In den Dienst der Seele stellen

Der Jakob-Böhme-Bund  wurde  im Juni vorigen Jahres gegründet  von einigen hier wirkenden Künstlern, denen es eine würdige Aufgabe zu sein schien,  aus den oft fragwürdigen Versuchen modernster Kunstübungen herauszugelangen, die sich alle gemeinsam vor die Erkenntnis gestellt sahen,  dass das Gute der neueren Kunststrebungen nur dann zur allmählichen Auswirkung gelangen können, wenn sich die derart strebenden Künstler bewusst  in den Dienst der Seele stellen würden. Wenn sie bewusst einer Art Sakralkunst zustreben wollten.

BO YIN RA / JOSEPH ANTON SCHNEIDERFRANKEN, NEUER GÖRLITZER ANZEIGER, 1921

BO YIN RA – ERWACHEN DER SEELE

Zu Kunstdrucken von säkularen wie geistlichen Bildern von BO YIN RA geht es hier: https://verlagmagischeblaetter.eu/kunstdrucke-von-bo-yin-ra

Ein Pilger der sein Ziel nicht kennt

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Ich bin ein Pilger, der sein Ziel nicht kennt;
Der Feuer sieht und weiß nicht, wo es brennt;
Vor dem die Welt in fremde Sonnen rennt.

Ich bin ein Träumer, den ein Lichtschein narrt;
Der in dem Sonnenstrahl nach Golde scharrt;
Der das Erwachen flieht, auf das er harrt.

Ich bin ein Stern, der seinen Gott erhellt;
Der seinen Glanz in dunkle Seelen stellt;
Der einst in fahle Ewigkeiten fällt.

Ich bin ein Wasser, das nie mündend fließt;
Das tauentströmt in Wolken sich ergießt;
Das küßt und fortschwemmt, – weint und froh genießt.

Wo ist, der meines Wesens Namen nennt?
Der meine Welt von meiner Sehnsucht trennt?
Ich bin ein Pilger, der sein Ziel nicht kennt.

Erich Mühsam (1878 – 1934)

… so schaue ich eine wundersame Schönheit

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Oftmals, wenn ich aus dem Schlummer der Körperlichkeit erwache, zu mir komme, von der Außenwelt abgewendet in mich einkehre, so schaue ich eine wundersame Schönheit; dann bin ich gewiß, meines besseren Teils inne geworden zu sein. Ich betätige das wahre Leben, bin mit dem Göttlichen geeint, und in ihm gegründet gewinne ich die Kraft, mich noch über die Überwelt hinaus zu versetzen. Wenn ich dann nach diesem Ruhen in dem Geistigen der Welt, aus dem Schauen des Höchsten wieder zur gewöhnlichen Gedankenbildung herabsteige, dann frage ich mich, wie es zuging, daß meine Seele sich mit dem Alltäglichen verstrickt habe, da doch dort ihre Heimat ist, wo ich eben verweilt habe.

Plotin (205 – 270)

… warum hast du mich verlassen

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Der einzige Teil unserer Seele, der nicht dem Unglück unterworfen werden dürfte, ist derjenige, der in der anderen Welt liegt. Das Unglück hat keine Macht über ihn – denn vielleicht ist er, wie Meister Eckhart sagte, unerschaffen –, aber es hat die Macht, ihn gewaltsam von dem zeitlichen Teil der Seele zu trennen, so dass, obwohl die übernatürliche Liebe in der Seele wohnt, deren Süße nicht gespürt wird. Dann erhebt sich der Schrei: „Mein Gott, warum hast du mich verlassen.“

Simone Weil (1909 – 1943)

Wesensgrund der Seele

Jenseits aller Gedanken, Gefühle und Vorstellungen gibt es ein inneres Heiligtum, das wir nur selten betreten. Es ist der Wesensgrund der Seele, wo alle Anlagen und Fähigkeiten ihre Wurzeln haben und welches das wahre Zentrum unseres Seins ist.

Bede Griffiths (1906 – 1993)

Margarete Porete: Frei und göttlich

Eingangsgedicht ihres „Spiegel der einfachen Seelen“ / wikimedia ~ gemeinfrei

Der innere Zustand des Nicht-Wissens und des Nicht-Wollens befreit die Seele. In Wahrheit ist es doch ein Nichts, das uns über Gott vermittelt werden kann oder können wird. Gott ist so groß, dass die Seele nichts von ihm begreifen kann. Und dieses Nichts gibt ihr das Ganze, denn sie hat alles frei gegeben, ohne irgendein Warum. Dann gelangt sie zu einem Erstaunen, das man das Nicht-Denken von nahem Fern-Denken nennt, das ihr ganz nahe ist. Dann nämlich lebt die Seele nicht nur im Leben der Gnade und nicht nur im Leben nach dem Geist, sondern auch im göttlichen Leben, frei und göttlich. Dann nämlich hat Gott sie geheiligt durch Sich Selbst.

Die Begine Margarete Porete (1250-1310)

Siehe auch hier: https://www.feinschwarz.net/marguerite-poretes-widerstand/

Der „Vierklang“ von Meister Eckhart

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1. Eckharts Weg beginnt mit der alltäglichen sinnlich vermittelten und rationaI gedeuteten Wahrnehmung der Welt (Vernunft).

2. lm zweiten Schritt geht es darum zu lernen, wahrzunehmen, ohne sogleich zu urteilen (Wahrnehmen).

3. Je mehr dies gelingt, umso freier werden Menschen von den Dingen. Der Mensch gelangt zu einem ln-der-Welt-Sein, ohne von den Dingen besessen zu werden (Sich lösen).

4. Wenn der Mensch schließlich „aller Dinge ledig“ ist, kann sich die Gottesgeburt in der Seele ereignen (Gottesgeburt).

Dargelegt von Harald-Alexander Korp. Dem ruhigen Geist ist alles möglich. Mit Meister Eckhart lernen, im Hier und Jetzt zu sein. Gütersloher Verlagshaus in der Verlagsgruppe Random House, 2019, 240 Seiten, ISBN: 978-3-579-01461-6, 2019, 20,00 €

Mehr zu Harald-Alexander Korp hier: https://www.hakorp.de/

Wo Gott Wohnung nehmen möchte

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Gott ist tief innen in unserer Seele. Dort wo die Träume wohnen, im Dunkel unseres Unterbewusstseins, in den Tiefen der Persönlichkeit, in diesem intimsten Bereich, der sich keinem mitteilt. An den Quellen der Träume, der Mythen und der Liebe: Dort ist der Raum, in dem Gott Wohnung nehmen möchte.

Ernesto Cardenal (1925 – 2020)