„Dann haben wir ja wieder Diakoninnen“

Cover der dritten Ausgabe des Beginenbuches

In diesen Tagen, wo im Vatikan unter anderem die Rolle der Frauen in der Kirche erörtert wird, habe ich diese Erinnerung wieder im Kopf. Gertrud Hofmann erzählte gern diese Geschichte. Jene Frau, die Mitte der 80er Jahre die Tradition der Beginen neu begründet hat. Als sie bei einem Prälaten im Essener Generalvikariat war, rief der begeistert aus: „Dann haben wir ja wieder Diakoninnen“. Die Sache lief dann doch anders; hätte aber was werden können. (wak)

Gertrud Hofmann, Werner Krebber: Die Beginen. Geschichte und Gegenwart (= Topos-plus-Taschenbücher. Band 530). 2. aktualisierte Auflage. Butzon & Bercker, Kevelaer 2008, ISBN 978-3-8367-0530-1 ~(Das Buch dürfte noch in Antiquariaten zu finden sein)

Mit den Augen des Innern schauen

Rob Sweere / Foto: (c) wak

Wer blind ist von Geburt, wird das Wesen von Bild und Schrift nicht erkennen noch glauben. Wer aber je sie sehen durfte, wird bezeugen, dass es sich mit dieser Sache so verhalt, wie man ihm sagte.

Wer mit den Augen des Leibes blickt, weiß, wann es Nacht und wann es Tag ist: der Blinde weiß von beiden nichts. Wer aber vom Geiste her das Sehen hat und mit den Augen des Innern schaut, wird den Verlust des wahren, heiligen Lichtes, wenn er aus der genossenen Heiterkeit zurückfällt in die Blindheit, empfindlich an sich erfahren und nicht wissen, wie auf einmal ihm geschieht. Wer aber blind war von Geburt auf, weiß nichts von Dasein und Wirken solcher Dinge; es sei denn, vom Hörensagen hat er aufgefangen, was er selber nie gesehen — und das Gehörte hat er anderen erzählt, und er und die anderen, die sich gleichfalls darüber besprechen, sie wissen alle nicht, um was es geht: denn sie haben nichts gesehen.

Symeon der neue Theologe ( 949 -1022)

Lindernde Salbe für innere Risse

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Wenn wir mit den brüchigen Instrumenten der Analyse in uns stochern und bohren, können wir uns schwersten Schaden zufügen. Einzig die Stimme innigen Gebets kann diesen ernsthaften inneren Rissen lindernde Salbe auftragen und ihnen die Gifte des Schmerzes entziehen. In Erfahrung zu bringen, was zum Zeitpunkt einer solchen Verletzung genau geschah, kann eine große Hilfe bedeuten; kennen wir ihre Ursachen, wird uns auch die innere Struktur der Wunde klarer. Echte Heilung aber ist eine ganz andere Sache. Wie alle großen Ereignisse der Seele, erreicht sie uns aus einer Richtung, die wir weder voraussehen noch ahnen können.

John O’Donohue ( 1954 – 2008)

Das Wissen über eine Sache ist nicht die Sache selbst

René Magritte, Die Erinnerungen eines Heiligen    Foto: © wak

Das Wissen über eine Sache ist nicht die Sache selbst. Sie erinnern sich an das, was wir von Al-Ghazzali in der Vorlesung zur Mystik erfahren haben – dass es nicht dasselbe ist, ob wir die Ursachen von Trunkenheit verstehen, ob wir selbst betrunken sind. Eine Wissenschaft könnte alles über die Ursachen und Elemente von Religion in Erfahrung bringen und dürfte sogar eine Entscheidung darüber treffen, welche Elemente dank ihrer grundsätzlichen Übereinstimmung mit anderen Wissenszweigen qualifiziert wären, als wahr betrachtet zu werden; und doch könnte der beste Mann in dieser Wissenschaft gerade der sein, der mit dem persönlichen Frommsein die meisten Schwierigkeiten hat.

