Die Lebenskraft regt sich zur eigenen Freude

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Unsere geistige Natur lebt. Sie braucht also Nahrung. Wie aber alles Lebendige von der seiner Lebensform entsprechenden Speise sich nährt, so hat nur die Nahrung geistigen Lebens die Kraft, unsere geistige Natur zu erhalten. Die Lebenskraft regt sich zur eigenen Freude, eine Bewegung, die man Leben nennt. Deshalb muß die Lebensenergie ohne Erneuerung durch eine natürliche, ihr gemäße Nahrung erlahmen und erlöschen.

Nikolaus von Kues (1401 – 1464) in: Die Jagd nach Weisheit. Kapitel 1: Die Weisheit als geistige Nahrung

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Der Liebestrahl, der den Weg weist

Jacob Böhme / Bild: Archiv

Mystisches Erleben hat … seine bewusste oder unbewusste Vorbereitung, es geht ihm Sammlung und Läuterung voraus. Letzten Endes jedoch entscheidet, was vom Menschen her nicht mehr erreicht, geschweige denn durch sein Tun erzwungen werden kann: der Liebestrahl, der sich aus der Lichtwelt auf den Ringenden niedersenkt; wir nennen ihn Gnade. Er kann auch urplötzlich die irrende Seele treffen und ihr den Weg weisen.

Mystik und Gegenwart. In: Jakob Böhme. Über die Umkehr und die Einsicht. Herausgegeben und erläutert von Anton Brieger. Pforzheim, Zweite, erweiterte Auflage, S. 11

Mehr zu Jakob Böhme hier: https://verlagmagischeblaetter.eu/

Gebet das tausend Wohltaten mit sich bringt

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Es ist eine Kunst, Gebete so zu verrichten, dass der Verstand – sogar beim mündlichen Beten – sich viel rascher sammelt, und es ist ein Gebet, das tausend Wohltaten mit sich bringt; man nennt es Sammlung, weil die Seele all ihre Vermögen sammelt und in ihr Inneres zu ihrem Gott einkehrt. Es kommt ihr göttlicher Meister rascher zu ihr, um sie zu unterweisen und ihr das Gebet der Ruhe zu schenken als auf irgendeine andere Weise.

Teresa von Avila (1515 – 1582) in: Der Weg der Vollkommenheit, Kapitel 47

Auf den Spuren kollektiver Projektionen

Jacob Böhme: Philosophus Teutonicus / Bild: Archiv

Auf den Spuren Jacob Böhmes bin ich auf den kabbalistischen Begriff Egregor gestoßen, der etwas bezeichnet, das man auch „kollektive Halluzination“ nennen könnte.

Ein Egregor ist ein von menschlichen Kollektiven produziertes unsichtbares Geschöpf, ein Dämon, der auf das ihn erschaffende Kollektiv permanent zurückwirkt. Der Stoff, aus dem dieses Wesen besteht, ist das, was Jakob Böhme in seinen Schriften die Imagination nennt: psychische Energie, Vorstellungskraft, seelische Bilder, durch Gedanken geformte, plastische Phantasie.

Die Geschichte des Abendlandes ist von derartiven Kollektivprojektionen geprägt: das dogmatische Christentum und seine Gottesbilder, der Marxismus-Leninismus, der Stalinismus, der Nationalsozialismus und ihre Menschenbilder – überhaupt die Nationalismen und Fundamentalisten jeder Couleur.

Erzähler in Jacob Böhme. Philosophus Teutonicus. Eine Reise auf den Spuren des ersten deutschen Philosophen von Ronald Steckel

Der vollständige Beitrag über Jacob Böhme kann hier gelesen werden:

XII. MAGISCHE BLÄTTER BUCH | WINTER

CIII. Jahrgang Winter 2022 / 2023 | Musik & Film (Januar | Heft 36)

EINZELBUCH, 364 Seiten, 20,00 € (zuzüglich Versandkosten)ISBN-Nr. 978-3-948-5941-5 2

Herausgeber: Verlag Magische Blätter – Ronnenberg | Schriftleitung: Organisation zur Umwandlung des Kinos

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Fremd und urvertraut

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Wer gewöhnt ist, unreflex, doch aufmerksam zu achten auf die Weise seines Gebets und der im Gebet kommenden Antwort, der wird finden, dass viele dieser Antworten sein eigenes bewusstes Wissen sprengen, und als Neues, Größeres, bisher Unbekanntes sich zeigen. …
Nenne man es, wie man wolle. Jeder von uns macht die Erfahrung, dass zumindest bisweilen, in entscheidenden Lagen, eine „Stimme“ zu ihm spricht, die er als fremd und doch urvertraut erlebt.

