Mystisches Erleben hat … seine bewusste oder unbewusste Vorbereitung, es geht ihm Sammlung und Läuterung voraus. Letzten Endes jedoch entscheidet, was vom Menschen her nicht mehr erreicht, geschweige denn durch sein Tun erzwungen werden kann: der Liebestrahl, der sich aus der Lichtwelt auf den Ringenden niedersenkt; wir nennen ihn Gnade. Er kann auch urplötzlich die irrende Seele treffen und ihr den Weg weisen.
Mystik und Gegenwart. In: Jakob Böhme. Über die Umkehr und die Einsicht. Herausgegeben und erläutert von Anton Brieger. Pforzheim, Zweite, erweiterte Auflage, S. 11
Thomas Merton in der Abtei Gethsemane / Bild Archiv
Wir werden nie in der Lage sein, vollkommenen inneren Frieden und Sammlung zu finden, solange wir nicht innerlich sogar vom Wunsch nach Frieden und Sammlung frei sind. Wir werden nie auf vollkommene Weise beten können, solange wir nicht innerlich von der Freude frei sind, die uns das Gebet macht.
Wenn wir alle diese Wünsche lassen und nur eines suchen, nämlich Gottes Willen, schenkt er uns mitten in unsere Mühen, Konflikte und Prüfungen hinein Sammlung und Frieden.
Es ist eine Kunst, Gebete so zu verrichten, dass der Verstand – sogar beim mündlichen Beten – sich viel rascher sammelt, und es ist ein Gebet, das tausend Wohltaten mit sich bringt; man nennt es Sammlung, weil die Seele all ihre Vermögen sammelt und in ihr Inneres zu ihrem Gott einkehrt. Es kommt ihr göttlicher Meister rascher zu ihr, um sie zu unterweisen und ihr das Gebet der Ruhe zu schenken als auf irgendeine andere Weise.
Teresa von Avila (1515 – 1582) in: Der Weg der Vollkommenheit, Kapitel 47
Was ich in der kleinen Sammlung einzelner für sich bestehender Abhandlungen, die ich unter dem Titel „Wegweiser“ herausgab, über Jakob Böhme gesagt habe, will, wie Sie richtig verstehen, darauf hinweisen, daß Böhme angenommener, geistig berufener Schüler der Leuchtenden des Urlichtes war. Ihm selbst war dieser Umstand etwas so Heiliges, daß er eine Wolke von Geheimnis darüber zu legen wußte. So viel auch über Böhme geschrieben wurde, so war doch niemand in der Lage, dieser geistigen Beziehung gerecht zu werden. Allerdings gibt Jakob Böhme die Schilderungen seiner geistigen Erlebnisse und Einsichten auch in so barocker und eigenwilliger Form, die durch den falschen Gebrauch der ihm durch seine gelehrten Freunde bekannt gewordenen lateinischen und latinisierten Worte nur noch krauser wird, daß man schon selbst sehr genau um solches Erleben wissen muß, um zu er-kennen, was er jeweils darstellen wollte. Anders aber steht es um die deutschen Mystiker, wie den Frankfurter Deutschordensherrn unbekannten Namens, der die „Theologia deutsch“ geschrieben hat, um Tauler, Seuse, Meister Eckhart. Das waren grundgelehrte Männer, die auf harten philosophischen Wegen zu ihren Erkenntnissen kamen, die sie dann nur schwer vor der kirchlichen Verdammung bewahren konnten.
Von Mystik und Böhme. Siebzehnter Brief aus „Briefe an Einen und Viele“ von Bô Yin Râ
Der ganze Beitrag von Bô Yin Râ kann hier gelesen werden:
XII. MAGISCHE BLÄTTER BUCH | WINTER CIII. Jahrgang Winter 2022 / 2023 | Spuren (November | Heft 34)
Ob man sich erhebt, steht, geht, etwas tut oder mit etwas aufhört – man sammle den Geist stets auf das Tun selbst und nicht auf die Beziehung, die man zum Handelnden oder seinem Charakter oder Wert hat…
Man übe einfach nur die Sammlung des Geistes auf das Tun selbst, und so wird man ihn als ein geschicktes Mittel verstehen, das einem zur Stille des Geistes, zu Verwirklichung, Einsicht und Weisheit verhilft.
Es gibt drei Weisen des Schweigens: die erste ist das Stillschweigen der Worte; die zweite das Schweigen des Begehrens und die dritte das Schweigen der Gedanken. Die erste ist vollkommen, vollkommener noch die zweite und am vollkommensten die dritte. Bei der ersten Weise, dem Schweigen der Worte, wird Tugend erlangt; bei der zweiten, dem Schweigen des Begehrens, erreicht man die Ruhe; bei der dritten Weise, dem Schweigen der Gedanken, kommt man zur inneren Sammlung. Nicht sprechend, nicht begehrend und nicht denkend gelangt man zum wahren und vollkommenen mystischen Schweigen, in welchem Gott mit der Seele spricht, sich ihr mitteilt und sie in ihrem innersten Grunde die vollkommenste und höchste Weisheit lehrt.