William James (1842 – 1910) in: „Die Vielfalt religiöser Erfahrung“, Vorlesung XX

Das Betrachten eines Filmes zu einem sozialen Vorgang werden lassen

Gerhard Büttenbender, o. T., 1962, Aquarell

Die Erweiterung eigener Erfahrung in der Erkenntnisleistung verweist den Rezipienten auf die eigenen Wahrnehmungsbedingungen. Eine ästhetische Botschaft, die tendenziell den Betrachter aktiviert und einbezieht, bringt menschliche Verständigung auf eine neue menschliche Ebene. Das Betrachten eines Filmes kann so selbst zu einem sozialen Vorgang werden. Sehr treffend scheint mir diese Einstellung bei John Cage formuliert: „Was nun die nichtintentionale Musik betrifft, so möchte sie dem Hörer mit Hilfe dieser oder jener Mittel klarmachen, dass das Hören eines Stückes seine eigene Tätigkeit ist – dass die Musik sozusagen mehr seine eigene ist als die des Komponisten. Und das bedeutet einen Übergang vom Konzipieren, das Sache der total determinierten Menschen ist, zum Perzipieren, das etwas für aktive Hörer ist.“

Gerhard Büttenbender in: Macht Filme, aber keine Filme!, Braunschweig 1979

Der ganze Beitrag ist hier zu lesen:

MAGISCHE BLÄTTER BUCH IV
CII. JAHRGANG WINTER 2020 / 2021
4. Quartalsausgabe November, Dezember, Januar
gebunden. ISBN-Nr. 978-3-948594-04-6

HEFT 1 | Januar 2021
TITELTHEMA: FILM

https://verlagmagischeblaetter.eu/monatsschrift/magische-blaetter

Bestellt werden können die Magischen Blätter hier: kontakt@verlagmagischeblaetter.eu

 

Das Wissen über eine Sache ist nicht die Sache selbst

Foto: © wak

Das Wissen über eine Sache ist nicht die Sache selbst. Sie erinnern sich an das, was wir von Al-Ghazzali in der Vorlesung zur Mystik erfahren haben – dass es nicht dasselbe ist, ob wir die Ursachen von Trunkenheit verstehen, ob wir selbst betrunken sind. Eine Wissenschaft könnte alles über die Ursachen und Elemente von Religion in Erfahrung bringen und dürfte sogar eine Entscheidung darüber treffen, welche Elemente dank ihrer grundsätzlichen Übereinstimmung mit anderen Wissenszweigen qualifiziert wären, als wahr betrachtet zu werden; und doch könnte der beste Mann in dieser Wissenschaft gerade der sein, der mit dem persönlichen Frommsein die meisten Schwierigkeiten hat.

William James (1842 – 1910) In: Die Vielfalt religiöser Erfahrung, Vorlesung XX

Herz und Geist verbinden

Der junge Jiddu Krishnamurti / wikimedia-gemeinfrei

 

Der Geist kann in sich selbst niemals still sein; er ist nur innerhalb des weiten Raumes still, den das Denken nicht erreichen kann. Aus diesem Schweigen erwächst eine Handlung, die mit dem Denken nichts zu tun hat.

Dieses Schweigen ist Meditation. Meditation gehört zu den ungewöhnlichsten Dingen und wenn Du nicht weißt, was sie zu bedeuten hat, bist Du wie ein blinder Mensch in einer Welt leuchtender Farben mit ihrem Wechselspiel von Licht und Schatten. Sie ist keine Sache des Intellekts, wenn sich aber Herz und Geist verbünden, dann wird der Mensch ein völlig anderer. Er ist dann wirklich grenzenlos, nicht nur in seiner Fähigkeit zu denken und wirksam zu handeln, sondern sein Lebensgefühl umfasst einen unendlichen Raum, in dem er Teil eines jeglichen Dinges ist.

Jiddu Krishnamurti über Meditation (1895 – 1986)