Wer auf mystische Weise Gott erkennen will, muss über alle Vernunfterkenntnis hinaus, auch sich selbst lassend, sich in die Dunkelheit werfen. Dann wird er finden, wie das, was der Verstand für unmöglich hält, nämlich das Zugleich von Sein und Nichtsein, die Notwendigkeit selbst ist. Dionysius sagt, dass man, seine Erkenntnisse selbst mit Füßen tretend, ohne Wissen zu Gott streben muss, weil es dann zu jener Vereinigung kommt, in der es ohne Erkenntnis Gewissheit gibt, wo die Dunkelheit Licht und die Unwissenheit Wissenschaft ist. Niemand kann auf mystische Weise Gott schauen als allein in der Dunkelheit des Ineinsfallens der Gegensätze.
Was ich in der kleinen Sammlung einzelner für sich bestehender Abhandlungen, die ich unter dem Titel „Wegweiser“ herausgab, über Jakob Böhme gesagt habe, will, wie Sie richtig verstehen, darauf hinweisen, daß Böhme angenommener, geistig berufener Schüler der Leuchtenden des Urlichtes war. Ihm selbst war dieser Umstand etwas so Heiliges, daß er eine Wolke von Geheimnis darüber zu legen wußte. So viel auch über Böhme geschrieben wurde, so war doch niemand in der Lage, dieser geistigen Beziehung gerecht zu werden. Allerdings gibt Jakob Böhme die Schilderungen seiner geistigen Erlebnisse und Einsichten auch in so barocker und eigenwilliger Form, die durch den falschen Gebrauch der ihm durch seine gelehrten Freunde bekannt gewordenen lateinischen und latinisierten Worte nur noch krauser wird, daß man schon selbst sehr genau um solches Erleben wissen muß, um zu er-kennen, was er jeweils darstellen wollte. Anders aber steht es um die deutschen Mystiker, wie den Frankfurter Deutschordensherrn unbekannten Namens, der die „Theologia deutsch“ geschrieben hat, um Tauler, Seuse, Meister Eckhart. Das waren grundgelehrte Männer, die auf harten philosophischen Wegen zu ihren Erkenntnissen kamen, die sie dann nur schwer vor der kirchlichen Verdammung bewahren konnten.
Von Mystik und Böhme. Siebzehnter Brief aus „Briefe an Einen und Viele“ von Bô Yin Râ
Der ganze Beitrag von Bô Yin Râ kann hier gelesen werden:
XII. MAGISCHE BLÄTTER BUCH | WINTER CIII. Jahrgang Winter 2022 / 2023 | Spuren (November | Heft 34)
… wenn jemand, der Gott schaut, begreift, was er schaut, dann hat er ihn nicht gesehen, sondern vielmehr etwas von seinen Wirklichkeiten und Erkenntnissen.
Wer auf mystische Weise Gott erkennen will, muss über alle Vernunfterkenntnis hinaus, auch sich selbst lassend, sich in die Dunkelheit werfen. Dann wird er finden, wie das, was der Verstand für unmöglich hält, nämlich das Zugleich von Sein und Nichtsein, die Notwendigkeit selbst ist. Dionysius sagt, dass man, seine Erkenntnisse selbst mit Füßen tretend, ohne Wissen zu Gott streben muss, weil es dann zu jener Vereinigung kommt, in der es ohne Erkenntnis Gewissheit gibt, wo die Dunkelheit Licht und die Unwissenheit Wissenschaft ist. Niemand kann auf mystische Weise Gott schauen als allein in der Dunkelheit des Ineinsfallens der Gegensätze.
Emma Schlangenhausen, Bergpredigt, 1920, Holzschnitt
Wir möchten mit dem Jakob-Böhme-Bund die künstlerischen Entwicklungen darstellen, die die Künstler-Apostel im Schwingungsfeld eines Leuchtenden des Urlichts vollzogen haben. Und das bringt uns auch Jacob Böhme nah, der anders als Jesus oder Bô Yin Râ kein „Leuchtender des Urlichts“ war. Er zeigte der Menschheit vielmehr auf, dass ein Mensch aus eigener Kraft mit der rechten Einstellung in der Nachfolge Christi an die „Quelle“ gelangen kann. Böhmes geistige Offenheit und die ungeheure Tiefe seiner Aussagen über die Göttliche Wirklichkeit ist wohl auch dadurch begründet, dass er durch kein Gelübde zur Zurückhaltung bestimmter geistiger Erkenntnisse verpflichtet war.
Der historische Jakob-Böhme-Bund und der Jacob-Böhme-Bund der Gegenwart (Teil 4) von Organisation zur Umwandlung des Kinos
MAGISCHE BLÄTTER BUCH IV CI. JAHRGANG WINTER 2020 / 2021 4. Quartalsausgabe November, Dezember, Januar gebunden. ISBN-Nr. 978-3-948594-04-6
Mit dem mystischen Schrifttum besitzen wir ein unschätzbares Gut, eine kostbare Quelle der Wahrheit, aus welcher der suchende Mensch die Erkenntnisse schöpfen kann, nach denen seine Seele verlangt. Eine entscheidende mystische Wahrheit besagt jedoch, dass der Mensch aus der Mystik nicht nur Wissen umd „letzte Dinge“ gewinnen sollte, sondern vor allem auch Impulse für die Arbeit an seiner geistigen Entwicklung, die letztlich die einzig wahre Sinngebung für ein erfülltes Leben zu gewähren vermag. Die Mystiker haben diesem Anliegen die allergrößte Bedeutung beigemessen und ihre Lehren enthalten entsprechende Aufforderungen sowie Anleitungen für das Erreichen diese Zieles.