Miguel de Molinos (1628 -1696) in: Geistliches Weggeleit. 17. Kapitel: Vom inneren, mystischen Schweigen, Nr. 129. Freiburg Br. 2018, S. 126
In einer heute oft genutzten Online-Enzyklopädie heißt es zum Thomas-Evangelium unter anderem:
„Das Thomasevangelium (auch Evangelium nach Thomas, kurz: EvThom, EvTh oder auch ThomEv) ist eine apokryphe Sammlung von 114 Logien (Sprichworten) und kurzen Dialogen. Der vollständige Text dieser Sammlung liegt in einer koptischen Version vor, die um 350 n. Chr. niedergeschrieben wurde, möglicherweise für Philosophen in Alexandria. Sie enthält Übereinstimmungen zu Jesusworten, die im Neuen Testament bekannt sind, aber auch mehrere sonst unbekannte Jesusworte. …
Die Sammlung zeigt eine eigenständige Theologie, die nach heutigem Forschungsstand weder nur aus dem Urchristentum noch nur aus dem Gnostizismus hergeleitet werden kann. …“
Eine verlässliche Übersetzung findet sich in der „Bibliothek der Kirchenväter“ in verschiedenen Textformaten:
Auf der Homepage zur Ausstellung „Über Dich freuet sich die ganze Schöpfung“ ist zu lesen:
Im Jahr 2019 hat der passionierte Kunstsammler Dr. Reiner Zerlin seine hochwertige Sammlung ostkirchlicher Kunst der Stadt Recklinghausen geschenkt. Diese spektakuläre Schenkung ist für das Ikonen-Museum ein wahrer Schatz, der die Qualität der Sammlung nochmals deutlich steigert und den hervorragenden Ruf des Museums weiter stärkt.
Die Sammlung Reiner Zerlin umfasst fast 250 Objekte aus dem Bereich der ostkirchlichen Kunst. Es handelt sich zu einem großen Teil um frühe Ikonen aus dem 15. bis 17. Jahrhundert, die überwiegend aus den beiden Kernländern der Orthodoxie, Russland und Griechenland stammen. Ein seltenes Highlight ist das Fragment einer Christus-Ikone, das noch aus byzantinischer Zeit stammt. Dargestellt sind alle wichtigen und teilweise auch seltene Themen der Ikonenmalerei. Besonders interessant sind auch eine Reihe liturgischer Gegenstände und Objekte aus dem Bereich der Alltagsfrömmigkeit.
Aus Anlass dieser Schenkung präsentieren die Kunsthalle und das Ikonen-Museum eine Ausstellung, in der die großzügige Schenkung gewürdigt und die Sammlung in ihrer Gesamtheit präsentiert wird. Auf drei Etagen werden sowohl Aspekte der Geschichte der Ikonenmalerei, regionale Besonderheiten als auch ihre vielfältigen Themen sowie unterschiedliche Funktionsräume vorgestellt. Die Ausstellung wendet sich ausdrücklich nicht nur an Fachleute, sondern möchte die faszinierende Welt der Ikonen einem breiten Publikum vermitteln und insbesondere den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt dieses Geschenk für Recklinghausen zugänglich machen.
Dr. Reiner Zerlin wurde 1939 geboren. Er war lange Jahre als Jugendrichter am Amtsgericht Düsseldorf tätig und wohnt heute in Brühl. Als langjähriges Mitglied des Fördervereins des Ikonen-Museums EIKON arbeitete er auch als anerkannter Sachverständiger für Ikonen. Gemeinsam mit seinem ebenfalls in Brühl lebenden Bruder Jochen sammelte er seit seinem achtzehnten Lebensjahr Ikonen.
Eine Sammlung zum 40. Todestag des Lebenszeugen aus El Salvador
Oscar Romero und die Kirche der Armen. Zum 40. Todestag des Lebenszeugen aus El Salvador.
(Sonderband: edition pace; Redaktion: P. Bürger; Textstand: 13.03.2020)
IKvu-Internetfassung, März 2020: https://www.ikvu.de/ (Beim Klick auf den Link kann das Buch kostenfrei heruntergeladen werden)
Nach seiner Ermordung am 24. März 1980 wurde Oscar Romero durch die Armen Lateinamerikas und eine universale Kirche von unten unverzüglich als „Heiliger“ ausgerufen. Das Lebenszeugnis des salvadorianischen Bischofs erwies sich als Quelle von Ermutigung, Inspiration und Dankbarkeit auf dem ganzen Erdkreis. Gerade auch in den „reichen Ländern“ beriefen sich ab 1980 Initiativen und Netzwerke im Widerstand gegen die Religion des Neoliberalismus auf ihn. Dieses globale Geschehen einer „Heiligsprechung“ von unten ist einzigartig in der gesamten neueren Kirchengeschichte.
