Im eigentlichsten Sinne ist Gott Licht, und je näher ihm etwas kommt, um so mehr empfängt es von dem Licht. Nichts Wahres wird erkannt außer durch Gott. Nicht, als spräche er so – wie wir; sondern er macht hell im Innern. Denn er ist das Innerste in jeder Seele und wirft von dem strahlenden Lichte seiner ewigen Vernunft einen Glanz über die dunklen Begriffe unseres Geistes.
Die Gnade ist der Geist Gottes, der sich zur Seele des Menschen herabsenkt. Sie kann darin keine Stätte finden, wenn sie nicht frei darin aufgenommen wird.
Edith Stein (1891 – 1942) in „Welt und Person“. Louvain 1962
Kupferstich mit Porträt von Jacob Böhme / Foto: Archiv
Ausgangspunkt für den Weg des gefallenen Menschen aus der Finsternis ins Licht ist das Wissen und die Erkenntnis von der verborgenen Gegenwart Gottes in der Seele. Böhme gebraucht dafür auch das Bild vom Feuer, das im Stein verschlossen ist und mit Hinwendung zu Gott aufgeschlagen werden muss. Diese Hinwendung darf, so Böhme, nicht historisch verstanden werden, vielmehr muss die Seele aus der Vernunft dieser Welt in Christi Leben ausdringen. „Es muß Ernst seyn, denn die Historia erreicht nicht Christi Fleisch und Blut, es muß der Tod zersprenget werden, wiewol ihn Christus zersprenget hat“.
Vom Durchbruch der ewigen göttlichen Freiheit. Jakob Böhme Lehre von der ewigen Natur und vom Feuerblitz. Von Roland Pietsch
Der vollständige Beitrag von Roland Pietsch kann hier gelesen werden:
XIV. MAGISCHE BLÄTTER BUCH CIV. Jahrgang Sommer 2023
Die Ausstellungen des Jacob-Böhme-Bundes im Jahr 1923 | HEFT 40 | Mai 2023
Die Seele erkennt in einer Art und Weise des Erkennens, die von dem Erkennen durch die äußeren Sinne ganz weit entfernt ist, dass sie ganz nahe bei ihrem Gott ist, und dass sie, mit noch ein bisschen mehr, dazu käme, durch Einung mit ihm eins zu werden.
Es gibt den innerlichen Atem der Seele, die in Gebet und Meditation Gott ebenso atmet, wie der Leib die Luft.
Jener ist der Atem der Gesundheit, dieser ist der der Religion.
Und wie der Mensch die Luft zum Atmen braucht für sein leibliches Leben, so braucht er auch den Atem in Gott, das Gebet und die Meditation der Religion, für sein seelisches Leben.
Religion beschränkt sich nicht auf das, was ihre Tempel ausstellen und ihre Riten und Traditionen verkünden, sondern darauf, was sich in den Seelen verbirgt und welche Vorsätze in die Tat umgesetzt werden.
Wer seiner Seele auf den Grund kommt, der erkennt sein eigentliches Wesen. Erkenntnis dieses eigentlichen Wesens ist Gotteserkenntnis. Wer seine Seele bewahrt, der nährt sein eigentliches Wesen und dient dadurch Gott.
Meng Zi (um 370 v. u. Z.– um 290 v.u.Z.) in: Die Lehrgespräche des Meisters Meng K’o
O Seele, suche dich in Mir, und, Seele, suche Mich in dir. Die Liebe hat in Meinem Wesen, Dich abgebildet treu und klar, kein Maler läßt so wunderbar, o Seele, deine Züge lesen.
Hat doch die Liebe dich erkoren als meines Herzens schönste Zier: bist du verwirrt, bist du verloren: o Seele, suche dich in Mir.
In meines Herzens Tiefe trage Ich dein Porträt, so echt gemalt; sähst du, wie es vor Leben strahlt, verstummte jede bange Frage.
Und wenn dein Sehnen mich nicht findet, dann such‘ nicht dort und such‘ nicht hier: gedenk, was dich im Tiefsten bindet, und Seele, suche Mich in dir.
Du bist mein Haus und meine Bleibe, bist meine Heimat für und für: Ich klopfe stets an deine Tür, daß ich kein Trachten von mir treibe.
Und meinst du, ich sei fern von hier, dann ruf Mich, und du wirst erfassen, daß Ich dich keinen Schritt verlassen: und, Seele, suche Mich in Dir.