„Dann haben wir ja wieder Diakoninnen“

Cover der dritten Ausgabe des Beginenbuches

In diesen Tagen, wo im Vatikan unter anderem die Rolle der Frauen in der Kirche erörtert wird, habe ich diese Erinnerung wieder im Kopf. Gertrud Hofmann erzählte gern diese Geschichte. Jene Frau, die Mitte der 80er Jahre die Tradition der Beginen neu begründet hat. Als sie bei einem Prälaten im Essener Generalvikariat war, rief der begeistert aus: „Dann haben wir ja wieder Diakoninnen“. Die Sache lief dann doch anders; hätte aber was werden können. (wak)

Gertrud Hofmann, Werner Krebber: Die Beginen. Geschichte und Gegenwart (= Topos-plus-Taschenbücher. Band 530). 2. aktualisierte Auflage. Butzon & Bercker, Kevelaer 2008, ISBN 978-3-8367-0530-1 ~(Das Buch dürfte noch in Antiquariaten zu finden sein)

Zuhören: Zentriert auf das Du

Markus von Walter Jansen in Altenberg / Foto: (c) wak

Eine Ahnung von der Bedeutsamkeit der Mitteilung formt das einfache Hören ins Zuhören um. In der Daseinsgespanntheit der Erwartung tritt das eigene Selbst zurück, und der Mensch vergißt – wenn auch oft nur für einen Augenblick – die Wichtigkeit des eigenen Seins, seine Vergangenheit und Zukunft, seine eigenen Worte und Erklärungen, seine Sorgen und Freuden. Er ist einfach „da“, zentriert auf das Du und läßt sich auf die Bedeutsamkeit des anderen Seins ein. In einer solchen Atmosphäre der Gegenwärtigkeit entsteht das Vernehmen von lebenswichtigen Worten. Es sind vielleicht nur alltägliche und abgegriffene Inhalte, die da mitgeteilt werden. Sie öffnen sich jedoch auf einen tieferen Ursprung hin. Fast jedes Wort wirkt neu, erschütternd.

Ladislaus Boros (1927 – 1981)

Auszug aus dem Artikel „Der Schweigende Mensch und sein Gott. Meditation zum Stillwerden“, den ich in der Schweizer Jesuitenzeitschrift „Orientierung“ 33 (1969), Nr. 6 vom 31. März 1969 gefunden habe.

Aktuell erscheint im Xantener Chalice-Verlag eine Gesamtausgabe der Werke von Ladislaus Boros: https://chalice-verlag.de/fp-boros-ga00/

Wenn die Liebe zu ihrem Urquell zurückströmt

Fotographik (c) wak

Die Liebe ist für sich selbst genug, sie gefällt sich selbst und um ihrer selbst willen. Sie ist sich selbst Verdienst, sich selbst der Lohn. Die Liebe sucht außer sich keinen anderen Grund, erstrebt keinen anderen Gewinn. Ihr Genuß ist ihr Gewinn. Ich liebe, weil ich liebe, ich liebe, um zu lieben.

Es ist etwas Großes um die Liebe, wenn sie zu ihrem Uranfang zurückkehrt, wenn sie sich ihrem Ursprung wieder schenkt, wenn sie zu ihrem Urquell zurückströmt, um von dem Brunnen zu schöpfen, von dessen Wassern sie immerzu fließt.

Bernhard von Clairvaux (1090 – 1153)

Alle Seligkeit erkennen und sehen

Foto: (c) wak

Der himmlische Vater will, daß wir sehend seien, denn er ist ein Vater des Lichtes, und daher spricht er ewig, unmittelbar und immerdar in der Verborgenheit unseres Geistes ein einziges grundloses Wort und nicht mehr. Und in diesem Worte spricht er sich selbst aus und alle Dinge. Und dieses Wort lautet nicht anders als „Sehet“. Und das ist der Ausgang und die Geburt des Sohnes, des ewigen Lichtes, in dem man alle Seligkeit erkennt und sieht.

Jan van Ruysbroek (1293 – 1381)

Der Geist nichts anderes als das Herz

Ramana Maharshi / Foto: Archiv

Das ganze Universum ist im Körper enthalten,
der ganze Körper im Herzen.
So ist das Herz
der Kern des ganzen Universums.

Und wiederum:
Die Welt ist nichts anderes als der Geist,
der Geist nichts anderes als das Herz.
Das Herz umschließt also alles.

