Meditation gleicht …der Liebe, sie kann weder erzwungen noch durch angestrengtes Bemühen errungen werden. Wenn es mir gestattet ist, Martin Bubers treffende Aussage über die Philosophie zu paraphrasieren, indem ich „Philosophie“ durch „Meditation“ ersetze, würde ich die Quintessenz der Meditation wie folgt in Worte fassen:
„Wahre Meditation ist die Meditation eines Liebenden. Wer auf diese Weise Meditation praktiziert, dem wird die verborgene Bedeutung aller Dinge enthüllt, das Gesetz der Dinge, das noch niemand anderem zuvor enthüllt wurde und das nicht ist wie etwas, das außerhalb unserer selbst lebt, sondern als wäre es unser innerster Geist, der Sinn all unseres Daseins und Schicksals, von allen schmerzlichen und erhabenen Gedanken. Alles dies würde ihm plötzlich offenbar.“
Martin Buber (1878 – 1965) – Verändert zitiert in dem längeren Textes „Meditation“ von Lama Anagarika Govinda
Der vollständige Beitrag von Anagarika Govinda kann hier gelesen werden:
Velazquez: Christus bei Martha und Maria / wikimedia ~ gemeinfrei
… In ähnlichen Bahnen, wenn auch Ungleich freier und beschwingter, bewegt sich Anker Larsens zweiter Roman Martha und Maria. Die biblischen Namen bleiben Symbol für zweierlei Typen: für die tätig die Welt und deren Widersacher überwindende Frau, und für die kontemplativere Form der Lebensanschauung und -bezwingung. Zwei Schwestern wachsen in hartem Dasein in liebender Gemeinschaft auf, werden früh vom Schicksal getrennt, leben jede ihr eigenes artbedingtes Leben, um sich ganz am Schluss im selben Willen wieder zu finden, den sie in Ihrer Seele tragen wollen. Früh, sehr früh erweisen sich die Eigenarten der beiden Schwestern, die trotz ihrer jungen Jahre schon wissen, dass sie aus ungleichem Holze geschnitzt sind.
Auszug aus „J. Anker Larsens Romane“ von Carl Helbling
Der vollständige Beitrag kann hier gelesen werden:
Marek Zalewski: Buber-Denkmal, Heppenheim / Foto: (c) wak
Jedes Ding offenbart Tao durch den Weg seines Daseins, durch sein Leben; denn Tao ist die Einheit in der Wandlung, die Einheit, die sich, wie an der Vielheit die Dinge, so an der Vielheit der aufeinanderfolgenden Momente im Leben jedes Dinges bewährt.
Martin Buber (1878 – 1965) in: Die Lehre vom Tao, in: Werke, Band 1, Schriften zur Philosophie, München-Heidelberg 1962, 1023-1051
Die Fortschritte der modernen Medizintechnologien haben nicht nur viele Menschenleben gerettet, sondern auch eine neue Quelle von Erzählungen eröffnet: Berichte von Nahtoderfahrungen (NTE) und Reisen in andere Bewusstseins- und Daseinszustände, die sich im Zustand des „klinischen Todes“ ereignen.
Hirnforschung und Neurologie deuten das Rätsel des menschlichen Selbstbewusstseins und seiner Schwellenerfahrungen nach wie vor als Epi-Phänomen körperlicher neuronaler Prozesse, die mit dem Tod enden, während die avanciertesten Vertreter der wissenschaftlichen Nahtodforschung mittlerweile die Behauptung aufstellen, das Selbstbewusstsein sei nicht im Körper lokalisierbar und höre nach dem Tode nicht auf, zu existieren.
Wie auch immer es sich verhalten mag – die aufgezeichneten Berichte verschiedenster Personen, die in der Lage waren, von ihren Erfahrungen zu erzählen, enthalten bewegende Aussagen über den Menschen, denn die Erzählungen weisen unübersehbare inhaltliche Korrespondenzen zur geistigen Überlieferung der Weltkulturen auf, die den homo sapiens sapiens als spirituelles unsterbliches Wesen sieht, für eine Ewigkeitssekunde inkarniert in einem sterblichen Geschöpf auf einem sterblichen Planeten.
Buch & Regie: Ronald Steckel / Produktion: nootheater & Rundfunk Berlin-Brandenburg 2017. DURCHBRÜCHE ist 2017 als Hörbuch bei Audioflow/RBB media erschienen. TIME: 48:30
Der Ursprung des Daseins ist die Bewegung. Folglich kann es darin keine Bewegungslosigkeit geben, denn wäre das Dasein bewegungslos, so würde es zu seinem Ursprung zurückkehren, und der ist das Nichts. Deshalb nimmt das Reisen nie ein Ende, nicht in der höheren und auch nicht in der niederen Welt.