Im europäischen Wohlfühl-Christentum werden derzeit viele Kirchenreform-Debatten ohne Botschaft geführt. Das Vorbild Oscar Romeros kann uns weiterhelfen. Sein Weg zeigte schon vor 40 Jahren, wie eine synodale Kirche aussehen kann, die sich für Jesus von Nazareth entscheidet, und welche Lernprozesse in kurzer Zeit möglich sind, wenn die gesamte Kirche – einschließlich der Amtsträger – dem Kult der Macht widersagt. Das Evangelium der Armen und die Kirchenreform gehören zusammen.
Mit Beiträgen von Norbert Arntz, Peter Bürger, Christliche Initiative Romero (CIR), Andreas Hugentobler, Willi Knecht, Martin Maier SJ, Paul Gerhard Schoenborn & Stefan Silber
Herausgegeben in Kooperation mit: Ökumenisches Netzwerk Initiative Kirche von unten (IKvu), Solidarische Kirche im Rheinland, Ökumenisches Institut für Friedenstheologie
„Das Geistige im Film ist ein noch unentdeckter Kontinent, ein Kapitel der Filmgeschichte, das noch nicht wirklich aufgeschlagen wurde. Es sollte uns nicht genügen, immer wieder die gleiche Form des Kinos zu reproduzieren. Um etwas in unserem Leben wahr werden zu lassen, müssen wir es vorher gesehen haben. Es wäre verfehlt und unrealistisch, das derzeitige Filmsystem angreifen oder gar abschaffen zu wollen, aber es bedarf dringend der Ergänzung und des Ausgleichs. Was den meisten Filmen fehlt, ist nicht das technische Vermögen, sondern der emotionale und geistige Reichtum. Im Grunde wäre das Fernsehen ein ideales Medium, den Zuschauer Erfahrungen mit neuen Formen machen zu lassen, ihre Wahrnehmungsmöglichkeiten zu erweitern. Bei einer so großen Anzahl von Fernsehkanälen sollte es sich unsere Gesellschaft zur Aufgabe stellen, zumindest einen „Leuchtturm“ zum Brennen zu bringen. Wenigstens einen Fernsehkanal zur Schutzzone zu erklären, auf dem sich der Zuschauer sicher fühlen könnte, weil der Fernsehdirektor und die Gremien bei der Auswahl des Programms die Verantwortung für die Seelen ihrer Zuschauer im Blick hätten. Keine Zerstreuung, sondern Sammlung. Gerade in Anbetracht der kollektiv erbrachten Rundfunkgebühren sollte ein solches Vorhaben umgesetzt werden. Lebendiges Leben eingebettet in einem zeitlos, geistigen Organismus.
Dort könnten die europäischen Pioniere Robert Bresson, Ingmar Bergman, Luis Buñuel geehrt werden, Pier Paolo Pasolinis „Das Evangelium nach Matthäus“ (1964) und Carl Theodor Dreyers „Das Wort“ (1955), „Der Himmel über Berlin“ (1987) von Wim Wenders oder der amerikanische Filmklassiker „Lost Horizon“ (1937) von Frank Capra gezeigt werden. Und aus dem asiatischen Kino bieten sich die Filmwerke von Akira Kurosawa und Yasujiro Ozu. In „Rashomon“ (1954), einem Klassiker des japanischen Kinos, stellt sich das Erleben eines scheinbar für alle Beteiligten gleichen Geschehens als subjektiv sehr verschieden dar und zieht damit die objektive ethische Urteilsfähigkeit des Menschen in Zweifel. Ebenso ist der Film „Warum Bodhi Dharma in den Orient aufbrach“(1989) von Young-kyon Bae zu erwähnen. Und es sollten auf jeden Fall auch Filme aus der Bildenden Kunst gezeigt werden wie „Variations Of A Cellophane Wrapper“ (1970) von David Rimmer, „Pas des Deux“ (1968) von Norman McLaren und „Lapis“ (1966) von James Whitney, nicht zu vergessen die Arbeiten von Maya Deren und Jordan Belson.
… Filmkunst als Ausdruck und Weg unseres geistigen und seelischen Erwachens. Und als Mittel und Medium unserer Selbstgestaltung.“
Gefunden habe ich dieses Zitat Hier: http://www.organisationzurumwandlungdeskinos.de/ Er erschien unter dem Titel „Kann die Filmkunst zur Menschwerdung beitragen?“ im ersten Heft der neu aufgelegten „Magischen Blätter“, Ronnenberg, Frühjahr 2020