Was die Seele in ihrem Grunde sei…

Im Grunde der Seele ist die Kraft,
die in den Augen wirkt,
ebenso hoch im Rang wie der Verstand,
und da ist der Fuß und das Auge gleich edel.
Was die Seele in ihrem Grunde sei,
das ward noch nie gefunden.

Meister Eckhart (1260 – 1328) in den Fragementen, die Gustav Landauer in Meister Eckharts Mystische Schriften veröffentlichte. Berlin, 2. Auflage 1920, S. 131 (Bearbeitet und neu herausgegeben von Martin Buber)

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Ganz auf dem Grund der Seele

Jean Benner: Extase. 1896 / Foto: (c) wak

Allein es gibt ein Erlebnis, das aus der Seele selber in ihr wächst, ohne Berührung und ohne Hemmung, in nackter Eigenheit. Es wird und vollendet sich jenseits des Getriebes, vom Anderen frei, dem Anderen unzugänglich. Es braucht keine Nahrung, und kein Gift kann es erreichen. Die Seele, die in ihm steht, steht in sich selber, hat sich selber, erlebt sich selber – schrankenlos. Nicht mehr, weil sie sich ganz an ein Ding der Welt hingegeben, sich ganz in einem Ding der Welt gesammelt hat, erlebt sie sich als die Einheit, sondern weil sie sich ganz in sich eingesenkt hat, ganz auf ihren Grund getaucht ist, Kern und Schale, Sonne und Auge, Zecher und Trank zugleich. Dieses allerinnerlichste Erlebnis ist es, das die Griechen Ekstasis, das ist Hinaustreten, nannten.

In: Ekstatische Konfessionen. Gesammelt von Martin Buber. Veränderte Neuausgabe, Leipzig 1921, S. 12 (Einleitung: Ekstase und Bekenntnis)

Alle Dinge öffnen

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Das Auge des Sehers wird zum Schwert, das alle Dinge öffnet, auch das Herz der Menschen, und alles deutlich sieht, was darin ist. Jedoch der Schnitt dieses Schwertes ist zugleich Heilung.

Hazrat Inayat Khan (1882 – 1927)

Religion des Weltalls

Bild: wikimedia / gemeinfrei

Licht ist Symbol der echten Besonnenheit. Also ist Licht der Analogie nach Aktion der Selbstrührung der Materie. Der Tag ist also das Bewußtsein des Wandelsterns, und während die Sonne, wie ein Gott, in ewiger Selbsttätigkeit die Mitte beseelt, tut ein Planet nach dem andern auf längere oder kürzere Zeit das eine Auge zu, und erquickt im kühlen Schlaf sich zu neuem Leben und Anschauen. Also auch hier Religion – denn ist das Leben der Planeten etwas anders, als Sonnendienst? Auch hier kommst du uns also entgegen, uralte kindliche Religion der Parsen, und wir finden in dir die Religion des Weltalls.

Fragmente II von Novalis / Friedrich von Hardenberg (1772 – 1801)

Weitere Fragmente können hier nachgelesen werden:

Magische Blätter. CIII. Jahrgang, Herbst 2022

Herausgeber: Verlag Magische Blätter, Ronnenberg
Schriftleitung: Organisation zur Umwandlung des Kinos

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Anfangsloser Anfang und endloses Ende

Bild: Archiv

… Der Ungrund oder das Absolute ist das, was ohne jeden Grund ist, was unbedingt und unendlich ist. Dieser göttliche Ungrund ist „das Nichts und das Alles“. Er „hat auch nichts, das etwas gebe, es ist eine ewige Ruhe, und keine Gleich(heit), ein Ungrund ohne Anfang und Ende: Es ist auch kein Ziel noch Stätte (Ort), auch kein Suchen oder Finden, oder etwas, da (wo) eine Möglichkeit wäre; Derselbe Ungrund ist gleich einem Auge, denn er ist sein eigener Spiegel, er hat kein Wesen (Weben), auch weder Licht noch Finsterniß“. Aus der ewigen Stille dieses Ungrunds gebärt und offenbart sich der ungründliche Wille, und dieser Wille ist anfangsloser Anfang und endloses Ende zugleich, „denn das Ende machet auch den Anfang dieses Willens, und der Anfang das Ende wieder. Und finden also, daß alle Wesen sind in ein Auge geschlossen, das ist gleich einem Spigel, da sich der Wille selber beschauet, was er doch sey.“ Und in diesem Spiegel, den Böhme auch als Spiegel der Weisheit Gottes bezeichnet, findet die Selbstfindung und Selbstfassung des unergründlichen Willens in die noch nicht offenbare Dreiheit von Vater, Sohn und Heiliger Geist statt.

Von der Feuerseele zur Lichtseele. Jakob Böhmes Lehre von der Seele und Wiedergeburt des Menschen. Ein Überblick von Roland Pietsch

Der vollständige Artikel kann hier gelesen werden:

MAGISCHE BLÄTTER, BUCH XI


CIII. Jahrgang, August 2022, Heft 8 / Thema: WEITERE MATERIALIEN ZUM FILM


Herausgeber: Verlag Magische Blätter, Ronnenberg
Schriftleitung: Organisation zur Umwandlung des Kinos

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Ins Heiligtum des Schweigens eintreten

Foto: (c) wak

Wenn du ins Heiligtum des Schweigens eingetreten bist, werden sich dir die Pforten des Himmelreiches deiner Seele öffnen. Du wirst eine Herrlichkeit schauen, die kein irdisches Auge wahrnahm. Du wirst einer Melodie lauschen, die sonst kein menschliches Ohr zu vernehmen vermag. Dann wirst du eine seelische Wiedergeburt und göttliche Seligkeit erleben und wünschen, daß du von diesem himmlischen Schweigen nie getrennt werden mögest.

