Letztlich ist Tao der den Ursprung enthaltende und bewirkende göttliche oder gottheitliche Weltgeist oder Weltengrund, durchaus unpersonaler Art, der alles, das Gestaltlose, das Unsichtbare, sowie das Gestalthafte, das Sichtbare, durchwirkt und zugleich Leere und Fülle ist.
Entleertes, bilderloses Denken, ein klares Schauen im göttlichen Lichte und eine reine Entrückung des Geistes vor das Antlitz Gottes: diese drei zusammen bilden und erzielen das wahrhaft schauende Erleben, darin niemand sich irren kann. Der reine Geist nämlich neigt sich beständig zu dem verklärten Verstand und folgt ihm mit nackter Sehnsucht zu seinem Ursprung .
Das menschliche Wesen ist eine Substanz, dessen Ursprung die Gottheit ist. Wenn diese göttliche Substanz im Menschen verloren geht, befindet sie sich in Gott, und wenn sie in Gott verborgen bleibt, offenbart sie sich im Menschen.
Der Ursprung des Daseins ist die Bewegung. Folglich kann es darin keine Bewegungslosigkeit geben, denn wäre das Dasein bewegungslos, so würde es zu seinem Ursprung zurückkehren, und der ist das Nichts. Deshalb nimmt das Reisen nie ein Ende, nicht in der höheren und auch nicht in der niederen Welt.
O Wunder über Wunder, wenn ich an die Vereinigung denke, die die Seele mit Gott hat! Er macht die Seele wonnefreudig, aus sich selbst zu fließen, denn alle genannten Dinge genügen ihr nicht. Und da sie selbst eine genannte Natur ist, darum genügt sie sich selbst nicht. Der göttliche Liebesquell fließt auf die Seele und zieht sie aus sich selbst in das ungenannte Wesen in ihren ersten Ursprung, der Gott allein ist.
Meister Eckhart (1260 – 1328) in seinem Traktat „Von den Stufen der Seele“. Erschienen in Meister Eckharts mystische Schriften. Aus dem Mittelhochdeutschen in unsere Sprache übertragen von Gustav Landauer, Berlin 1903
Fünf Züge, die Worte göttlichen Ursprunges von anderen unterscheiden
Göttliche Auditionen drücken ihren Sinn so klar aus und machen auf das Gedächtnis einen so tiefen Eindruck, daß man nicht die kleinste Silbe vergessen kann; wohingegen die, die aus unserer Einbildungskraft stammen, in keiner Weise diese Klarheit besitzen. Sie erinnern irgendwie an Worte, die man im Traume gehört hat.
Sie werden oft vernommen, wenn wir gar nicht an den Gegenstand, auf den sie sich beziehen, denken; und manchmal sogar, wenn wir uns über andere Sachen unterhalten. Außerdem können sie sich auf Ideen beziehen, die unseren Geist nur kreuzen, oder auf schon vergangene Ideen, oder auf Sachen, an die wir nie gedacht haben.
Die Seele hört den von Gott kommenden Worten nur zu, während sie selbst die aus der Einbildung kommenden bildet.
Eine einzige dieser göttlichen Äußerungen drückt in ein paar Worten aus, was unser Geist nur in vielen ausdrücken könnte.
Göttliche Worte besitzen (auf eine Weise, die zu beschreiben sie nicht imstande ist) mehrere Bedeutungen außer der durch ihren Klang ausgedrückten.
James H. Leuba (1868 – 1946) fasst die Aussagen der Teresa von Avila (1515 – 1582) aus „Die innere Burg“ (Die sechste Wohnung, Drittes Kapitel) in seinem Buch „Die Psychologie der Religiösen Mystik“, Berlin / Heidelberg 1927 wie oben beschrieben zusammen.
Wer Gott erkennt, wird in das Grenzenlose, in die Weite gestellt. Der offene Horizont, die im Ursprung geankerte Weite, das Hineingestellt werden in unendliches Feld, das notwendige Überschreiten alles sklavisch Geworfenen, Harmlosen, an die Zeit Verspielten, die herrliche Ungebundenheit und Freiheit des Ursprungs sind notae(Zeichen. wak) und Raum des Eckhartschen Erkennens. Man ahnt die gründende Tiefe des Weges, spürt den weiten Atem dieses Erkennens.
Udo Kern (*1942) in einem Beitrag über Meister Eckhart
Wenn heute Philosophen und Seher wie Sri Aurobindo, Teilhard de Chardin und Jean Gebser – von einer Mutation des Menschheitsbewusstseins sprechen, von einem ähnlichen Bewusstseins-Sprung, wie er sich während der von Karl Jaspers so benannten Achsenzeit ereignete, so gibt Jacob Böhmes Werk diesem Sprung eine Richtung: es ist die Bewusstwerdung des „unsichtbaren Ursprungs“ – in Jacob Böhmes Worten „der inwendigste Grund aller Wesen“. Und es ist die geistige Selbstbegegnung des Menschen – als „das größeste Geheimnis, das Gott gewirket hat“.
Dieser und weitere Texte aus der Langen Nacht über Jacob Böhme von Ronald Steckel sind hier zu lesen:
Letztlich ist Tao der den Ursprung enthaltende und bewirkende göttliche oder gottheitliche Weltgeist oder Weltengrund, durchaus unpersonaler Art, der alles, das Gestaltlose, das Unsichtbare, sowie das Gestalthafte, das Sichtbare, durchwirkt und zugleich Leere und Fülle ist.