Verschieden wie Himmel und Erde entfernt

Foto: (c) wak

Ich behaupte, der innere und der äußere Mensch sind voneinander so verschieden, wie Himmel und Erde voneinander entfernt sind. Betrachte ich die Lilien auf dem Felde, dann sehe ich wohl ihren Schein und ihre Farbe und ihre Blätter; aber ihren Duft sehe ich nicht. Warum? Weil der Duft in mir ist. Was mich ansprechend dünkt, das ist in mir, und ich spreche es aus mir heraus. So auch schmecken alle Kreaturen meinen äußeren Menschen als Kreatur, wie Wein und Brot und Fleisch. Aber meinem inneren Menschen schmeckt nicht die Kreatur als solche, sondern allein die Kreatur, sofern sie Gottes Selbsthergabe ist.

Von unsagbaren Dingen | Nolite timere eos, qui corpus occidunt. (Matth. 10, 28)

Meister Eckhart (1260 – 1328)

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Mensch, Zeit, Ewigkeit

Zitat aus: Texte zum Geistigen im Film

Wie nun Gott in der Welt wohnet, und alles erfüllet, und doch nichts besitzet; und das Feuer im Wasser wohnet und das nicht besitzt; und wie das Licht in der Finsternis wohnet und die Finsternis doch nicht besitzet; der Tag in der Nacht und die Nacht im Tage; die Zeit in der Ewigkeit und die Ewigkeit in der Zeit: Also ist auch der Mensch geschaffen. Er ist nach der äußern Menschheit die Zeit, und in der Zeit; und die Zeit ist die äußere Welt, das ist auch der äußere Mensch. Und der innere Mensch ist die Ewigkeit, und die geistliche Zeit und Welt; welche auch stehet in Licht und Finsternis, als in Gottes Liebe, nach dem ewigen Licht; und in Gottes Zorn, nach der ewigen Finsternis: welches in ihm offenbar ist, darinnen wohnet sein Geist, entweder in der Finsternis, oder im Lichte.“

Jakob Böhme (1575 – 1624) in: Von der neuen Wiedergeburt. Zitiert von Ronald Steckel in: Texte zum Geistigen im Film. Organisation zur Umwandlung des Kinos. Sector 16, Ronnenberg 2017, S. 17

Unteilbare Einheit

Radzeichen von Bruder Klaus in der Feldkapelle ~ Foto: (c) wak

Den Pilgern erklärt Bruder Klaus sein Buch – das Radzeichen: Aus dem innersten Geheimnis geht Gott aus, als Vater, Sohn und Heiliger Geist. Er umfasst und durchdringt die ganze Schöpfung und kehrt wieder zurück in die unteilbare Einheit. Der Dreifaltige Gott wird zum Drei-einen Gott. Das ist ein ausdrucksstarkes Zeichen für Frieden.

In der heutigen Zeit kann man das Rad-Symbol auch so deuten: Die drei Strahlen, die vom äußeren Rand zum Zentrum zeigen, verweisen auf die drei monotheistischen Weltreligionen Judentum, Christentum und Islam. Sie alle führen zu dem einen Gott.

So kann die Wachendorfer Feldkapelle als Friedenskapelle dem interreligiösen Dialog dienen. Sie möge den Menschen ein Ort der Ruhe und des Gebetes sein.

Aus dem Flyer der Feldkapelle. Mehr hier: https://www.feldkapelle.de/

In Kontakt mit Gott sein

Foto: (c) wak

Das Auge, mit dem ich Gott sehe, ist dasselbe, mit dem Gott mich sieht. Mein Auge und Gottes Auge sind ein und dasselbe im Sehen, ein und dasselbe im Wissen, ein und dasselbe im Lieben.
Meister Eckhart (1260 – 1328)

Dieses „Auge“ ist eine Metapher für inneres Gewahrsein, es steht für das Bewusstsein selbst, besonders in seiner kontemplativen Form der Innerlichkeit. Es repräsentiert die Fähigkeit zur klaren Wahrnehmung. Mein Selbstgewahrsein als Wesen, das sich seiner selbst bewusst ist, ist das Vehikel, mittels dessen das Göttliche mit mir kommunizieren kann.
Umgekehrt kann ich das Göttliche wahrnehmen, kann mit ihm innigst verbunden sein durch eben dieses Selbstgewahrsein. Extrovertiertes und introvertiertes Bewusstsein treffen im Akt mystischer Kontemplation, in welchem die Person in Kontakt mit Gott ist, zusammen. Sowohl der innere als auch der äußere Weg haben das höchste Mysterium zum „Ziel“, aber wir können uns dem Göttlichen nur durch dieses subtile kontemplative Gewahrsein nähern.

Wayne Teasdale (1945 – 2004) in: Das mystische Herz. Spirituelle Brücken bauen. 2004, o.O., S. 148-149

Mit allen Wesen in Frieden leben

Foto: (c) wak

Eine ganzheitliche Spiritualität bezieht den Körper in unseren inneren und äußeren Entwicklungsprozess ein. Sie verbindet ihn mit dem Geist durch Gebet, Meditation, spirituelle Gesänge, Liturgien, spirituelles Lesen, Yoga, diverse Kampfünste, Laufen, Wandern oder den Aufenthalt in der freien Natur. Gleichzeitig liefert eine ganzheitliche Spiritualität den „Input“, den Kunst, Musik und Dichtung zu unserem spirituellen Leben beitragen können. Eine vollständige Spiritualität wird durch diese kreativen Wege bereichert und steht auch in enger Verbindung zur Natur. Sie sorgt dafür, dass wir mit allen Wesen in Frieden leben.

