Schweigen ist eine mystische Tätigkeit. Dieses Schweigen ist das, was nach den Worten kommt. Es ist nicht das Schweigen derer, die noch gar keine Worte gefunden haben. Es gibt ein Schweigen vor der Rede und es gibt ein Schweigen danach. Aber hier ist das Schweigen danach gemeint. Die Leute verstehen dieses Schweigen. Es ist vielleicht wirksamer als vieles Reden
Dorothee Sölle (1929 – 2003). Mystik und Widerstand. Vortrag vom 9. Juni 1983 in der Kirche zu Predigern, Zürich
Das Wesen des Christentums ist Er. Das, was er ist; das, woraus er kommt und wohin er geht; das, was in ihm und um ihn her lebt – lebendig vernommen aus seinem Munde, abgelesen von seinem Antlitz.
Kehre dich nach innen zurück, an den Ort, an dem nichts mehr besteht, und achte darauf, dass du nichts einlässt. Dringe in deine Tiefe ein, an den Ort, an dem kein Gedanke mehr existiert, und achte darauf, dass dort kein Gedanke aufkommt!
Dort wo nichts existiert, ist Fülle! Dort, wo nichts zu sehen ist, die Schau des Seins! Dort, wo nichts mehr erscheint, das plötzliche Erscheinen des wahren Selbst! Dhyana ist das!
Gnânânanda Giri (19./20. Jahrhundert – genaue Lebensdaten sind nicht bekannt). Henri Le Saux / Abhishiktananda (1910 – 1973) war stark von ihm beeinflusst. Le Saux beschrieb den Kontakt zu seinem Guru in seinem Buch „Guru and Disciple: an Encounter with Sri Gnanananda, a Contemporary Spiritual Master„.
Dhyanameint Versenkung, Meditation. Sie ist die letzte, die dem Samadhi vorangeht, jenem Zustand der Einheit und seligen Ruhe, in dem die Identität des Selbst mit Brahma erlangst ist, das Ursprüngliche, Absolute, die Urkraft.
Das ist das letzte Ziel des Menschen, das Eine zu finden, das in ihm ist, das sein Wahres Wesen, das seine Seele ist, der Schlüssel zu der Tür des geistlichen Lebens, zum himmlischen Reich
Rabindranath Tagore (1861-1941) in: Sadhana. Der Weg der Vollendung. München 1921
Wir bilden uns ein, dass es etwas gäbe, das unsere Wirklichkeit vor uns verbirgt, und dass dies zerstört werden müsse, bevor wir die Wirklichkeit gewinnen können. Das ist geradezu lächerlich. Und es wird ein Tag heraufdämmern, an dem diejenigen, die auf der Suche nach Befreiung zu mir kommen, über ihre vergangenen Mühen lachen werden?
Wenn der Mensch zum Geist der Einheit erwacht und die Einheit hinter allen Dingen sieht, ändert sich sein Blickwinkel Die Sichtweise wird anders, und seine Einstellung ändert sich dadurch. Es gibt nichts und niemanden, der von ihm getrennt ist, so dass er alles als das Selbst eines jeden Wesens erlebt. Wenn das Bewusstsein des äußeren Selbst verschwunden ist, dann ist alles, was vor ihm erscheint, sein Selbst.
Rückkehr ist die Bewegung des SINNS. Schwachheit ist die Äußerungsart des SINNS. Alle Dinge in der Welt entstehen im Sein. Das Sein entsteht im Nichtsein.
Laotse. Tao Te King – Das Buch des Alten vom Sinn und Leben. 40. Wirkungsart des Zurückgehens. Jena, 1911
Nicht das, was die Vernunft einsieht, sättigt sie oder ist ihr Ziel. Aber auch nicht das, was sie durchaus nicht versteht, vermag sie zu sättigen, sondern vielmehr das, was sie durch Nicht-Einsehen erkennt.