… will in die stille Wüste

Photo by Francesco Ungaro on Pexels.com

Ich sage in guter Wahrheit, dieses Licht begnügt sich nicht mit dem einfachen stillstehenden göttlichen Wesen, das weder gibt noch nimmt, sondern es will wissen, woher dieses Wesen kommt, es will in den einfachen Grund, in die stille Wüste, wohin nie etwas Unterschiedenes, weder Vater noch Sohn noch heiliger Geist, gedrungen ist; in dem Innigsten, wo niemand heimisch ist, da begnügt es sich in einem Lichte, und da ist es einiger als in sich selbst; denn dieser Grund ist eine einfache Stille, die in sich selbst unbeweglich ist, und von dieser Unbeweglichkeit werden bewegt und da empfangen ihr ganzes Leben alle Dinge, die vernünftig leben und sich in sich selbst versenkt haben.

Meister Eckhart (1260 – 1328) in seiner Predigt „Von der Einheit der Dinge“
In: Meister Eckharts mystische Schriften. Berlin 1903, S. 87-91

Innerlich und übersinnlich

Archiv

Das innere Antlitz empfängt sein Licht von der höchsten Leuchte, die ewig leuchtet, und deren Geheimnis niemals enthüllt werden kann. Es ist innerlich, weil es aus einer verborgenen Quelle kommt, und es ist übersinnlicher Art, weil es direkt von oben kommt.

Sefer ha Sohar / Buch des Glanzes

Zugang zum Licht verschaffen

Foto: (c) wak

Sufis verstanden sich schon immer auf die Alchemie des Herzens, durch die die Energie der Liebe das Individuum transformiert, damit das in der Dunkelheit der Nafs, oder des niederen Selbst versteckte Licht enthüllt wird. Sie entwickelten eine detaillierte Wissenschaft, so mit den Kammern des Herzens zu arbeiten, dass eine innere Transformation erreicht wird, die dem Sucher Zugang zum Licht seiner wahren Natur verschafft. Diese Arbeit ist nicht nur für den Einzelnen gedacht, sondern kann eine direkte Beziehung zu der ganzen Schöpfung und dem Herzen der Welt haben. Haben wir erst einmal die mysteriöse Verbindung zwischen unserer eigenen innersten Essenz und der Seele der Welt erkannt, können wir die Werkzeuge der inneren Transformation benutzen, um direkt mit der Weltseele zu arbeiten und der Anima Mundi helfen, ihr göttliches Licht zu enthüllen und zu erwachen.

Llewellyn VaughanLee (* 1953)

Der vollständige Beitrag kann hier gelesen werden: https://goldensufi.org/de/anima-mundi-die-seele-der-welt-erwecken/

Unsere eigene wahre Natur

Pieter Bruegel der Ältere. Der Alchemist (1558) als Kupferstich von Philipp Galle / wikimedia ~ gemeinfrei

Der Stein der Weisen, das Gold, das aus dem Blei gewonnen wird, ist unsere eigene wahre Natur, das Selbst. Anstelle einer transzendenten, nicht verkörperten Göttlichkeit enthüllt die Alchemie ein göttliches Licht, das in den tiefsten Tiefen unserer Psyche existiert. Dieses in der Dunkelheit verborgene Licht, das Lumen Naturae, ist auch unser instinktives Selbst, unsere natürliche Art zu sein, das bis zu seiner Freilegung von den Mustern der Konditionierung und den Schichten des falschen Selbst überdeckt ist.

Llewellyn Vaughan-Lee (*1953) in: Das verborgene Gesicht der Liebe

Hebt den Stein auf und ihr werdet mich dort finden

Foto: (c) wak

Jesus sprach:
Jch bin das Licht,
das über ihnen allen ist.
Ich bin das All,
das All ist aus mir hervorgegangen,
und das All ist bis zu mir ausgedehnt.
Spaltet ein Holz, ich bin da.
Hebt den Stein auf, und ihr werdet mich dort finden.

Logion 77 von Jesus im Thomas-Evangelium

Ich bin…

Ernst Barlach: Lehrender Christus (Antoniterkirche Köln) / Foto: (c) wak

6,35                     Ich bin das Brot des Lebens

8,12                      Ich bin das Licht der Welt.

10,7.9                  Ich bin die Tür.

10,11.14              Ich bin der gute Hirt.

11,25                   Ich bin die Auferstehung und das Leben.

