Spiegel unendlicher Schönheit

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Die Welt ist ein Spiegel unendlicher Schönheit, doch sieht dies kein Mensch. Sie ist ein Tempel der Majestät, doch achtet dies kein Mensch. Sie wäre ein Gebiet des Lichts und des Friedens, wenn die Menschen sie nicht in Unruhe stürzen würden. Sie ist das Paradies Gottes. Sie ist dem Menschen mehr, seitdem er gefallen ist. Sie ist die Stätte der Engel und das Tor des Himmels. Als Jakob aus seinem Traum erwachte, sagte er: „Gott ist hier und ich wusste es nicht. Wie furchtbar ist diese Stätte! Hier ist nichts anderes als Gottes Haus, hier ist die Pforte des Himmels.“

Thomas Traherne (1636 – 1674)

Geheimnisse der Welt erlauschen

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Da ist … das lauschende Erleben einer Quelle. Unter dem gewaltigen Druck der Erde entspringt der Tiefe ein Strömendes als unerwartetes Geschenk. Auf einmal wird der Mensch einer tiefen Entsprechung inne: das bin ich; dies ereignet sich in meinem eigenen Leben immer wieder. Eine Quelle muß gesucht, aber auch, nachdem man sie gefunden, gefaßt, gereinigt, behütet werden, sonst versickert sie im Sand. Der Mensch sagt sich: das ist doch mein eigenes Leben.

Da ist auch die Erfahrung einer Flamme. Sie muß entzündet werden, strahlt dann Licht und zugleich Wärme aus; sie ist klein, zitternd und flackernd ; auch ist sie selbstverzehrend. Sie kann aber in einem unbeachteten Augenblick Furchtbares anrichten und Zerstörung bewirken. Unvermittelt versteht der Mensch: so ist mein eigenes Dasein; so sind meine Gedanken, Wünsche, Empfindungen und Ahnungen.

In ähnlicher Weise vermag der Mensch im stillen Lauschen des daseinsdeutenden Geheimnisses der Welt innezuwerden: des Geheimnisses der Welle, des Weges, des Baumes, des Gartens, des Hauses, des Ringes und vieler anderer „Dinge“ mehr. Durch solche Bilder tritt das „Andere“, das „Heilige“ von der Welt her in das eigene Dasein. Sie werden hineingewoben in die Empfindungen und Gedanken, in die Begriffe, in das Tun und in den Traum.

Ladislaus Boros (1927 – 1981)

Auszug aus dem Artikel „Der Schweigende Mensch und sein Gott. Meditation zum Stillwerden“, den ich in der Schweizer Jesuitenzeitschrift „Orientierung“ 33 (1969), Nr. 6 vom 31. März 1969 gefunden habe.

Aktuell erscheint im Xantener Chalice-Verlag eine Gesamtausgabe der Werke von Ladislaus Boros: https://chalice-verlag.de/fp-boros-ga00/

Dem Heiligen Geist eine Stätte einräumen

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…so viele Wohnungen und Kammern in seinem Hause sind, ebenso viele Kräfte und Sinne und Wirksamkeiten sind in dem Menschen. In all diese kommt der Heilige Geist auf (jeweils) besondere Art. Sobald er kommt, drückt, reißt und richtet er den Menschen aus und bearbeitet und erleuchtet ihn. Aber diese Einkehr, diese Wirksamkeit werden nicht alle Menschen in gleicher Weise gewahr; und wirklich wohnt er ja auch in allen guten Menschen; doch wer sein Wirken empfinden soll, sein Dasein schmecken mag oder will, der muß sich in sich selber sammeln, sich von allen äußeren Dingen abschließen und dem Heiligen Geist eine Stätte einräumen, damit dieser in Ruhe und Stille sein Werk in ihm tun könne.

Johannes Tauler (1300 – 1361)

26. Predigt: Repleti sunt omnes Spiritu Sancto / Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt (Apg. 2, 4)

Suche Dich in mir

Teresa von Avila / Bild: Archiv

O Seele, suche dich in Mir,
und, Seele, suche Mich in dir.
Die Liebe hat in Meinem Wesen,
Dich abgebildet treu und klar,
kein Maler läßt so wunderbar,
o Seele, deine Züge lesen.

Hat doch die Liebe dich erkoren
als meines Herzens schönste Zier:
bist du verwirrt, bist du verloren:
o Seele, suche dich in Mir.

In meines Herzens Tiefe
trage Ich dein Porträt,
so echt gemalt;
sähst du, wie es vor Leben strahlt,
verstummte jede bange Frage.

Und wenn dein Sehnen
mich nicht findet,
dann such‘ nicht dort und such‘
nicht hier: gedenk, was dich
im Tiefsten bindet,
und Seele, suche Mich in dir.

Du bist mein Haus und meine
Bleibe, bist meine Heimat für und
für: Ich klopfe stets
an deine Tür,
daß ich kein Trachten
von mir treibe.

Und meinst du, ich sei
fern von hier,
dann ruf Mich, und du wirst
erfassen, daß Ich dich keinen
Schritt verlassen:
und, Seele, suche Mich in Dir.

