Die höchste Fähigkeit des Menschen ist nicht sein Verstand, sondern seine Intuition; sie bezieht ihr Wissen unmittelbar und spontan von der Seele und nicht durch die unzuverlässige Vermittlung der Sinne oder des Verstandes.
Singe ein Lied, das noch keiner gesungen; Denke so, wie noch keiner gedacht. Strebe nach Gipfeln, die keiner bezwungen; Weine um Gott bei Tag und bei Nacht.
Lieb alle Menschen wie niemand zuvor, Bestehe mutig den Kampf des Lebens. Schenk Frieden dem, der den Frieden verlor, Und Hoffnung dem, der hoffte vergebens.
Achte gut auf diesen Tag, Denn er ist das Leben – das Leben allen Lebens.
In seinem kurzen Ablauf liegt alle Wirklichkeit des Daseins: Die Wonne des Wachsens, Die Größe der Tat, Die Herrlichkeit der Kraft.
Denn das Gestern ist nichts als ein Traum Und das Morgen nur eine Illusion –
Das Heute jedoch, recht gelebt macht jedes Gestern zu einem Traum voller Glücks Und jedes Morgen Zu einer Vision voller Hoffnung. Darum gib acht auf diesen Tag.
Autor: Unbekannter Verfasser; in Sanskrit geschrieben um ca. 1200 v.u.Z.
Zugeschrieben: Kalidasa (5. Jahrhundert); indischer Dramatiker, Epiker und Dichter Dschalal ad-Din Muhammad Rumi beziehungsweise Mevlana wird dieser Text ebenfalls zugeschrieben. Rumi schrieb allerdings die meisten Texte in persischer Sprache, andere in Türkisch und Griechisch.
Geschichte und Quelle: Der Hinweis auf die frühe Sanskrit-Version findet sich in „Masterpieces of Religious Verse“, das James Dalton Morrison 1948 herausgegeben hat auf S. 301. Er verweist auch auf die Zuschreibung für Kalidasa.
Wenn die innere und äußere Welt zusammentreffen und mit der Sicherheit der Liebe zusammengehalten werden können, dann wird diese jetzige Phase des Übergangs zu einem Aufblühen der Weltseele führen. Im Zentrum dieser Welt mssen Seine Liebenden als Pfeiler der Hoffnung stehen, denn sie kennen die Bedeutung der Vereinigung. Ihre Hoffnung wird die Furcht des Kollektivs ausgleichen, das sich so sehr mit der äußeren Welt identifiziert hat, dass der Gedanke der Vereinigung mit der inneren Welt den Schrecken des Unbekannten zusammen mit der Dunkelheit des Schattens hervorruft. Furcht lässt uns Schutz im Ego suchen, während Hoffnung uns für die Seele öffnet. Furcht betont die Polarisierung, Hoffnung fügt uns zusammen. Hoffnung gibt der Zukunft Raum zur Entfaltung.
Llewellyn Vaughan-Lee in: Der Liebesbund. Psychologische und spirituelle Aspekte des mystischen Weges. Interlaken 1993, S. 57
Achte auf deine Gedanken, Herr mach mich zu einem Werkzeug Deines Friedens, Ich lobe den Tanz…
Gelobt werden beim Nennen von diesen und anderen Texten, die uns mitunter als Zitate bekannter Autoren begegnen, beispielsweise Sinn und Formulierung, Klang und Gehalt, Klage und Lob. Doch außer Acht gelassen wird mitunter, aus welchem Zusammenhang die Gedanken stammen und wer wirklich der Autor dieser Zeilen ist. „Fremden Federn zugeschrieben“ wird hier in loser Form die tiefen Aussagen knapp informierend mit der wirklichen Geschichte verbinden. Wird auch aufzeigen, aus wessen Feder diese Texte, Gedichte oder Gedanken stammen und/oder, von wem sie nicht sind.
Denn es sind Texte und Gedanken, die von Ankunft und Aufbruch, von Sorge und Hoffnung, von Rückblick und Vision, von Sehnsucht und Erfüllung sprechen. Um so wertvoller auch ihren wirklichen Hintergrund zu kennen. In der Adventszeit mögen sie Anregungen für die vorweihnachtliche Besinnung sein.
O Herr, wenn ich Dich aus Angst vor der Hölle liebe, verbrenne mich dort, und wenn ich Dich in der Hoffnung auf das Paradies liebe, schließe mich dort aus, doch wenn ich Dich aus Liebe zu Dir selbst liebe, entziehe mir nicht Deine göttliche Schönheit.
Die Seele vereinigt sich mit Gott in diesem Leben nicht durch Verstehen, noch durch Genießen, noch durch Vorstellungen, noch durch irgendetwas Sinnenhaftes, sondern nur verstandesmäßig durch den Glauben, gedächtnismäßig durch die Hoffnung und willensmäßig durch die Liebe.
Johannes vom Kreuz / Juan de la Cruz (1542 – 1591)
„Man hat den aufrichtigsten Wunsch, das Lebensgebiet der Kunst sich erschließen zu lassen, aber man ahnt nicht, daß man es letzten Endes nur sich selbst erschließen kann, und darum fehlt der Wille, es sich selbst zu erschließen.“ Wer Worte bedarf, der erzeugt von vornherein in sich eine „durchaus unkünstlerische Einstellung“, noch bevor er sich „an den Versuch heranwagt, die Welt der Kunst für das eigene Seelenleben zu erobern.“ Niemals ist die künstlerische Idee eines wahren Kunstwerks „ver-standesmäßig zu fassen oder in Worten mitteilbar.“ Wer mit dem Wunsche der Erklärung an Kunst herantritt, „der darf ruhig alle Hoffnung aufgeben, jemals seelisch zu erfahren, was Kunst ist.“ –
Bô Yin Râs „Das Reich der Kunst“ von Felix Weingartner
Zuerst erschienen hier: Magische Blätter, III. Jahrgang, Mai 1922, S. 129 – 133 Verlag Magische Blätter, Leipzig
Aktuell nachzulesen ist der vollständige Beitrag hier:
MAGISCHE BLÄTTERBUCH IX CIII. Jahrgang Frühling 2022
… Ich habe gesagt, dass Nhat Hanh mein Bruder ist, und das stimmt auch. Wir sind beide Mönche, und wir leben seit etwa der gleichen Anzahl von Jahren im klösterlichen Leben. Wir sind beide Dichter, beide Existentialisten. Ich habe mit Nhat Hanh weit mehr gemeinsam als mit vielen Amerikanern, und ich zögere nicht, das zu sagen. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass solche Gemeinsamkeiten anerkannt werden. Es sind die Bande einer neuen Solidarität und einer neuen Brüderlichkeit, die sich auf allen fünf Kontinenten abzuzeichnen beginnen und die alle politischen, religiösen und kulturellen Grenzen überschreiten, um junge Männer und Frauen in jedem Land in etwas zu vereinen, das konkreter ist als ein Ideal und lebendiger als ein Programm. Diese Einheit der Jugend ist die einzige Hoffnung für die Welt. In ihrem Namen appelliere ich für Nhat Hanh. Tun Sie, was Sie können, für ihn. Wenn ich Ihnen etwas bedeute, dann lassen Sie es mich so sagen: Tun Sie für Nhat Hanh das, was Sie für mich tun würden, wenn ich in seiner Lage wäre. In vielerlei Hinsicht wünschte ich, ich wäre es.
Zuerst veröffentlicht im Magazin „Jubilee“ 1966, später in Mertons Buch „Faith and Violence“ 1968