Keine Leben ohne Gott

Fotographie Tolstois von Sergei Michailowitsch Prokudin-Gorski aus dem Jahr 1908

Ich habe ja nur dann ein wirkliches Leben, wenn ich Gottes Nähe fühle und ihn suche. Nun also, was suche ich noch, rief eine Stimme in mir; da ist er ja, er, ohne den man nicht leben kann. Gott erkennen und leben, das ist ein und dasselbe. Gott ist das Leben! Lebe, indem Du Gott suchst, dann wird es keine Leben ohne Gott geben!

Lew Nikolajewitsch Graf Tolstoi (1828 – 1910)

Was ist Erleuchtung?

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Zur Wahrheit erwachen heißt niemand sein, NICHTS sein, bewusst Sein, nur sein. Da ist kein Ego, keine Person. Kein Gewinnen, sondern ein Entblößen geschieht da, kein Addieren, sondern ein Subtrahieren, ein fortwährendes Abziehen von allem, bis NICHTS mehr übrig bleibt: Überfließende Leere, Stille – NICHTS nicht getrennt von Allem.

Pyar (* 1960) in: Ein Text von Pyar über Erleuchtung

Zen bereichert niemanden…

Zen bereichert niemanden. Es gibt keine Leiche zu finden. Die Vögel kommen vielleicht und kreisen eine Zeit lang an dem Ort, an dem man sie vermutet. Aber sie gehen bald woanders hin. Wenn sie weg sind, erscheint plötzlich das „Nichts“, der „Nicht-Körper“, der da war. Das ist Zen. Es war die ganze Zeit da, aber die Aasfresser haben es übersehen, weil es nicht ihre Art von Beute war.

Thomas Merton 1964 über die Ernsthaftigkeit des Zen und seine Untauglichkeit für trendige Dilettanten. In: Thoughts of the East

Menschenliebe und Gerechtigkeit

Mandorla im Kloster Knechtsteden / Foto: (c) wak

Mit Johannes sage ich: Gerechtigkeit und Liebe sind das einzige und das einzig sichere Zeichen für den wahren Glauben, und sie sind die echten Früchte des Heiligen Geistes. Wo sie sind, da ist Christus, wo sie fehlen, da fehlt Christus. Nur Christi Geist entflammt uns zur Gerechtigkeit und Menschenliebe.

Baruch de Spinoza (1632 – 1677) In: Spinoza-Brevier. Zusammengestellt und mit einer Einleitung herausgegeben von Arthur Liebert. Leipzig 1918, S. 156

Das Licht das über ihnen allen ist

Aus dem Thomas-Evangelium / Bild: Archiv

Jesus sprach:
„Ich bin das Licht,
das über ihnen allen ist.
Ich bin das All,
das All ist aus mir hervorgegangen,
und das All ist bis zu mir ausgedehnt.
Spaltet ein Holz,
ich bin da.
Hebt den Stein auf,
und ihr werdet mich dort finden.“

Logion 77 des Thomas-Evangeliums

https://bkv.unifr.ch/de/works/nhc-22/versions/thomas-evangelium-2/divisions/78

Ich bin das Licht…

Beginn des Thomas-Evangeliums / Wikimedia, gemeinfrei

Ich bin das Licht,
das über ihnen allen ist.
Ich bin das All,
das All ist aus mir hervorgegangen,
und das All ist bis zu mir ausgedehnt.
Spaltet ein Holz, ich bin da.
Hebt den Stein auf, und ihr werdet mich dort finden.

Logion 77 von Jesus im Thomas-Evangelium

Leer und existent

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Die Leerheit des Selbst bedeutet nur die Leerheit von Selbst, nicht das Nicht-Sein von Selbst.
Genauso ist es bei einem Ballon, der innen leer ist, nicht so, dass er deswegen nicht existieren würde.
Dasselbe gilt für die Leerheit der Dharmas: Leerheit bezieht sich nur auf die Leerheit aller Phänomene und nicht auf die Nicht-Existenz aller Phänomene.
Es ist wie bei einer Blume, die nur aus Nicht-Blumen-Elementen besteht. Die Blume ist leer von einer abgetrennten Existenz, aber das bedeutet nicht, dass sie nicht da wäre.

Thich Nhat Hanh (1926 – 2020) in einer Erläuterung zu seiner Neu-Übersetzung des Herz-Sutras

Mehr hier: https://blog.gal-bayern.de/2015/01/05/thays-neu-ubersetzung-des-herz-sutra/

… einen Schritt näher kommen

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Als Scheich Abu Saìd (967 – 1049. Anm. wak), einer der berühmtesten Sufis des elften Jahrhunderts, einmal nach Tus kam, strömten in Erwartung seiner Predigt so viele Gläubige ins Derwischkloster, dass kein Platz mehr blieb. „Gott möge es vergeben“, rief der Platzanweiser: „Jeder soll von da, wo er ist, einen Schritt näher kommen.“ Da beendete der Scheich die Versammlung, bevor sie begonnen hatte. „Alles, was ich sagen wollte und sämtliche Propheten gesagt haben, hat der Platzanweiser bereits gesagt“, gab er zur Erklärung, bevor er sich umwandte und das Derwischkloster verließ.

Navid Kermani (*1967) in seinem Roman „Dein Name“, Seite 902

Das Zitat findet sich aktuell und leicht verändert auf der 4. Umschlagseite seines neuen Buches: https://www.hanser-literaturverlage.de/buch/jeder-soll-von-da-wo-er-ist-einen-schritt-naeher-kommen/978-3-446-27144-9/

Verkündiger der Morgenröte

An Tieck

Die Zeit ist da, und nicht verborgen
Soll das Mysterium mehr sein.
In diesem Buche bricht der Morgen
Gewaltig in die Zeit hinein.

Verkündiger der Morgenröte,
Des Friedens Bote sollst du sein.
Sanft wie die Luft in Harf und Flöte
Hauch ich dir meinen Atem ein.

Gott sei mit dir, geh hin und wasche
Die Augen dir mit Morgentau.
Sei treu dem Buch und meiner Asche,
Und bade dich im ewigen Blau.

Du wirst das letzte Reich verkünden,
Was tausend Jahre soll bestehn;
Wirst überschwenglich Wesen finden,
Und Jakob Böhmen wiedersehn.

Friedrich von Hardenberg / Novalis (1772 – 1801)

In seinem „An Tieck“ gerichteten Gedicht aus dem Jahre 1800 zeigt Novalis, welche Bedeutung die Begegnung mit dem Werk Jacob Böhmes (1575 – 1624) für ihn hatte. Die letzten Verse verherrlichen gleichsam Böhmes „Morgenröte im Aufgang“.

Unter anderem dieser Text wurde in einem Hörstück Die Sprache ist Delphi / Novalis träumt von Ronald Steckel eingearbeitet:
https://mystikaktuell.wordpress.com/2022/03/24/17596/

Licht das über ihnen allen ist

Foto: (c) wak

Jesus sprach: Ich bin das Licht, das über ihnen allen ist. Ich bin da All, das All ist aus mir hervorgegangen, und das All ist bis zu mir ausgedehnt. Spaltet ein Holz, ich bin da. Hebt den Stein auf, und ihr werdet mich dort finden.

Aus dem Thomas-Evangelium