Sanftmut und Liebe zur Welt

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Der Mystiker liebt diese Welt, liebt den Nächsten, tut alles für ihn, aber schon nicht mehr um Lohn, nicht um Dankbarkeitserweise zu erhalten. Er tut es umsonst, er weiß nicht einmal, daß er es tut. Es freut ihn, wenn der andere sich freut, daß er für ihn da ist, ohne es zu wissen. Es bedeutet eine Sanftmut, eine Liebe zur Welt, zu den Menschen, und nicht nur zum „Nächsten“, wie man sagt; jeder Mensch ist „der Nächste“, jedes Tier, jede Pflanze. Es ist die Sehnsucht nach anderen Welten, die Sehnsucht nach der großen Einheit von Diesseits und Jenseits, Erde und Himmel, wo alle Generationen in einem da sind, alle deine Wünsche, deine Gedanken, deine Hoffnungen erfüllt sind. Wenn du dich danach sehnst, kann der Weg beginnen.

Friedrich Weinreb (1910 – 1988)

Wahre Deutung unseres Wesens

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Wer sind wir? Das ist die Frage die ich mir immer wieder stelle, und die wir uns alle stellen müssen. Was bringt uns weiter? Wir brauchen offensichtlich eine neue Erkenntnis unseres wahren Wesens. Dorthin wollen uns die spirituellen Wege führen. Sie lassen uns einen Hintergrund erfahren, eine transrationale und transpersonale Erfahrungsebene, aus der alles kommt und in der alles enthalten ist. Aus diesem „Nichts“, wie es die christlichen Mystiker nennen, aus dieser Leere, wie es im Zen genannt wird, erhalten wir die wahre Deutung unseres Wesens.

Willigis Jäger (1925 – 2020)

Das Licht des Bewusstseins hervorgraben

Jakob Böhme – in Wort und Bild / Foto (c) wak

Jakob Böhme ist ein Mystiker, wenn man anders dieses so unbestimmte und in neuerer Zeit so herabgewürdigte Wort zur Bezeichnung eines so merkwürdigen Wesens, wie er ist, anwenden kann und darf, aber ein Mystiker, der spekuliert, der innerhalb der Mystik nach Freiheit von Mystizismus, nach klarer Erkenntnis ringt. Die Grundlagen und Anhaltspunkte seiner Gedanken sind die das reine Himmelslicht des Denkens an dem dunkeln Wolkengrunde des Gemüts in die Regenbogenfarben der Phantasie zerstreuenden theologischen Vorstellungen der frühern Zeit, daher er vielen, die sich nur an das trübe Element seiner Grundlage halten, nur als Mystiker oder gar religiöser Schwärmer und Träumer erscheint und sogar in die Hände von Leuten fällt, die mit nichts weniger als mit dem Denken etwas zu schaffen haben wollen, und von ihnen gehegt und gefeiert wird, als wäre er einer ihresgleichen, weil sie unvermögend, die Form vom Inhalt, das Äußere vom Innern, das Partikuläre eines Schriftstellers von seinem Wesen zu unterscheiden, nicht erkennen, wie sehr das alte Sprüchwort: Stille Wasser gründen tief (in einem höhern und edleren Sinne verstanden), bei ihm seine Anwendung findet. Denn der wesentliche Gehalt seines Geistes, auf den er immer und immer wieder zurückkehrt, den er auf alle ihm zu Gebote stehende Weise zu erweisen und zu erörtern sich bestrebt und aus dem Schutthaufen seiner anderweitigen trüben Vorstellungen oft in der reinsten und erhabensten Sprache, fast mit wissenschaftlicher Bestimmtheit an das Licht des Bewußtseins hervorgräbt, ist philosophischer Natur.

