Die Welt braucht die Bilder ihrer Zukunft

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Es gibt Zeiten, in denen es für diejenigen, die nicht durch Form, Glauben oder Ideologie eingeschränkt sind, unbedingt notwendig wird, am Leben mitzuwirken, um neue Bilder, neue Weisen des Daseins zu schaffen. Dann wird der Mystiker so etwas wie eine Hebamme für die Imagination, der Bildern ins Leben verhilft, die heilen und etwas zurückbringen können. Das ist jetzt der Fall. Die Welt braucht die Bilder ihrer Zukunft oder sie stirbt.

Llewellyn Vaughan-Lee (*1953) in: Alchemie des Lichts. Die Arbeit mit den Urenergien des Lebens, The Golden Sufi Center, 2008, S. 81-82

Mut, Strahlen und Zuversicht ausatmen

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Als erstes muss man aufhören, vor diesem natürlich unangenehmen aber einfach höchst menschlichen Gefühl (der Hilflosigkeit) davon zu laufen. Solange wir leben, werden wir uns immer wieder hilflos fühlen. Als zweiten Schritt nutze ich dieses Gefühl der Hilflosigkeit, um mich in Mitgefühl zu üben für alle Menschen und Wesen, die sich auch hilflos fühlen oder sich in einer Lage der Hilflosigkeit befinden. Empfinden wir selbst gerade ein Gefühl dieser Art in uns, dann ist das der ideale Zeitpunkt um Mitgefühl zu üben, Tonglen, oder „Atishas Heart“, wie Osho es nannte, zu praktizieren. Ich atme all die Hilflosigkeit, die in mir und in anderen Wesen ist, ein, und atme alles, was in mir an Mut, Strahlen, Zuversicht ist, aus. Auf diese Weise wird Hilflosigkeit (und jedes andere Gefühl) in Segen verwandelt. Das ist tiefste Alchemie.

Pyar (*1960)

Mehr hier: https://pyar.de/tonglen/

Des Philippus Theophrastus Paracelsus Bildnis und Gebeine

Paracelsus-Grabmal auf dem Salzburger Friedhof St. Sebastian / Foto: (c) wak
Inschrift des Paracelsus-Grabmals auf dem Salzburger Friedhof St. Sebastian / Foto: (c) wak

Des Philippus Theophrastus Paracelsus, der durch die Alchemie einen so großen Ruhm in der Welt erworben hat, Bildnis und Gebeine. Bis sie wieder mit ihrer Haut umgeben sein werden…

Hier liegt begraben Philippus Theophrastus, der berühmte Doktor der Medizin, welcher auch die schrecklichsten Wunden, Lepra, Podagra und Wassersucht und andere unheilbar scheinende Krankheiten durch seine wunderbare Kunst heilte. Und es brachte ihm auch Ehre ein, dass er sein Hab und Gut unter den Armen verteilen ließ. Im Jahre 1541, am 24. September, vertauschte er das Leben mit dem Tode.

Friede den Lebenden, ewige Ruhe den Toten.

Übersetzung der lateinischen Grabinschrift

Alchemistische Ganzheitsvorstellungen

Detail Titelkupfer zu „Aurora“

Jacob Böhme … repliziert im Schreiben einen alchemistischen Prozess am historischen Ende seiner Wissenschaftlichkeit und vergeistigt diesen als nunmehr seelischen Prozess. Das historische Ergebnis um 1600 fasst Jung plausibel zusammen: „An Paracelsus und Böhme hat sich die Alchemie gespalten in die Naturwissenschaft einerseits und die christlich-protestantische Mystik andererseits.“ Anhand der Mandala-Symbolik, Kernstück der von Jung referierten alchemistischen Ganzheitsvorstellungen, sei der Bezug auf Jacob Böhme zwingend. Wie kein anderer Mystiker, in der Tat, verwendet Böhme das Räder-Symbol, um beispielsweise das Ineinander der sieben Qualitäten mit sieben Rädern, die eine Kugel bilden, zu erklären, was in der Ikonographie der Böhme-Illustrationen zu den berühmten Titelkupfern führte, besonders das der Aurora.

