Dem Heiligen Geist eine Stätte einräumen

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…so viele Wohnungen und Kammern in seinem Hause sind, ebenso viele Kräfte und Sinne und Wirksamkeiten sind in dem Menschen. In all diese kommt der Heilige Geist auf (jeweils) besondere Art. Sobald er kommt, drückt, reißt und richtet er den Menschen aus und bearbeitet und erleuchtet ihn. Aber diese Einkehr, diese Wirksamkeit werden nicht alle Menschen in gleicher Weise gewahr; und wirklich wohnt er ja auch in allen guten Menschen; doch wer sein Wirken empfinden soll, sein Dasein schmecken mag oder will, der muß sich in sich selber sammeln, sich von allen äußeren Dingen abschließen und dem Heiligen Geist eine Stätte einräumen, damit dieser in Ruhe und Stille sein Werk in ihm tun könne.

Johannes Tauler (1300 – 1361)

26. Predigt: Repleti sunt omnes Spiritu Sancto / Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt (Apg. 2, 4)

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Uns zum Unsichtbaren erheben

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Da es also drei Stufen oder Formen der Wahrheit gibt, so steigen wir zur ersten durch die Mühsal der Demut, zur zweiten durch das Gefühl des Mitleids, zur dritten durch Entzückung und Beschauung empor.
Auf der ersten Stufe findet man die Wahrheit streng, auf der zweiten barmherzig, auf der dritten rein. Zur ersten Stufe führt die Vernunft, durch die wir uns auf Herz und Nieren prüfen. Zur zweiten Stufe führt die Liebe, durch die wir mit andern Erbarmen fühlen. Zur dritten Stufe reißt uns die Reinheit fort, durch die wir uns zum Unsichtbaren erheben.

Bernhard von Clairvaux (1090 – 1153)