14,6                     Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben.

15,1 I                   Ich bin der wahre Weinstock.

Die sieben Ich-bin-Worte des Johannesevangeliums

In strahlendstem Licht aufglänzen

Foto: (c) wak

O Dunkel des Schweigens! Es wäre nicht genug, von dir zu sagen, dass du vor lauter Finsternis in strahlendstem Licht aufglänzest, nicht genug, von dir zu glauben, dass dein Glanz sich immer gleich bleibe, unstörbar und unzerstörbar, nie zu sehen und nie zu erreichen. Es wäre auch nicht genug, von dir zu sagen, dass du, Dunkelheit des Urgrunds, jenen vollkommenen Geist, der die Augen des Daseins und die Augen des Seins zu schließen vermöchte, mit der Leuchtkraft deiner Fülle bis zum Bersten blendest, und schöner bist als die Schönheit selbst.

Dionysius Areopagita  (5. Jh.) in: Mystische Theologie

Johannes vom Kreuz: Der Urquell

Skizze: Johannes vom Kreuz / Archiv

Wohl kenne ich den Quell,
der rinnt und fließet,
obgleich’s bei Nacht ist.

Verborgen ist dem Blick die ewge Quelle,
doch weiß ich wohl zu finden ihre Stelle,
obgleich’s bei Nacht ist.

Ich weiß, nicht Ursprung hat sie je genommen,
doch aller Ursprung ist aus ihr gekommen,
obgleich’s bei Nacht ist.

Ich weiß, dass keine Schönheit ihrer gleiche,
sie tränkt die Erde und die Himmelreiche,
obgleich’s bei Nacht ist.

Ins Bodenlose, weiß ich, würde gleiten,
wer sie beträte, um sie zu durchschreiten,
obgleich’s bei Nacht ist.

Niemals hat ihre Klarheit sich verdunkelt,
und alles Licht weiß ich aus ihr entfunkelt,
obgleich’s bei Nacht ist.

Gewaltig weiß ich ihre Ströme eilen
durch Höllen, Himmel und wo Menschen weilen,
obgleich’s bei Nacht ist.

Den Wassern, die aus dieser Quelle steigen,
wohl weiß ich ihnen alle Macht zu eigen,
obgleich’s bei Nacht ist.

Den Strom, zu dem zwei Ströme sich verbinden,
weiß ich mit beiden nur zugleich zu finden,
obgleich’s bei Nacht ist.

Verborgen rinnt der Quell, auf dass wir leben,
in dem lebend’gen Brot, das uns gegeben,
obgleich’s bei Nacht ist.

Hier ruft er die Geschöpfe, dass sie kommen,
zu stillen sich, von Dunkelheit umschwommen,
obgleich’s bei Nacht ist.

Ersehnter Quell, dich such‘ ich nicht vergebens,
ich schaue dich in diesem Brot des Lebens,
Weil es bei Nacht ist.

Johannes vom Kreuz (1542 – 1591)

In eine neue Dimension führen

Foto: (c) wak

Das Licht benötigt die Schatten. Schatten vermitteln uns die Plastizität der Gegenstände. Ohne Schatten auf einer Kugel hätten wir den Eindruck, es handele sich um eine Scheibe. Der Schatten bereichert das Ganze um eine neue Dimension, er führt uns zum Beispiel vom Zweidimensionalen ins Dreidimensionale. Das Gleiche geschieht auch auf geistiger Ebene. Die Dunkelheit führt uns auf eine andere Ebene, führt uns in eine neue Dimension. Die Dunkelheit ist ein Teil unserer geistigen Existenz. Und so ist sie auch visuell ein wichtiges Element.

Über das filmische Bild von Fred Kelemen

Der vollständige Beitrag von Fred Kelemen kann hier gelesen werden:

XVI. MAGISCHE BLÄTTER BUCH
CIV. Jahrgang – Winter 2023/2024

Film und Theater im Jakob-Böhme-Bund (Januar | Heft 48)

EINZELBUCH, 427 Seiten, 20,00 € (zuzüglich Versandkosten) ISBN 978-3948-5941-4-5

Herausgeber: Verlag Magische Blätter – Ronnenberg | Schriftleitung: Organisation zur Umwandlung des Kinos

Bestellungen hier: kontakt@verlagmagischeblaetter.eu subject: BESTELLEN MAGISCHE BLÄTTER BUCH XVI

… darin wohnet sein Geist