Thomas Isermann: Die Rezeption Jacob Böhmes im 20. Jahrhundert

Der ganze Beitrag Isermanns, der näher auf diese Fragen eingeht, ist hier zu lesen:

MAGISCHE BLÄTTER BUCH VII
CII. Jahrgang September 2021 Heft 9, Thema: DIE MAGIE DER SPRACHE

https://verlagmagischeblaetter.eu/monatsschrift/magische-blaetter

Bestellt werden können die Magischen Blätter hier: kontakt@verlagmagischeblaetter.eu

Joseph Beuys – Magie, Mystik, Mythos: Teil I – Wer war Joseph Beuys? Ein erster (persönlich gefärbter) Überblick

I. Wer war Joseph Beuys?

 Ein erster (persönlich gefärbter) Überblick

„Ja Ja Ja Ja Ja Ne Ne Ne Ne Ne Ja Ja Ja Ja Ja Ne Ne Ne Ne Ne Ja Ja Ja Ja Ja Ne Ne Ne Ne Ne Ja Ja Ja Ja Ja Ne Ne Ne Ne Ne …“ – So könnte es nun gut eine Stunde und knapp fünf Minuten weitergehen, hörte man seine Aktion aus dem Jahr 1968 bis zum Ende. Und so ist auch die Reaktion von Menschen, wenn sie den Namen Beuys nur hören. Grenzenlose Begeisterung steht da beispielsweise gegen massive Abneigung. Doch vor allem hört man bei dieser Aktion deutlich sein niederrheinisches Idiom, eine landschaftlich geprägte sprachliche Klangfärbung, die erinnerlich bleibt. Ich denke, nicht nur mir.

Mir selbst erinnerlich vor allem durch meinen eigenen biographischen Hintergrund. Meine Urgroßeltern kamen aus den niederrheinischen Orten Xanten und Emmerich, ein paar Jahre meines Lebens habe ich in Kevelaer verbracht, also nicht so weit weg von Kleve…

Am Kinderbett von Joseph Beuys habe ich gestanden, als es noch auf dem Hof von Leni van Heukelum stand, einer ebenso beseelten wie emsigen Sammlerin, die ich mit einer guten Bekannten besuchte, die aus dem benachbarten Donsbrüggen stammte. Mittlerweile ist es als Exponat im Museum Kurhaus Kleve zu besichtigen.

Und noch eine Erinnerung gibt es. Denn es war Joseph Beuys, der Franz-Joseph van der Grinten eine Anstellung als Kunsterzieher am Gelsenkirchener Grillogymnasium vermittelt hatte. War der und sein Bruder Hans eng mit Beuys verbunden, war van der Grinten dort kurze Zeit mein Kunstlehrer. Und später hat der Beuys-Schüler Johannes Stüttgen an dem gleichen Gymnasium ebenfalls Kunst unterrichtet. Dass es seit 1977 in Gelsenkirchen eine von ihm gegründete Zweigstelle der FIU gab, der Freien Internationalen Universität, habe ich – damals am Niederrhein wohnend – erst später mitbekommen.

Und dann ist da noch das Schloss Moyland, in dem die Brüder van der Grinten viele Jahre später – zusammen mit anderen – einen Erinnerungsort für Beuys geschaffen haben. Ich kannte es noch als Ruine aus der Zeit lange vor der Restaurierung. Damals war eher davon die Rede, dass Voltaire im September 1740 hier zu Gast war und philosophisch mit Friedrich dem Großen parlierte – oder von den Verstrickungen eines alten Schlossherren in den Nationalsozialismus….

Das soll an persönlichen Eindrücken erst einmal ausreichen, doch zurück zu Beuys. Hier zunächst ein paar Eckpunkte seiner Biographie mit Daten, wie sie hier und dort übermittelt werden, auf die allerdings an anderer Stelle noch ausführlicher einzugehen ist. „Lebendiges Museum online“ bietet diese an:

