Wenn Sie sich aller Prädikate vollständig entleert haben – einschließlich der Selbstbeschreibung als ein „Empfänger“ –, sind Sie äußerst ausgefüllt von reinem „Ich bin.“ Und genau dann, wenn dieser Punkt erreicht ist, explodiert dieses in die schöpferisch ausströmende Energie.
Freue dich und sei fröhlich in deiner inneren Sammlung mit ihm, denn du hast ihn so nahe. Hier sehne dich nach ihm, hier bete ihn an, und geh ihn doch nicht außerhalb deiner selbst suchen; denn du wirst dich nur zerstreuen und ermüden und wirst ihn nirgends sicherer und schneller und näher finden und dich an ihm freuen, als in dir selbst. Nur eines gibt es da, nämlich: Wenn er auch in dir ist, so ist er doch verborgen
Bô Yin Râ verglich seine Bücher einmal mit einer Sammlung präziser und gut gezeichneter Landkarten, die die notwendige Orientierung in Erfahrungsbereichen bieten, die nicht jedem ohne weiteres zugänglich sind. Seine Bücher haben also vor allem einen ganz praktischen Zweck:
„Was meine Schriften übermitteln, soll nicht ‚geglaubt‘, sondern sachlich aufgenommen werden, so dass es Erweckung eigenen innersten Erlebens bewirken kann. Ich bin kein Prophet, der ‚Bekenner‘ braucht, – kein Kämpfer, der nach ‚Anhängern‘ hinter sich blickt, – sondern nur ein Vermittler geistiger Einblicke in die ewige Heimat des Menschen. Wer meiner Führung sich vertrauen mag, den führe ich nicht zu mir, sondern auf den Weg zu seinem eigenen innersten, ewigen Lebensgrund.“
Empirische Darstellungen der geistigen Wirklichkeit: Der „Hortus Conclusus“ von Bô Yin Râ – von Bodo Reichenbach
Der vollständige Beitrag von Bodo Reichenbach kann hier gelesen werden:
XIV. MAGISCHE BLÄTTER BUCH CIV. Jahrgang Sommer 2023
Mystisches Erleben hat … seine bewusste oder unbewusste Vorbereitung, es geht ihm Sammlung und Läuterung voraus. Letzten Endes jedoch entscheidet, was vom Menschen her nicht mehr erreicht, geschweige denn durch sein Tun erzwungen werden kann: der Liebestrahl, der sich aus der Lichtwelt auf den Ringenden niedersenkt; wir nennen ihn Gnade. Er kann auch urplötzlich die irrende Seele treffen und ihr den Weg weisen.
Mystik und Gegenwart. In: Jakob Böhme. Über die Umkehr und die Einsicht. Herausgegeben und erläutert von Anton Brieger. Pforzheim, Zweite, erweiterte Auflage, S. 11
Wir werden nie in der Lage sein, vollkommenen inneren Frieden und Sammlung zu finden, solange wir nicht innerlich sogar vom Wunsch nach Frieden und Sammlung frei sind. Wir werden nie auf vollkommene Weise beten können, solange wir nicht innerlich von der Freude frei sind, die uns das Gebet macht.
Wenn wir alle diese Wünsche lassen und nur eines suchen, nämlich Gottes Willen, schenkt er uns mitten in unsere Mühen, Konflikte und Prüfungen hinein Sammlung und Frieden.
Es ist eine Kunst, Gebete so zu verrichten, dass der Verstand – sogar beim mündlichen Beten – sich viel rascher sammelt, und es ist ein Gebet, das tausend Wohltaten mit sich bringt; man nennt es Sammlung, weil die Seele all ihre Vermögen sammelt und in ihr Inneres zu ihrem Gott einkehrt. Es kommt ihr göttlicher Meister rascher zu ihr, um sie zu unterweisen und ihr das Gebet der Ruhe zu schenken als auf irgendeine andere Weise.
Teresa von Avila (1515 – 1582) in: Der Weg der Vollkommenheit, Kapitel 47
Was ich in der kleinen Sammlung einzelner für sich bestehender Abhandlungen, die ich unter dem Titel „Wegweiser“ herausgab, über Jakob Böhme gesagt habe, will, wie Sie richtig verstehen, darauf hinweisen, daß Böhme angenommener, geistig berufener Schüler der Leuchtenden des Urlichtes war. Ihm selbst war dieser Umstand etwas so Heiliges, daß er eine Wolke von Geheimnis darüber zu legen wußte. So viel auch über Böhme geschrieben wurde, so war doch niemand in der Lage, dieser geistigen Beziehung gerecht zu werden. Allerdings gibt Jakob Böhme die Schilderungen seiner geistigen Erlebnisse und Einsichten auch in so barocker und eigenwilliger Form, die durch den falschen Gebrauch der ihm durch seine gelehrten Freunde bekannt gewordenen lateinischen und latinisierten Worte nur noch krauser wird, daß man schon selbst sehr genau um solches Erleben wissen muß, um zu er-kennen, was er jeweils darstellen wollte. Anders aber steht es um die deutschen Mystiker, wie den Frankfurter Deutschordensherrn unbekannten Namens, der die „Theologia deutsch“ geschrieben hat, um Tauler, Seuse, Meister Eckhart. Das waren grundgelehrte Männer, die auf harten philosophischen Wegen zu ihren Erkenntnissen kamen, die sie dann nur schwer vor der kirchlichen Verdammung bewahren konnten.
Von Mystik und Böhme. Siebzehnter Brief aus „Briefe an Einen und Viele“ von Bô Yin Râ
Der ganze Beitrag von Bô Yin Râ kann hier gelesen werden:
XII. MAGISCHE BLÄTTER BUCH | WINTER CIII. Jahrgang Winter 2022 / 2023 | Spuren (November | Heft 34)