Selma Polat in: Luise Rinsers Weg zur mystischen Religiosität

Der ganze Beitrag von Selma Polat kann hier gelesen werden:

XII. MAGISCHE BLÄTTER BUCH | WINTER
CIII. Jahrgang Winter 2022 / 2023 | Spuren (November | Heft 34)

EINZELBUCH, 364 Seiten, 20,00 € (zuzüglich Versandkosten)
ISBN-Nr. 978-3-948-5941-5 2

Herausgeber: Verlag Magische Blätter – Ronnenberg | Schriftleitung: Organisation zur Umwandlung des Kinos

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Den Weg erreichen – das Ziel erkennen

Den Weg erreichen, den ich zeige,
Heißt das Ziel erkennen,
Das alle Erdenziele hochhin überragt,
Die wunschbeschwerte Träume
Schon „erhaben“nennen.

Hat einer erst den Weg gefunden,
Findet er auch dieses Weges hohes Ziel.
Schon nach den ersten Schritten auf dem Wege
Fühlt er sich gesunden,
Und nicht mehr eingezwungen hörig Wesenlosem Spiel.

Doch: nicht im Wettlauf wird der Weg durchmessen,
Und keiner kann hier Mitbewerber überrennen!
Hier muß der Wanderer
Erst allen Geltungsdrang vergessen,
Nicht eher hört er sich im Ziel bei Namen nennen.

Bô Yin Râ (1876 – 1943) in „Ewige Wirklichkeit“

Das Zitat erschien in einem Beitrag von Erich Poppen zum Thema Tempel

Magische Blätter. CIII. Jahrgang, Herbst 2022
Heft 33 | Oktober 2022 | Thema: Tempelarchitektur und Filmische Einstimmung

Herausgeber: Verlag Magische Blätter, Ronnenberg
Schriftleitung: Organisation zur Umwandlung des Kinos

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Die Leere hält das Rad

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Jeder ist im Kern seines Wesens, seines Selbst, Leere, analog zu der Nabe eines Rades. Ein Rad besteht aus Speichen, die aufgrund eine Nabe miteinander verbunden sind. Diese Leere hält das Rad.
Auf genau die gleiche Weise hat unser Lebensrad eine Leere, ein Nicht-Sein zum Zentrum; diese Leere nennen wir gewöhnlich unser Selbst. Wenn wir dies erkannt haben, wird uns die Absurdität dessen, was wir bisher geglaubt, erkannt und getan haben, bewusst – und wir fangen zu lachen an.

Hans-Peter Hempel: Im Hier und Jetzt. Unterweisungen im Zen-Yoga. Leipzig 2002, S. 156

Nicht-Wissen – Nicht-Wollen – Nicht-Denken

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Das Nicht-Wollen in Gott gilt mehr als das gute Wollen für Gott. Der innere Zustand des Nicht-Wissens und des Nicht-Wollens befreit die Seele. In Wahrheit ist es doch ein Nichts, das uns über Gott vermittelt werden kann oder können wird. Gott ist so groß, dass die Seele nichts von ihm begreifen kann. Und dieses Nichts gibt ihr das Ganze, denn sie hat alles frei gegeben, ohne irgendein Warum. Dann gelangt sie zu einem Erstaunen, das man das Nicht-Denken von nahem Fern-Denken nennt, das ihr ganz nahe ist. Dann nämlich lebt die Seele nicht nur im Leben der Gnade und nicht nur im Leben nach dem Geist, sondern auch im göttlichen Leben, frei und göttlich. Dann nämlich hat Gott sie geheiligt durch Sich Selbst.

Margarete Porete (1250-1310)

Ich bin ein Pilger der sein Ziel nicht kennt

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Ich bin ein Pilger, der sein Ziel nicht kennt;
Der Feuer sieht und weiß nicht, wo es brennt;
Vor dem die Welt in fremde Sonnen rennt.

Ich bin ein Träumer, den ein Lichtschein narrt;
Der in dem Sonnenstrahl nach Golde scharrt;
Der das Erwachen flieht, auf das er harrt.

Ich bin ein Stern, der seinen Gott erhellt;
Der seinen Glanz in dunkle Seelen stellt;
Der einst in fahle Ewigkeiten fällt.

Ich bin ein Wasser, das nie mündend fließt;
Das tauentströmt in Wolken sich ergießt;
Das küßt und fortschwemmt, – weint und froh genießt.

Wo ist, der meines Wesens Namen nennt?
Der meine Welt von meiner Sehnsucht trennt?
Ich bin ein Pilger, der sein Ziel nicht kennt.

Erich Mühsam (1878 – 1934)