Strahl der Erkenntnis

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„Ich will das Licht
auf den Leuchter setzen,
und allen Augen,
die es von ferne sehn,
soll ein Strahl der Erkenntnis
entgegenleuchten.“

Wer soll der Leuchter
und das Licht dann sein?

Und es sprach der Herr:
„Ich bin das Licht,
der Leuchter ist dein Herz.“

Mechthild von Magdeburg (1207 – 1282)

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Gott ist Licht

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Im eigentlichsten Sinne ist Gott Licht, und je näher ihm etwas kommt, um so mehr empfängt es von dem Licht. Nichts Wahres wird erkannt außer durch Gott. Nicht, als spräche er so – wie wir; sondern er macht hell im Innern. Denn er ist das Innerste in jeder Seele und wirft von dem strahlenden Lichte seiner ewigen Vernunft einen Glanz über die dunklen Begriffe unseres Geistes.

Bonaventura (1221 – 1274)

Wolke des Nichtwissens zwischen dir und deinem Gott

Wolke des Nichtwissens und Brief persönlicher Führung. Anleitung zur Meditation. Neu übertragen und herausgegeben von Willi Massa.  Mit einem Geleitwort von Hugo M. Enomiya-Lassalle SJ. Freiburg/Br. 1999

Ich sprach von „Dunkelheit“ und „Wolke“. Glaube nicht, daß ich, weil ich von einer Dunkelheit oder Wolke spreche, eine Wolke meine, die aus Dunst geballt ist, wie er in der Luft schwebt, oder eine Dunkelheit, wie sie zur Nachtzeit bei dir zu Hause herrscht, wenn deine Kerze gelöscht ist. Denn eine solche Dunkelheit und Wolke kannst du mit der Vorstellungskraft und dem Verstand selbst am hellsten Sommertag vor deinem geistigen Auge sehen, nicht anders als du dir umgekehrt in der dunkelsten Winternacht ein helles, leuchtendes Licht vorstellen kannst. Solch ein Irrtum sei ferne von dir; so meine ich es nicht. Wenn ich nämlich „Dunkelheit“ sage, so meine ich einen Mangel an Wissen; so wie dir alles, was du nicht weißt oder vergessen hast, dunkel erscheint, weil du es nicht mit deinem geistigen Auge siehst. Aus diesem Grund wird die Wolke nicht eine Wolke der Luft, sondern eine „Wolke des Nichtwissens“ genannt, die sich zwischen dir und deinem Gott befindet.

„Wolke des Nichtwissens“, Ende des vierten Kapitels „Von der Kürze dieses Werks und von der Unmöglichkeit, durch geistige Wißbegierde oder die Tätigkeit der Vorstellungskraft zu diesem Werk zu gelangen.“

Das Feuer im Gang der Hölle beruhigt

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Der Herr des großen Lichts, unvergleichlich und unendlich, hat alle Buddha-Länder in allen Vierteln erleuchtet, er hat die Leidenschaften, alle Sünden und Irrtümer beruhigt, er hat das Feuer im Gang der Hölle beruhigt.

Inschrift aus dem Sukhāvatīvyūha Sūtra an der Friedensglocke im Hiroshima Peace Memorial Park

Wie Licht durch Glas hindurch scheinen

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Zen ist Bewusstsein ohne die Struktur einer besonderen Form oder eines besonderen Systems, ein transkulturelles, transreligiöses, transformiertes Bewusstsein. Deshalb ist es in gewissem Sinne „leer“. Aber es kann durch dieses oder jenes religiöse oder irreligiöse System hindurch scheinen, so wie Licht durch ein Glas hindurch scheinen kann, das blau ist oder grün, rot oder gelb. Wenn Zen überhaupt eine Vorliebe hat, dann zieht es einfaches Glas vor, das keine Farbe hat und eben „einfaches Glas“ ist.

ThomasMerton (1915 – 1968) in: Weisheit der Stille, 1975, S. 12

Aus der Finsternis ins Licht

Kupferstich mit Porträt von Jacob Böhme / Foto: Archiv

Ausgangspunkt für den Weg des gefallenen Menschen aus der Finsternis ins Licht ist das Wissen und die Erkenntnis von der verborgenen Gegenwart Gottes in der Seele. Böhme gebraucht dafür auch das Bild vom Feuer, das im Stein verschlossen ist und mit Hinwendung zu Gott aufgeschlagen werden muss. Diese Hinwendung darf, so Böhme, nicht historisch verstanden werden, vielmehr muss die Seele aus der Vernunft dieser Welt in Christi Leben ausdringen. „Es muß Ernst seyn, denn die Historia erreicht nicht Christi Fleisch und Blut, es muß der Tod zersprenget werden, wiewol ihn Christus zersprenget hat“.