CD von nootheater & Organisation zur Umwandlung des Kinos
Der Autor Yoshida Kenkô (1283–1350) stammt aus einer alten japanischen Priester- und Gelehrtenfamilie und war Hofmeister, Offizier der kaiserlichen Palastwache und Dichter, bevor er sich mit etwa vierzig Jahren aus dem gesellschaftlichen Leben zurückzog und in den Mönchsstand eintrat. Seine Aufzeichnungen wurden erst nach seinem Tod in seinen zwei Hütten auf an den Wänden haftenden Papieren entdeckt und gesammelt; ein Teil war von seinem Diener zusammengetragen worden.
Oskar Benl, der die Betrachtungen aus der Stille ins Deutsche übertragen hat, schreibt in seinem Nachwort: „Kenkô besaß in hervorragendem Ausmaß die ganze Bildung seiner Zeit. Er war mit dem Konfuzianismus nicht weniger als mit dem Taoismus von Lao-tse und Chuang-tse und deren Ideal des ’Nicht-Handelns‘ (wu-wei) vertraut. Er ist zutiefst den sinnlosen Hasten und Jagen dieser Welt abgeneigt und sehnt sich nach der friedlichen, ganz dem Erleben der Schönheit hingegebenen Heian-Zeit zurück, für die der berühmte, aber kaum übersetzbare Begriff des „mono no aware“ bezeichnend ist. Mono no aware begreifen, heißt: sich von den Dingen der Welt bewegen lassen, die Erscheinungen der Jahreszeiten innig miterleben und in der Liebe unbedingt der Stimme des Herzens folgen.“
Das Werk enthält in 243 Kapiteln von sehr unterschiedlicher Länge, bunt aneinandergereiht, Betrachtungen über die mannigfachen Dinge des Lebens, über das Glück der Einsamkeit, über Tempel und seltsame Mönche, über die Liebe, alte Bräuche, Gedichte, über Einfalt und Leichtsinn der Menschen.
Wie ein roter Faden zieht sich durch dies alles die Erkenntnis vom Unbestand allen Daseins und von der Notwendigkeit, sich in rechter Weise auf das Sterben vorzubereiten. Hierin liegt kein wehleidiger Pessimismus, sondern das Wissen um die wahre Beschaffenheit menschlicher Existenz. Alles in diesem Leben muss unter dem Blickwinkel des Todes betrachtet werden. ’Ein Tag im Leben ist wertvoller als ein Berg Gold… Jeden Tag sollte er (das heißt der Mensch) über das Glück des bloßen Daseins in Jubel ausbrechen.‘ Auch von Kenkô gilt wohl Nietzsches Wort über Montaigne: „Dass ein solcher Mensch gelebt habt, dadurch ist wahrlich die Lust, auf dieser Erde zu leben, vermehrt worden.“
Andreas Brehmer und Ronald Steckel haben aus der Übertragung Oskar Benls eine Hörbuchfassung destilliert; die Sprachaufnahmen entstanden 2019/2020 in Berlin in einer Produktion des nootheaters und der Organisation zur Umwandlung des Kinos; der Sprecher ist Ulrich Gerhardt.
Es gibt Zeiten, in denen es für diejenigen, die nicht durch Form, Glauben oder Ideologie eingeschränkt sind, unbedingt notwendig wird, am Leben mitzuwirken, um neue Bilder, neue Weisen des Daseins zu schaffen. Dann wird der Mystiker so etwas wie eine Hebamme für die Imagination, der Bildern ins Leben verhilft, die heilen und etwas zurückbringen können. Das ist jetzt der Fall. Die Welt braucht die Bilder ihrer Zukunft oder sie stirbt.
Llewellyn Vaughan-Lee (*1953) in: Alchemie des Lichts. Die Arbeit mit den Urenergien des Lebens, The Golden Sufi Center, 2008, S. 81-82
Alles, was in der äußeren und inneren Welt existiert, besteht auch in der Musik, nur in anderer Weise, und ist mit keinem Worte der Sprache vergleichbar. „Das Unbeschreibliche – hier wird’s Ereignis.“ Darum sagt uns die Musik alles, das Höchste und Tiefste und leicht Verschwebende; sie hält uns aber nicht am Einzelnen fest wie das Leben und die anderen Künste, sondern durchströmt uns mit dem Hauch der Allgegenwärtigkeit und lässt so das Einzelne eingehen in das Gesamtbewusstsein eines höheren Daseins, einer höheren Welt. Was Philosophen, Metaphysiker und Religionslehrer uns oft nur unvollkommen, bruchstückweise und in Gleichnissen sagen können, hier spricht es unmittelbar zu uns, klar und ein-deutig.
Felix Weingartner (1863 -1942)
Der ganze Beitrag „Die Grenzen der Musik“ von Felix Weingartner kann hier nachgelesen werden:
MAGISCHE BLÄTTER BUCH VII CII. Jahrgang Oktober 2021 Heft 10, Thema: DIE MUSIKALISCHE DIMENSION DES JAKOB-BÖHME-BUNDES