Wenn ein starkes Gewitter in einem aufsteht, sollte sich der Mensch geradeso benehmen, wie die Leute tun, wenn ein Wetter heraufkommt, Regen und Hagel: sie fliehen unter ein Dach und warten, bis das Unwetter vorbei ist. Geradeso soll sich der Mensch verhalten, wenn er aufrichtig in sich befindet, dass er nichts anderes will noch begehrt, ausser was Gottes ist.
Wenn ein Mensch dem Feind ohne Falsch in jeder Hinsicht Nutzen erwiesen hat, dann beugt sich auch der Feind vor ihm ohne Falsch – dass dies so ist, ist die Größe des gütigen Wesens.
Wenn du ins Heiligtum des Schweigens eingetreten bist, werden sich dir die Pforten des Himmelreiches deiner Seele öffnen. Du wirst eine Herrlichkeit schauen, die kein irdisches Auge wahrnahm. Du wirst einer Melodie lauschen, die sonst kein menschliches Ohr zu vernehmen vermag. Dann wirst du eine seelische Wiedergeburt und göttliche Seligkeit erleben und wünschen, daß du von diesem himmlischen Schweigen nie getrennt werden mögest.
Hossein Kazemzadeh Iranschähr (1884 – 1962) in: Die Heilkraft des Schweigens
Wer stehenbleibt, verfällt. Aber auch wer zu laufen beginnt, verfällt. Daß wir uns wandeln können, ist unser größter Reichtum. Bereiten wir diese Wandlung Schritt für Schritt vor, damit uns dann und wann der entscheidende Sprung, der immer zugleich ein Scheiden und ein Ankommen ist, gelinge.
Jean Gebser (1905 – 1973) in: Gebser Gesamtausgabe, Schaffhausen 1986, Band 1, S. 316
Der Mensch soll nicht sorgen, daß er in den Himmel, sondern daß der Himmel in ihn komme. Wer ihn nicht in sich selber trägt, der sucht ihn vergeblich im ganzen All.
Otto Ludwig (1813- 1865) in: Zwischen Himmel und Erde
Es ist aber der Geist des Menschen nicht allein aus den Sternen und Elementen herkommen, sondern es ist auch ein Funke aus dem Licht und Kraft Gottes darinnen verborgen. Es ist nicht ein leer Wort, das in Genesis (1,21) stehet, Gott schuf den Menschen ihm zum Bilde, ja zum Bilde Gottes schuf er ihn; denn es hat eben den Verstand, daß er aus dem ganzen Wesen der Gottheit ist gemacht worden.
Jacob Böhme (1575 – 1624) Morgenröte im Aufgang, Vorrede 96
Texte aus der Langen Nacht über Jacob Böhme von Ronald Steckel sind hier zu lesen:
MAGISCHE BLÄTTER BUCH VI
CII. Jahrgang SOMMER 2021
Thema: Die erste Ausstellung des Jakob-Böhme-Bundes
Der Fisch kann im Wasser nicht ertrinken,
der Vogel in den Lüften nicht versinken,
das Gold ist im Feuer nie vergangen,
denn es wird dort Klarheit und leuchtenden Glanz empfangen.
Gott hat allen Kreaturen das gegeben,
dass sie ihrer Natur gemäß leben.
Wie könnte ich denn meiner Natur widerstehn?
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