Wayne Teasdale (1945 – 2004) in: Das mystische Herz. Spirituelle Brücken bauen. 2004, o.O., S. 286

Wie nun Gott in der Welt wohnet…

Wie nun Gott in der Welt wohnet,
und alles erfüllet, und doch nichts besitzet;
und das Feuer im Wasser wohnet und das nicht besitzt;
und wie das Licht in der Finsternis wohnet
und die Finsternis doch nicht besitzet;
der Tag in der Nacht und die Nacht im Tage;
die Zeit in der Ewigkeit und die Ewigkeit in der Zeit:
Also ist auch der Mensch geschaffen.

Er ist nach der äussern Menschheit die Zeit,
und in der Zeit;
und die Zeit ist die äussere Welt,
dasist auch der äussere Mensch.

Und der innere Mensch ist die Ewigkeit,
und die geistliche Zeit und Welt;
welche auch stehet in
Licht und Finsternis, als in Gottes Liebe,
nach dem ewigen Licht; und in Gottes Zorn,
nach der ewigen Finsternis:
welches in ihm offenbar ist,
darinnen wohnet sein Geist,
entweder in der Finsternis, oder im Lichte.

Jabob Böhme (1575 – 1624) in: Von der neuen Wiedergeburt

 

Jacob Böhme: Von wahrer Gelassenheit

Foto: Archiv

Denn sobald die Seele von der Selbheit vom Vernunft-Licht isset, so wandelt sie in eigenem Wahn, so ist ihr Ding, das sie für göttlich ausgibt, nur der äußeren Konstellation, welche sie alsobald ergreifet und trunken macht. So lauft sie denn so lange in Irrtum, bis sie sich ganz in die Gelassenheit wieder einergibt und sich aufs neue für ein besudelt Kind erkennet, der Vernunft aufs neue wieder erstirbet und Gottes Liebe wieder erreichet, welchen härter zugehet als zum ersten Mal…

Jacob Böhme (1575 – 1624) in seiner Schrift zur „wahren Gelassenheit“

Das Radzeichen des Bruder Klaus

Das Rad-Symbol von Bruder Klaus / Foto: © wak

Aus dem innersten Geheimnis geht Gott aus, als Vater, Sohn und Heiliger Geist. Er umfasst und durchdringt die ganze Schöpfung und kehrt wieder zurück in die unteilbare Einheit. Der Dreifaltige Gott wird zum Drei-einen Gott. Das ist ein ausdrucksstarkes Zeichen für Frieden.

In der heutigen Zeit kann man das Rad-Symbol auch so deuten: Die drei Strahlen, die vom äußeren Rand zum Zentrum zeigen, verweisen auf die drei monotheistischen Weltreligionen Judentum, Christentum und Islam. Sie alle führen zu dem einen Gott.

So kann die Wachenheimer Feldkapelle als Friedenskapelle dem interreligiösen Dialog dienen. Sie möge den Menschen ein Ort der Ruhe und des Gebetes sein.

Erläuterung zum Rad-Symbol in der Feldkapelle

Post 2.000: Meister Eckhart und wir

meistereckhartinnerermensch

 

meister eckhart, »vom inneren und äusseren menschen«, 1308 (1:59 min.)

(zum Anhören des Textausschnittes bitte den unten stehenden Link anklicken und mit der Play-Schaltfläche starten)

http://www.nootheater.de/works-me.html

 

Dies ist der 2.000 Post auf „mystikaktuell“. Da dieser Blog Nachfolger meines Blogs zum 750. Geburtstag von Meister Eckhart ist, will ich doch sehr gern an jenen erinnern, ohne den es diesen Blog nicht geben würde.

Werner Anahata Krebber

 

Der Mensch: Innen und Außen

Den äußeren Menschen gilt es, soweit man es vermag, mit Gelassenheit zu bezwingen und ihn einwärts zu ziehen in den inneren Menschen, so dass der äußere nach den Weisungen des inneren wirke und nicht nach den Wünschen und Begierden des Ich. Wenn dann der innere Mensch in rechter freier Gelassenheit und Nicht-Anmaßung steht, halte er sich in seinem lauteren Nicht-Ich, über sich im Nicht-Tun, indem er sich Gott läßt und Gott wirken läßt. Dann erhebt sich der innerste Mensch, der Geist, Christus, das göttliche Selbst im Seelengrund, und kann sich in seinen Ursprung zurückwenden, in seine Ungeschaffenheit im Gottesgrund, wo er ewig gewesen ist: da steht er bildlos und formlos in seiner Ungewordenheit, und da erfüllt ihn Gott mit der Kraft und dem Reichtum seiner Herrlichkeit. So groß ist die göttliche Fülle, daß von diesem Reichtum der innere Mensch ganz erfüllt, durchlichtet und durchkraftet wird und selbst der äußere Mensch noch daran teilhat.

Johannes Tauler (1300 – 1361; Tauler war Schüler von Meister Eckhart, der von 1260 bis 1328 lebte; wurde Meister Eckhart als „Lesemeister“ bezeichnet, nannte man Tauler „Lebemeister“)