    • 1921: 12. Mai: Joseph Beuys wird in Krefeld als Sohn eines Kaufmanns geboren.
    • 1927-1932: Besuch der Volksschule in Kleve
    • 1932-1940: Staatliches Gymnasium (ab 1936 Oberschule) Kleve; Beuys bleibt ohne Schulabschluss.
    • Frühjahr 1941: Beuys meldet sich freiwillig zur Luftwaffe und verpflichtet sich für 12 Jahre als Berufssoldat. Aufgrund einer Rot-Grün-Blindheit kann er nicht, wie erhofft, Pilot werden, sondern wird zum Bordfunker und Bordschützen ausgebildet.
    • 1944: Während eines Kriegseinsatzes auf der Krim stürzt Beuys Maschine bei schlechtem Wetter ab, Beuys liegt leicht verletzt drei Wochen in einem Feldlazarett. Später erzählt er, er sei schwer verletzt worden, etwa am Kopf, und Tataren hätten ihn mit Filz gewärmt, seine Wunden mit Fett behandelt und ihm so das Leben gerettet. Mit Beuys wachsendem Ruhm als Künstler wird diese Geschichte zum Mythos und erklärt angeblich, warum Filz und Fett zwei zentrale Materialien sind, mit denen Beuys arbeitet und warum er stets einen Hut trägt.
    • 1945: Bei Kriegsende gerät Beuys in britische Kriegsgefangenschaft. Anfang August wird er entlassen und kehrt nach Kleve zurück. Dort lernt er beim Maler Hanns Lamers und dem Bildhauer Walther Brüx.
    • 1946-1955: Mitglied im Niederrheinischen Künstlerbund Kleve. Beteiligungen an regionalen Gruppenausstellungen.
    • 1946-1952: Studium der Malerei und der Bildhauerei an der Kunstakademie Düsseldorf bei Josef Enseling, später Meisterschüler von Ewald Mataré.
    • 1953: Erste Einzelausstellung von Skulpturen und Zeichnungen in Kranenburg und in Wuppertal.
    • 1957: Zur Genesung von seinen Depressionen, die ihn infolge seiner Kriegserlebnisse plagen, hält sich Beuys länger in Kranenburg auf.
    • 1959: Heirat mit der Kunsterzieherin Eva Wurmbach. Aus der Ehe gehen zwei Kinder hervor.
    • 1961-1972: Professur an der Kunstakademie Düsseldorf.
    • seit 1964: Beteiligung an jeder documenta, einer Ausstellung für zeitgenössische Kunst, die seit 1955 regelmäßig in Kassel stattfindet.
    • 1965: Erste Galerieausstellung bei Alfred Schmela in Düsseldorf.
    • 1967: 20 Tage nach der Protestkundgebung gegen den Besuch des Schahs in Berlin, bei der der Student Benno Ohnesorg erschossen wurde, gründet Beuys als Reaktion darauf die „Deutsche Studentenpartei“. Ziel der Partei ist die Autonomie der Hochschule und ein demokratisches Aufnahmeverfahren der Studenten ohne Prüfung eingereichter Mappen mit eigenen Arbeiten.
    • 1970: Gründung der „Organisation der Nichtwähler, Freie Volksabstimmung“. Das Hessische Landesmuseum Darmstadt stellt das umfassende Gesamtwerk aus Zeichnungen, plastischen Bildern und vielteiligen Rauminstallationen, den sogenannten „Beuys Block“, aus.
    • 1971: Gründer der „Organisation für direkte Demokratie durch Volksabstimmung“. Oktober: Beuys nimmt alle Studienbewerber, auch die abgewiesenen, in seine Klasse auf. Beuys und seine Studenten besetzen erstmals das Sekretariat der Kunstakademie Düsseldorf.
    • 1972: 30. Juni-8. Oktober: Auf der documenta 5 in Kassel stellt Beuys ein Büro seiner „Organisation für direkte Demokratie durch Volksabstimmung“ aus. Beuys ist bis zum Ende der documenta jeden der 100 Tage in diesem Büro anwesend.
    • 1972: 10. Oktober: Beuys besetzt mit abgewiesenen Bewerbern für das Kunststudium erneut das Sekretaritat der Kunstakademie Düsseldorf. Noch am gleichen Tag schickt ihm der Minister für Wissenschaft und Forschung, Johannes Rau, die fristlose Kündigung zu. In einem offenen Brief protestieren Künstler wie Heinrich Böll, Peter Handke (geb. 1942), Uwe Johnson, Martin Walser und Gerhard Richter gegen die Entlassung. Beuys klagt gegen das Land Nordrhein-Westfalen wegen der fristlosen Kündigung.
    • 1973: Gründung der „Freien Internationalen Hochschule für Kreativität und interdisziplinäre Forschung“.
    • 1976: Ausstellungsbeiträge zur Biennale in Venedig und zur Zeitgeistausstellung in Berlin.
    • 1978: Abschluss des Rechtsstreits bezüglich der Professur an der Kunstakademie Düsseldorf. Beuys bekommt Recht, die fristlose Kündigung von 1972 wird für rechtswidrig erklärt. Es wird ein Kompromiss ausgehandelt: Beuys behält den Professorentitel und das Nutzungsrecht für das Atelier. Gastprofessur an der Wiener Hochschule für Angewandte Kunst.
    • 1979: Retrospektive im New Yorker Guggenheim-Museum. Kandidatur für das Europaparlament.
    • 1980: Gastprofessur an der Frankfurter Städel-Schule. Kandidatur für den nordrhein-westfälischen Landtag als Vertreter der Grünen.
    • 1984: Beuys-Ausstellung im Tokioter Seibu-Museum.
    • 1985: Ausstellung „Kreuz und Zeichen – Religiöse Grundlagen im Werk von J.B“. Teilnahme an der Eröffnung der Londoner Ausstellung „German Art in the Twentieth Century Painting and Sculpture 1905-1985“.
    • 1986: 23. Januar: Joseph Beuys stirbt in Düsseldorf nach einer seltenen Entzündung des Lungengewebes an Herzversagen.