Ramana Maharshi (1879-1950)

Zum Geist der Einheit erwachen

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Wenn der Mensch zum Geist der Einheit erwacht und die Einheit hinter allen Dingen sieht, ändert sich sein Blickwinkel Die Sichtweise wird anders, und seine Einstellung ändert sich dadurch. Es gibt nichts und niemanden, der von ihm getrennt ist, so dass er alles als das Selbst eines jeden Wesens erlebt. Wenn das Bewusstsein des äußeren Selbst verschwunden ist, dann ist alles, was vor ihm erscheint, sein Selbst.

Hazrat Inayat Khan (1882 – 1927)

Eine Wolke von Geheimnis darüber gelegt

Was ich in der kleinen Sammlung einzelner für sich bestehender Abhandlungen, die ich unter dem Titel „Wegweiser“ herausgab, über Jakob Böhme gesagt habe, will, wie Sie richtig verstehen, darauf hinweisen, daß Böhme angenommener, geistig berufener Schüler der Leuchtenden des Urlichtes war. Ihm selbst war dieser Umstand etwas so Heiliges, daß er eine Wolke von Geheimnis darüber zu legen wußte. So viel auch über Böhme geschrieben wurde, so war doch niemand in der Lage, dieser geistigen Beziehung gerecht zu werden. Allerdings gibt Jakob Böhme die Schilderungen seiner geistigen Erlebnisse und Einsichten auch in so barocker und eigenwilliger Form, die durch den falschen Gebrauch der ihm durch seine gelehrten Freunde bekannt gewordenen lateinischen und latinisierten Worte nur noch krauser wird, daß man schon selbst sehr genau um solches Erleben wissen muß, um zu er-kennen, was er jeweils darstellen wollte. Anders aber steht es um die deutschen Mystiker, wie den Frankfurter Deutschordensherrn unbekannten Namens, der die „Theologia deutsch“ geschrieben hat, um Tauler, Seuse, Meister Eckhart. Das waren grundgelehrte Männer, die auf harten philosophischen Wegen zu ihren Erkenntnissen kamen, die sie dann nur schwer vor der kirchlichen Verdammung bewahren konnten.

Von Mystik und Böhme. Siebzehnter Brief aus „Briefe an Einen und Viele“ von Bô Yin Râ

Der ganze Beitrag von Bô Yin Râ kann hier gelesen werden:

XII. MAGISCHE BLÄTTER BUCH | WINTER
CIII. Jahrgang Winter 2022 / 2023 | Spuren (November | Heft 34)

EINZELBUCH, 364 Seiten, 20,00 € (zuzüglich Versandkosten)
ISBN-Nr. 978-3-948-5941-5 2

Herausgeber: Verlag Magische Blätter – Ronnenberg | Schriftleitung: Organisation zur Umwandlung des Kinos

Bestellungen hier: kontakt@verlagmagischeblaetter.eu subject: BESTELLEN MAGISCHE BLÄTTER BUCH XII

Lindernde Salbe für innere Risse

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Wenn wir mit den brüchigen Instrumenten der Analyse in uns stochern und bohren, können wir uns schwersten Schaden zufügen. Einzig die Stimme innigen Gebets kann diesen ernsthaften inneren Rissen lindernde Salbe auftragen und ihnen die Gifte des Schmerzes entziehen. In Erfahrung zu bringen, was zum Zeitpunkt einer solchen Verletzung genau geschah, kann eine große Hilfe bedeuten; kennen wir ihre Ursachen, wird uns auch die innere Struktur der Wunde klarer. Echte Heilung aber ist eine ganz andere Sache. Wie alle großen Ereignisse der Seele, erreicht sie uns aus einer Richtung, die wir weder voraussehen noch ahnen können.

John O’Donohue ( 1954 – 2008)

Teilhabe am größeren Leben

Paul Ranson: Christus und Buddha / Foto: (c) wak

Fortschreiten auf dem „Weg“ hat immer das Erfahren und Ernstnehmen neuer Erlebnisqualitäten zur Voraussetzung. Sie sind „Zeichen auf dem Weg“. Von entscheidender Bedeutung ist das Spüren und Wahr-nehmen der Qualität des Numinosen, Sakralen, darin uns das Sein im Dasein berührt. …

Wenn die Mitte zu tragen beginnt und von all dem, was über ihr ist, entlastet, die Verbindung mit der „Erde“ freigibt, fühlt der ganze Mensch sich anders, als ein anderer und wo anders. In dreierlei Weise bekundet sich dann die Teilhabe an einem Größeren Leben: Der Mensch erfährt eine neue Kraft und Weite, eine neue Nähe und Wärme und eine hellere Sicht.

Karlfried Graf Dürckheim (1896 – 1988) in: Hara. Die Erdmitte des Menschen. Bern / München / Wien, 1999, S. 175