Vom Durchbruch der ewigen göttlichen Freiheit. Jakob Böhme Lehre von der ewigen Natur und vom Feuerblitz. Von Roland Pietsch

Der vollständige Beitrag von Roland Pietsch kann hier gelesen werden:

XIV. MAGISCHE BLÄTTER BUCH
CIV. Jahrgang Sommer 2023

Die Ausstellungen des Jacob-Böhme-Bundes im Jahr 1923 | HEFT 40 | Mai 2023

EINZELBUCH, 333 Seiten, 20,00 € (zuzüglich Versandkosten) ISBN-Nr. 978-3948-5941-7-6

Herausgeber: Verlag Magische Blätter – Ronnenberg | Schriftleitung: Organisation zur Umwandlung des Kinos

Bestellungen hier: kontakt@verlagmagischeblaetter.eu subject: BESTELLEN MAGISCHE BLÄTTER BUCH XIV

Mit neuer Klarheit und Einfachheit sehen

Die Herz-Meditation mag sehr einfach erscheinen, aber sie funktioniert wie ein Katalysator, der den Prozess der inneren Transformation beschleunigt, indem er die eigene Dunkelheit an die Oberfläche bringt, wo sie konfrontiert und akzeptiert werden muss. Die abgelehnten und nicht anerkannten Teile der eigenen Psyche müssen angenommen werden, müssen „einen Platz in der Sonne bekommen“. Dies ist die traditionelle Sufi-Arbeit: das „Polierens des Spiegels des Herzens“, das uns einen Einblick in unsere wahre Natur ermöglicht. Wenn dieser innere Spiegel zugedeckt ist von dem, was im Westen Projektionen und Ego-Konditionierungen genannt wird, sehen wir alles auf verzerrte Art und Weise; wir sehen die verworrenen Reflexionen unseres eigenen Lichts und unserer Dunkelheit. Während wir den Spiegel polieren, werden die Verzerrungen weggenommen und wir fangen an, mit einer neuen Klarheit und Einfachheit zu sehen.

Llewellyn Vaughan-Lee (*1953) in: Weder vom Osten noch vom Westen: Die Reise der Naqshbandiyya-Mujaddidiyya von Indien nach Amerika
https://goldensufi.org/de/weder-vom-osten-noch-vom-westen-die-reise-der-naqshbandiyya-mujaddidiyya-von-indien-nach-amerika/

Durch göttliches Licht erleuchtet

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In den östlichen Religionen spricht man von buddhi als dem intuitiven Organ in uns. „Tiefer als der Verstand ist der buddhi.“ Dieses innere Auge wird durch das göttliche Licht erleuchtet, damit der Mensch die alles durchdringende Gegenwart Gottes wahrnehmen kann. Für die Mystiker im Westen wie im Osten ist dieses intuitive Wahrnehmungsorgan die Tür zum Herzen, zum göttlichen Raum im Menschen. Die Wahrnehmungen auf der Verstandesebene und in der intuitiven Tiefe geschehen in unterschiedlicher Weise. Der Verstand fragt nach der Logik, während die Intuition die Mystik sucht. Der Verstand nimmt die Dualität zwischen Subjekt und Objekt wahr; die Intuition aber erfährt sie als Einheit.

Sebastian Painadath SJ (*1942)

In das Licht Gottes versetzt

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In ihrem Gebet versetzt uns die Kirche in das Licht Gottes, das in den Dunkelheiten der Welt leuchtet, damit wir davon erfasst und verwandelt werden durch die Gegenwart des neugeborenen Erlösers. Er kann in uns geboren werden und wahrhaft leben, indem er unsere Gedanken und Handlungen durch sein Licht verwandelt.

Thomas Merton (1915 – 1968) in: Seasons of celebration, p 108-109

Gefunden habe ich dieses Zitat hier: https://www.aimintl.org/de/2015-05-29-13-29-50/bulletin-112/p-thomas-merton

Und das Licht scheint in der Finsternis

Gedenktür für Meister Eckhart an der Predigerkirche in Erfurt / Foto: (c) wak

Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dasselbe war im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist. In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat’s nicht begriffen. Es ward ein Mensch von Gott gesandt, der hieß Johannes. Dieser kam zum Zeugnis, dass er von dem Licht zeugte, auf dass sie alle durch ihn glaubten. Er war nicht das Licht, sondern dass er zeugte von dem Licht. Das war das wahrhaftige Licht, welches alle Menschen erleuchtet, die in diese Welt kommen.

Prolog des Johannes-Evangeliums in der Luther-Bibel von 1545