Quelle: Tschierschke, Anja/Zündorf, Irmgard/Würz, Markus: Joseph Beuys, in: Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/biografien/joseph-beuys.html

 

Wer war dieser Künstler, der sich nicht nur für Kunst sondern auch für Mythologie, Alchemie, Schamanismus, Anthroposophie und keltische Traditionen interessierte?  der die Kunst aus dem akademischen Elfenbeinturm hinaus in die politische und gesellschaftliche Debatte führte?

Es sind für mich vor allem drei Begriffe an die ich denke, wenn ich Joseph Beuys und sein Werk vor mir sehe: Magie, Mystik und Mythos. Um sie wird es in dieser kleinen Serie nachfolgend gehen.

Werner A. Krebber

Das einzige was sich lohnt aufzurichten ist die menschliche Seele

 

Ein Film von Rüdiger Sünner | https://www.ruedigersuenner.de/Beuysfilm.html

Die Kunst von Joseph Beuys ist eine zutiefst spirituell motivierte Kunst. Nicht nur, weil er sich zeitlebens für Mythologie, Alchemie, Schamanismus, Anthroposophie und Traditionen eines keltischen Christentums interessierte, sondern weil Beuys die Aufgabe des Künstlers im Aufzeigen der Traumata seiner Zeit und der Initiation von Heilungsprozessen sah. Er reagierte damit auf psychische und ökologische Beschädigungen, die in unserer heutigen Gesellschaft sogar noch zugenommen haben.

Mit Rhea Thönges-Stringaris, Sonja Mataré, Franz Joseph van der Grinten, Volker Harlan, Rainer Rappmann, Johannes Stüttgen und Wolfgang Zumdick. Sprecher: Hans-Peter Bögel, Klavier: Christian Fries (aus den Goldbergvariationen von J.S.Bach)

https://absolutmedien.de/film/491/Zeige%2Bdeine%2BWunde%2B-%2BKunst%2Bund%2BSpiritualitaet%2Bbei%2BJoseph%2BBeuys

Spirituelle Reife

Spirituelle Reife bedeutet inmitten des Lebens zu stehen und dabei dem Licht der Seele im Herzen Raum zu geben und dieses Licht im alltäglichen Leben zu leben. Indem wir, jeder auf seine Weise, zusammenarbeiten, können wir Teil einer wahrhaftigen spirituellen Alchemie sein und miterleben, wie durch unser göttliches Licht das Herz der Welt sich öffnen und die ganze Schöpfung eine globale Transformation erfahren kann – die Wiedergeburt, auf welche sie wartet.

Llewellyn Vaughan-Lee (* 1953) in dem Text “Spirituelle Reife und dienen”

Mehr hier:
http://www.goldensufi.org/g_a_spirituelle_reife_dec_2010.html