von meiner Sehnsucht trennt?
Ich bin ein Pilger, der sein Ziel nicht kennt.

Erich Mühsam (1878 – 1934)

Über alles Sagbare hinausgerückt

Foto: © wak

Wir können nur sagen, dass die Urgottheit überhoch über alles Sagbare hinausgerückt ist, über jegliche Beschaffenheit oder Bewegung oder Eingebung, Erleuchtung oder Meinung oder Erkenntnis, über jegliches Leben oder Wort oder Wesen, über jeglichen Namen oder Gedanken, über Stand und Stellung, über Vielheit und Einigung, Anfang und Ende, ja über die Unendlichkeit selbst noch hinaus: kurz über alles, was ist oder werden kann.

Dionysios Areopagita (5. Jahrhundert)

Die Verborgenheiten des heiligen Weges weitergeben

Hippolytus von Rom | Bild: Archiv

 

Jesus aber sprach: „Blicke, Vater,
auf dieses von Bösen verfolgte Wesen,
das auf der Erde umherirrt,
fern von deinem Geiste.
Sie sucht dem bitteren Chaos zu entfliehen,
und weiß nicht, wie sie hindurchkommen soll.
Deshalb sende mich, Vater!
Im Besitz der Siegel will ich hinabsteigen,
Alle Äonen will ich durchschreiten,
alle Geheimnisse will ich enthüllen,
und die Gestalten der Götter will ich zeigen.
Die Verborgenheiten des heiligen Weges
will ich, unter dem Namen Gnosis, weitergeben.

Aus dem gnostischen Naasener-Psalm. Überliefert durch Hippolytus von Rom († um 235)

Die Welt bedarf der genialen Heiligen

Foto: Archiv

Es genügt heute nicht, ein Heiliger zu sein; es bedarf der Heiligkeit, die der gegenwärtige Augenblick fordert, einer neuen Heiligkeit, wie es sie früher nie gegeben hat. Ein neuer Typus der Heiligkeit, das ist wie der Ausbruch eines innersten Quells, das ist eine Erfindung. Es ist beinahe so etwas wie eine neue Offenbarung des Weltalls und der menschlichen Bestimmung. Es ist die Freilegung eines weiten Bereiches von Wahrheit und Schönheit, der bis dahin unter einer dicken Staubschicht verborgen war. Hierzu bedarf es eines größeren Genies, als Archimedes es brauchte, um die Mechanik und die Physik zu erfinden. Eine neue Heiligkeit ist eine sehr viel wunderbarere Erfindung.

Nur eine Art von Perversität kann die Freunde Gottes veranlassen, sich dessen zu berauben, dass sie Genie haben; denn um einen Überreichtum an Genie zu empfangen, genügt es, dass sie es im Namen Christi von ihrem Vater erbitten. Dies ist, wenigstens heutigen Tages, eine berechtigte Bitte, denn sie ist notwendig. Ich glaube, dies ist, in dieser Form oder in irgendeiner gleichwertigen, heute die erste Bitte, die man alle Tage, alle Stunden tun sollte, wie ein hungriges Kind immer nach Brot verlangt. Die Welt bedarf der genialen Heiligen, wie eine Stadt, in der die Pest wütet, der Ärzte bedarf.

 Simone Weil in einem Brief an Pater Perrin, 26.5.1942

In: https://www.nootheater.de/menu.html  – Buch der Freunde XXV

Der vollständige Text ist hier nachzulesen:

MAGISCHE BLÄTTER
CI. JAHRGANG HERBST 2020
3. Quartalsausgabe August, September, Oktober, gebunden
ISBN.Nr. 978 -3-948594-03-9

HEFT 8  |  September 2020

TITELTHEMA: EIN VERSCHÜTTETER TEMPEL

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