Ludwig Feuerbach (1804-1872) in: Geschichte der neueren Philosophie von Bacon bis Spinoza (1833)

https://www.textlog.de/boehme-philosophie.html

Auf dem Weg zur transzendenten Erfahrung

Foto: MAGISCHE BLÄTTER

Mystik, von Myein abgeleitet, meint aber ursprünglich nichts Verschwommenes, sondern ein geübtes und gekonnt Sich-Verschliessen gegen Aussen und Versenken in das Innere. Der Mystiker verkennt nicht die kritisch erarbeiteten Grenzen rationaler Erkenntnis, er weiss, dass sein Verstand das Transzendente nicht fassen kann. Er steht nur insofern im Gegensatz zu positivistischer Philosophie, als er neben den irdischen noch eine andere Art von „Sinnen“ im Menschen annimmt, eine latente Fähigkeit also, durch geist-seelische Kräfte die transzendente Wirklichkeit wahrzunehmen und zu erkennen. Eben dieses geist-seelische Wahrnehmungsvermögen, das jedem Menschen innewohnt, das aber meist im Un-bewussten verkümmert, soll in der meditativen Versenkung entfaltet werden. Der geistig Meditierende negiert nicht das rationale Erkennen, er versucht nur, diese Erkenntnisweise zu ergänzen. Will der Philosoph primär das Erfahrbare aus dem Zusammenhang heraus oder auf ihn hin interpretieren, so sucht der Mystiker dagegen primär die individuelle transzendente Erfahrung als solche und den Weg dahin, er kann dabei auf jede Interpretation verzichten.

„Arbeitshypothese“ von Wilhelm Bodmershof

XVI. MAGISCHE BLÄTTER BUCH
CIV. Jahrgang – Winter 2023/2024

Film und Theater im Jakob-Böhme-Bund (Januar | Heft 48)

EINZELBUCH, 427 Seiten, 20,00 € (zuzüglich Versandkosten) ISBN 978-3948-5941-4-5

Herausgeber: Verlag Magische Blätter – Ronnenberg | Schriftleitung: Organisation zur Umwandlung des Kinos

Bestellungen hier: kontakt@verlagmagischeblaetter.eu subject: BESTELLEN MAGISCHE BLÄTTER BUCH XVI

Eckhart Tolle über Bô Yin Râ: Öffnung für eine andere Dimension

Bô Yin Râ- Josef Anton Schneiderfranken: Mystischer Wasserfall / Bild: Magische Blätter

… Eine Begebenheit zum Thema „spirituelle Erfahrungen“. Als wir in Spanien waren, war ich etwa fünfzehn, als eine deutsche Frau uns besuchte und dann nach Deutschland zurückkehren wollte. Sie sagte: „Kann ich ein paar Dinge bei Euch lassen?“ Sie ließ einige Bücher bei uns. Es gab fünf Bücher, die von einem deutschen Mystiker geschrieben wurden, einem Schriftsteller des frühen 20. Jahrhunderts, der im Ausland nicht sehr bekannt war. Sein spiritueller Name ist Bô Yin Râ. Ich begann, diese Bücher zu lesen. Der Text war in einem fast biblischen Stil verfasst und deutete auf eine mystische Erfahrung hin. Und ich habe sehr tief auf diese Bücher reagiert. Ich hatte später das Gefühl, dass diese Bücher aus einem be-stimmten Grund dort gelassen wurden. Ich habe sogar Teile dieser Bücher kopiert. Sie schufen eine „Öffnung“ in diese Dimension. …

Aus einem Interview mit Eckhart Tolle, in: John W. Parker, Dialogues with Emerging Spiritual Teachers, S. 97, 2009

Der vollständige Beitrag „Öffnung für eine andere Dimension“ von Eckhart Tolle kann hier gelesen werden:

XVI. MAGISCHE BLÄTTER BUCH
CIV. Jahrgang – Winter 2023/2024

Das Lehrwerk und sein Vorhof (HEFT 47 | Dezember 2023)

EINZELBUCH, 427 Seiten, 20,00 € (zuzüglich Versandkosten) ISBN 978-3948-5941-4-5

Herausgeber: Verlag Magische Blätter – Ronnenberg | Schriftleitung: Organisation zur Umwandlung des Kinos

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