Gebet das tausend Wohltaten mit sich bringt

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Es ist eine Kunst, Gebete so zu verrichten, dass der Verstand – sogar beim mündlichen Beten – sich viel rascher sammelt, und es ist ein Gebet, das tausend Wohltaten mit sich bringt; man nennt es Sammlung, weil die Seele all ihre Vermögen sammelt und in ihr Inneres zu ihrem Gott einkehrt. Es kommt ihr göttlicher Meister rascher zu ihr, um sie zu unterweisen und ihr das Gebet der Ruhe zu schenken als auf irgendeine andere Weise.

Teresa von Avila (1515 – 1582) in: Der Weg der Vollkommenheit, Kapitel 47

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Das Gutsein der Welt erfahren

Dass die Welt gut ist, ist nicht einfach irgendeine beliebige Idee. Sie ist gut, weil wir ihr Gutsein erfahren können. Wir können die Welt als gesund und einfach, als direkt und real erleben, weil es unserer tiefsten Natur entspricht, mit dem Gutsein in allem Geschehen in Einklang zu sein.

Chögyam Trungpa (1929 – 1987) in „Das Buch vom meditativen Leben“, Hamburg 1991, S. 30

Geheimnisvolle Tiefe empfinden

Für abendländische Gelehrte scheinen die großen religiösen Schriften Indiens nur historisches und archäologisches Interesse zu haben. Aber für uns haben sie lebendige Bedeutung, und wir können nicht umhin zu glauben, daß sie diese Bedeutung verlieren, wenn man sie in etikettierten Glaskästen ausstellt, als einbalsamierte Musterexemplare menschlichen Denkens und Trachtens, die man für alle Zeiten sorgfältig in den Mumienbinden der Gelehrsamkeit aufbewahrt.

Der tiefe Sinn der lebendigen Worte, die der Ausdruck der Erfahrungen großer Herzen sind, kann nie durch irgendeine noch so scharf- oder feinsinnige logische Erklärung erschöpft werden. Solche Worte erhalten erst ihre Deutung durch eine endlose Reihe von Einzelleben, und je mehr sich ihr Sinn uns enthüllt, je mehr empfinden wir ihre geheimnisvolle Tiefe.

Rabindranath Tagore (1861-1941) in seinem Vorwort zu Sadhana. Der Weg der Vollendung. München 1921