Teresa von Avila (1515 – 1582)

Psalm 23: Der Herr ist mein Hirte

Radierung: Paul Reding / Foto: (c) wak

Der Herr ist mein Hirte,
mir wird nichts mangeln.
Er weidet mich auf grüner Aue
und führet mich zum frischen Wasser.

Er erquicket meine Seele.
Er führet mich auf rechter Straße
um seines Namens willen.

Und ob ich schon wanderte im finstern Tal,
fürchte ich kein Unglück;
denn du bist bei mir,
dein Stecken und dein Stab trösten mich.

Du bereitest vor mir einen Tisch
im Angesicht meiner Feinde.
Du salbest mein Haupt mit Öl
und schenkest mir voll ein.

Gutes und Barmherzigkeit
werden mir folgen mein Leben lang,
und ich werde bleiben
im Hause des Herrn immerdar.

Martin Luther (1483 – 1546) / Text in der Fassung von 1912

Leuchtende des Urlichtes – Voll der Gnade und Wahrheit

Den einzigen „eingeborenen Sohn des Vaters” sieht der gläubige Christ in dem Meister, nach dem er sich nennt, aber der Meister selbst, „voll der Gnade und Wahrheit”, bekennt, dass in seines Vaters Hause „viele Wohnungen“ (Johannes 14:2) sind, dass es ihm nicht zustehe, zu bestimmen, wer zu seiner Rechten und seiner Linken säße in seines Vaters Reich, und dass „der Vater größer“ ist als er. – (Johannes 14:28)

„Wenn ich auch von mir selbst Zeugnis gebe, so ist doch mein Zeugnis wahr, weil ich weiß, woher ich gekommen bin und wohin ich gehe; ihr aber wisset nicht, wo her ich komme oder wohin ich gehe (Johannes 8:14)

So wird auch bis auf den heutigen Tag kein Sinnen und Glauben ihn rein in seiner ureigensten Wesenheit erfassen, es sei denn, der also Sinnende und Glaubende wisse, „woher” der Meister kam und „wohin” er ging, – wisse, dass hier einer der „Leuchtenden des Urlichtes” vor ihm steht, von seinen „Brüdern” bis auf diese Stunde als der größte „Liebende” unter ihnen voll Bewunderung verehrt, ausgegangen aus ihrem Kreise und zurückgekehrt zu ihm, um in unsichtbarer Gestaltung die geistige Aura der Erde nicht eher zu verlassen, als bis der letzte der Menschengeister, die hier im Tiere leben, einging zum Licht. –

Der ganze Beitrag „Das Buch von Jesus Christus (9) “ Bô Yin Râs gesammelten Buchtexten seines Lehrwerks zu Jesus kann hier gelesen werden:

XII. MAGISCHE BLÄTTER BUCH | WINTER

CIII. Jahrgang Winter 2022 / 2023 | ORNAMENTE & MANTRA (Dezember | Heft 35)

EINZELBUCH, 364 Seiten, 20,00 € (zuzüglich Versandkosten)ISBN-Nr. 978-3-948-5941-5 2

Herausgeber: Verlag Magische Blätter – Ronnenberg | Schriftleitung: Organisation zur Umwandlung des Kinos

Bestellungen hier: kontakt@verlagmagischeblaetter.eu subject: BESTELLEN MAGISCHE BLÄTTER BUCH XII

Kirche in seinem Herzen bauen

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Der eine Kirche in seinem Herzen baut
Und sie überallhin mitnimmt
ist viel heiliger als der, dessen Kirche
nur ein eintägiges Haus des Gebets ist.

Morris Abel Beer (*1887 – unbekannt)

Gott wohnt in jedem Menschen

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Gott wohnt in jedem Menschen und wenn wir ihn finden wollen, dann können wir ihn nur in den Tiefen unseres Herzens begegnen, dort ist er zu Hause. Das ist der einzige Ort, an dem Gott wohnt.

Rabindranath Tagore (1861 – 1941)

Aus der tiefsten Mystik der Religionen verstehen

Es ist nicht anders möglich, als dass diese Kunst aus der tiefsten Mystik der Religionen verstanden werden müsste, denn daher muss sie kommen und das muss der feste Grund davon sein, sonst fällt sie zusammen, wie das Haus auf dem Sande.

Philipp Otto Runge (1777 – 1810)

Emmanuel Jakobi über Philipp Otto Runge in Magische Blätter, VI. Jahrgang, S. 210 – 212, Verlag Magische Blätter, Leipzig, 1925

Der vollständige Beitrag von Jakobi kann jetzt hier nachgelesen werden:

MAGISCHE BLÄTTER, BUCH X
CIII. Jahrgang, Mai 2022, Heft 5 / Thema: VON JACOB BÖHME ÜBER DIE ROMANTIK ZUM BÖHME-BUND

Bestellt werden kann die Ausgabe hier: kontakt@verlagmagischeblaetter.eu

Mehr hier: https://verlagmagischeblaetter.eu/monatsschrift-magische-bl%C3%A4tter