Hossein Kazemzadeh Iranschähr (1884 – 1962) in: Die Heilkraft des Schweigens

Das Wesen Gottes mit erleuchteten Augen schauen

Foto: (c) wak

Das Wesen Gottes ist unfassbar für die menschliche Vernunft, die nur erfasst, was sie kennt. Die aber den Geist Gottes in sich haben, haben auch Gott: Sie sehen Gott, weil sie ein erleuchtetes Auge haben, mit dem Gott geschaut werden kann; und sie nehmen ihn wahr nicht in einem anderen oder nach der Art eines anderen, das nicht er selbst wäre, sondern in selbst und in ihm selbst, was er ist: weil er gegenwärtig ist.

Hugo von St. Victor (ca. 1096/97 – 1141)

Der Meister von Nazareth

Bô Yin Râ, Studie zu Jesusbild

… Es ist nur hirnverbrannter Wahn, der da vermeint, daß die Gestalt des Zimmermanns aus Nazareth der frommen Mythe angehöre; doch der, den nun die Nachwelt nur in einer Zeichnung kennt, die erst Jahrhunderte nach seinem Erdendasein seine Züge formen wollte, sah freilich anders aus als jener fakirhafte Wundertäter, den man aus ihm gebildet hat in einer Zeit, da längst der Aberglaube östlicher und westlicher Gehirne um sein Bildnis rang . . .

Wer wirklich hier der Wahrheit Spur erkunden will, der muß die Zutat wundersüchtig erdgebundener Geschlechter aus jenem Bilde tilgen lernen, das ihm von früher Jugend an als unantastbar galt.

Alsdann erst wird ihm des hohen Meisters Auge entgegenleuchten und er wird eines Menschen Antlitz schauen, der – Gottgeeint, im tiefsten Sinne solchen Wortes – dennoch als Mensch dem Menschen dieser Erde «frohe Botschaft» brachte von jenem Reiche wesenhaften Geistes, das er «das Reich der Himmel» nannte. – – –

Bô Yin Râ: Das Hohe Ziel in: Das Buch von Jesus Christus (7) / Bô Yin Râs gesammelte Buchtexte aus seinem Lehrwerk zu Jesus ergänzt mit Hinweisen auf Texte der vier neutesta-mentlichen Evangelien, zusammengefügt unter Verantwortung des Posthumus Projecten B.V., Amsterdam

Mehr Gedanken von Bô Yin Râ zu Jesus können hier nachgelesen werden:

MAGISCHE BLÄTTER, BUCH X
CIII. Jahrgang, Mai 2022, Heft 5 / Thema: VON JACOB BÖHME ÜBER DIE ROMANTIK ZUM BÖHME-BUND

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Weg des Lichtes

Jakob Böhmes Weisheitslehre, die ihm, wie er selbst sagt, von Gott geoffenbart worden war, ist aber nicht nur eine Lehre, sondern zugleich ein „Weg des Lichtes“, oder ein mystischer Weg, der diese Lehre verwirklicht. Diese göttliche Weisheit, die Böhme auch himmlische Jungfrau Sophia nennt, leitet den Menschen auf seinem Weg zu Gott, und dieser Weg gipfelt in der Vereinigung mit dem göttlichen Willen, die im Wesentlichen dadurch erreicht wird, dass „der eingewandte, in GOtt gelassene Geist des Menschen, wenn er alles Eigene verlässet, wieder das Göttliche Auge zum Sehen und Verstand bekommet, daß er vielmehr hinwieden bekomme, als er hatte verlassen, daß er viel reicher ist, als er zuvorhin in der Seinheit war: Dann in dem eigenen Willen hat und fasset er nur ein Particular, aber in der Vergangenheit kommt er in das Gantze, als in alles“

Roland Pietsch: Göttliche Weisheit – Die Blume des Lichts aus dem Herzen Gottes (I)

Der erste Teil des umfangreichen Beitrages von Roland Pietsch kann hier nachgelesen werden:

MAGISCHE BLÄTTER, BUCH X
CIII. Jahrgang, Mai 2022, Heft 5 / Thema: VON JACOB BÖHME ÜBER DIE ROMANTIK ZUM BÖHME-BUND

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Botschaft der Liebe

Foto: (c) wak

Die Behauptung von Schweitzer, Steiner und Martinus, die vorchristliche asiatische Geisteslehre sei der christlichen unterlegen, weil ihr die Botschaft der Liebe fehle, ist einfach nicht richtig. Diese Behauptung hätte niemals aufgestellt werden können, wenn diese drei Männer einige Zeit in Asien selbst verbracht hätten, um die klassischen Texte zu studieren und unter den gelehrten Gelehrten zu lernen. Sie basierte höchstwahrscheinlich auf der Aussage von Jesus: „Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch geliebt habe.“ Für die Israeliten, an die diese Worte gerichtet waren, galt das lieblose Gesetz „Auge um Auge, Zahn um Zahn“. Was Jesus lehrte, war sicherlich neu für sie, aber nicht für Asien. Buddha und Krishna, Lao Tzu und Konfuzius hatten es schon lange vorher gelehrt.

Paul Brunton (1898 – 1981) in: Das Christentum und der Osten. Gefunden habe ich diese Gedanken hier: https://www.paulbrunton.org/notebooks/15/7#section3