Unser wahres Selbst

In jeder Situation sollten wir uns nicht dem anderen Menschen per se hingeben, sondern dem wahren Selbst. Natürlich verkörpert der andere das wahre Selbst, und doch ist das nicht genau dasselbe. Wenn wir mit einer Gruppe zu tun haben, so besteht unsere Beziehung nicht zu der Gruppe, sondern zum wahren Selbst der Gruppe. Das wahre Selbst, von dem ich spreche, ist kein mystisches Wesen, das irgendwo über einem schwebt. Das wahre Selbst ist nichts, und doch ist es das einzige, das unser Leben bestimmen sollte. Es ist der einzige Meister. Wenn wir za-zen üben oder eine sesshin erleben, dient das nur dem Zweck, unser wahres Selbst besser zu verstehen. Wenn wir es nicht verstehen, werden wir immer weiter ratlos vor Problemen stehen und nicht wissen, was wir tun sollen. Das Einzige, dem wir dienen sollten, ist nicht ein Lehrer, nicht ein Zentrum, nicht ein Beruf oder ein Ehepartner, nicht ein Kind, sondern unser wahres Selbst.

Charlotte Joko Beck (1917 – 2011) in „Zen im Alltag“, München 2000. S. 152 – 153

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Der Freiheit entgegen gehen

„So wie das Feuer, obgleich eines, Gestalt von allem annimmt, das es aufzehrt, so nimmt das Selbst, ein Einziges, die Form von jedem Ding an, dem es innewohnt.“ Ist es nicht offensichtlich, welchem Ziele die Wissenschaft zustrebt? Das Volk der Hindus ging vom Studium des Geistes aus, mittels Metaphysik und Logik. Die europäischen Völker gehen von der äußeren Natur aus, und sie kommen zu den gleichen Ergebnissen. Durch den Geist forschend, erreichen wir schließlich jene Einheit, jenes allumfassende Eine, die innere Seele, das Wesen und die Wirklichkeit aller Dinge, das Ewig-Freie, das Ewig-Glückselige, das Ewig-Seiende („SAT, CHIT, ANANDA“). Durch das Studium der materiellen Wissenschaften gelangen wir zu der gleichen Einheit. Die Wissenschafter erklären heute, alles sei die Kundgebung einer einzigen Kraft, welche die Gesamtsumme alles Bestehenden ist; die Menschheit gehe der Freiheit entgegen, und nicht der Knechtschaft.

Swami Vivekananda (1863 – 1902)