Fotographie Tolstois von Sergei Michailowitsch Prokudin-Gorski aus dem Jahr 1908
Ich habe ja nur dann ein wirkliches Leben, wenn ich Gottes Nähe fühle und ihn suche. Nun also, was suche ich noch, rief eine Stimme in mir; da ist er ja, er, ohne den man nicht leben kann. Gott erkennen und leben, das ist ein und dasselbe. Gott ist das Leben! Lebe, indem Du Gott suchst, dann wird es keine Leben ohne Gott geben!
Die Liebe zum Nächsten soll in allem, was du tust, überströmen, soll wachsen und zunehmen, und an ihr sollst du die andere Liebe prüfen, die nach innen gekehrt ist zu Gott in seinen Ursprung.
Johannes Tauler (1300 – 1361) in seiner Predigt 76
Gott ist es, der das Gemüt als reines Innesein erhellt, er gibt ihm sein Licht. Wie willst du ihn mit dem Gemüt erkennen, es sei denn, du wendest es einwärts und tauchst es in ihn?
Ramana Maharshi (1879 – 1950) in Vierzig Verse / Nr. 22
Also, mein liebes, suchendes und begehrendes Gemüte, betrachte dich selber, suche dich und finde dich selber: du bist Gottes Gleichnis, Bild, Wesen und Eigentum: Wie du bist, also ist auch die ewige Geburt in Gott; dann Gott ist Geist, und dein Regiment in deinem Leibe ist auch Geist, und ist ausgangen und geschaffen worden aus dem Gottes Regiment.
Jacob Böhme (1575 – 1624) in: Vom dreifachen Leben des Menschen
DAS JACOB BÖHME LESEBUCH aus Jacob Böhmes Schriften ausgewählt und eingeleitet von Paul Hankamer. Neu herausgegeben, erweitert und mit einem Glossar versehen von Ronald Steckel
Buch mit Bildern, 416 Seiten / ISBN-Nr. 978-3-948594-09-1 / 36,00 € zuzüglich Versandkosten Eine Publikation des Jacob-Böhme-Bundes im Verlag Magische Blätter, Mai 2022 (c) Ronald Steckel / Jacob Böhme-Bund
Teresa von Ávila / Teresa de Jesús (1515 – 1582) Porträt von Eduardo Balaca (1840–1914)
Während ich dieses schrieb, dachte ich an die Worte des angeführten Verses: dilatasti cor meum, du hast mir das Herz weit gemacht. Es scheint mir jedoch, dass die erwähnten Süßigkeiten ihren Ursprung nicht im Herzen, sondern in einer noch mehr inneren Stätte, gleichsam in einer verborgenen Tiefe haben. Ich meine, es müsse dies der Seelengrund sein, wie ich es nachher erkannt habe und noch sagen werde. Fürwahr, ich sehe in uns Geheimnisse verborgen, die mich oft in Erstaunen setzen; und wie viele wird es noch geben, die ich nicht weiß!