Jacob Böhme ist unser Zeitgenosse

Alles ist in Bewegung, in ständiger Schöpfung und Vernichtung, in einer immerwährenden Genese, in der nichts stabil und dauerhaft ist. Aber diese Bewegung ist nicht chaotisch oder anarchisch; sie ist strukturiert, organisiert durch eine Ordnung, die sicherlich komplex und subtil, aber dennoch wahrnehmbar ist. Wie Böhme uns immer wieder sagt, „auch Gott ist durch diese Bewegung gezeugt, er ist nicht in der Welt, sondern mit der Welt geboren“. Das Fehlen eines Wertesystems, das an die Komplexität der modernen Welt angepasst ist, könnte uns zur Selbstzerstörung unserer eigenen Art führen. Die Formulierung einer neuen Naturphilosophie scheint mir in diesem Zusammenhang von unmittelbarer Dringlichkeit zu sein. Jacob Boehme ist bei dieser Suche unter uns: Er ist unser Zeitgenosse.

Warum schreiben wir heute über Jacob Böhme? Vorwort von Basarab Nicolescu zu seinem Buch Wissenschaft, Sinn und Evolution – die Kosmologie Jacob Böhmes

Der ganze Beitrag von Basarab Nicolesu kann hier gelesen werden:

XII. MAGISCHE BLÄTTER BUCH | WINTER
CIII. Jahrgang Winter 2022 / 2023 | Spuren (November | Heft 34)

EINZELBUCH, 364 Seiten, 20,00 € (zuzüglich Versandkosten)
ISBN-Nr. 978-3-948-5941-5 2

Herausgeber: Verlag Magische Blätter – Ronnenberg | Schriftleitung: Organisation zur Umwandlung des Kinos

Bestellungen hier: kontakt@verlagmagischeblaetter.eu subject: BESTELLEN MAGISCHE BLÄTTER BUCH XII

Werbung

Wer bin ich?

Ramana Maharshi (1869 – 1950) antwortete auf die Frage eines Schülers:

„Wie muss man erforschen: ‚Wer bin ich?’“ folgendes:

Handlungen wie Gehen und Kommen betreffen lediglich den Körper. Und wenn man sagt: „Ich ging, ich kam“, unterstellt man, dass der Körper „Ich“ sei. Aber kann es richtig sein, dass der Körper, den es vor der Geburt nicht gab, der aus den fünf Elementen besteht, der während des Tiefschlafs nicht existiert und der mit dem Tod ein Leichnam wird, wirklich das „Ich“-Bewusstsein ist? Kann der Körper, der schwerfällig wie ein Holzklotz ist, das strahlende „Ich-Ich“ sein? Hier liegt der Grund, warum das „Ich“-Bewusstsein, das mit dem Körper verbunden ist, Einbildung (Tarbodham), Ego (Ahankara), Unwissenheit (Avidya), Maya, Unreinheit (Mala) oder individuelle Seele (Jiva) genannt wird. Wie kann man dies nicht ergründen wollen! Ist es nicht Sinn und Zweck der Schriften, uns mit Hilfe der Erforschung zur Erlösung zu führen, wenn sie sagen, dass die Vernichtung der Einbildung Befreiung (Mukti) bedeutet? Man sollte also den Körper-Leichnam einen Leichnam sein lassen und, ohne das Wort „Ich“ auch nur zu sagen, direkt ergründen: „Was ist es, das jetzt als ‚Ich“ in Erscheinung tritt?“ Dann wird im Herzen ein stilles, glänzendes Licht als „Ich-Ich“ erstrahlen. Aus sich selbst heraus wird das reine, unbegrenzte, einzige Bewusstsein leuchten; alle Begrenzung und Vielfalt der Gedanken wird verschwunden sein. Wenn man dann still bleibt und diesen Zustand nicht verlässt, wird das Ego, das Gefühl der Individualität in Gestalt von „Ich bin der Körper“ vollständig aufgelöst und schließlich auch der letzte Gedanke, die „Ich“-Form, ausgelöscht werden, wie das Feuer, das Kampfer verbrennt. Die Heiligen und die Schriften sagen klar, dass das allein Befreiung ist.

Das unendliche Glück den Buddha zu sehen oder zu hören

Foto: (c) wak

Sehr schwer ist es, selbst in tausend Millionen von Weltzeitaltern das Wort des Buddha zu vernehmen, wievielmehr erst ihn zu schauen, was das höchste Mittel zur Vernichtung der Zweifel ist.
Einen guten Anblick hat der, der ihn geschaut, diese Leuchte der Welt, das Ziel aller Lehren erreicht hat, der ein Zugang zum Heil für die Geschöpfe der drei Welten und ein Reinigungsmittel für alle Wesen ist.
Ein großes aus guten Taten bestehendes Feld, ein erfreuender Kreis der Erkenntnis, erleuchtet die unermessliche Welt und vermehrt die Masse der guten Taten.
Er zerreißt das Netz der Leiden, er läutert die Masse der Erkenntnis. Keine Furcht vor Unheil besteht für diejenigen, von denen der Überwinder erfreut wird.
Groß und mächtig wird der Geist derjenigen, die den Besten der Menschen schauen, und unermessliche strahlende Kraft der Weisheit wird ihnen zuteil.

Moritz Winternitz (1863 – 1937) in: Der Mahayana-Buddhismus. Nach Sanskrit- und Prakrittexten. Tübingen 1930, S. 19

Entdeckung der inneren Welt

Foto (c) wak

 

In seinem Grund … findet der Mensch den inneren Meister als das ‚Ziehen‘ und ‚Sich-Wenden` zu Gott, als Heiligen Geist (den Tauler viel ausdrücklicher nennt als Eckhart und Seuse). Dieser überformt den Menschen und vergottet ihn, zurück in den Ursprung, wo der Mensch von Ewigkeit „Gott in Gott” war.

Was dabei als ,Lauterkeit`, Bildlosigkeit‘, ,Weiselosigkeit‘ usw. beschrieben wird, weist übrigens in die Nähe jener ,Leerheit‘, wie sie im Mahayana-Buddhismus, auf dessen Hintergrund sich auch die Zen-Erfahrung ausspricht, als Kennzeichnung des Absoluten verstanden wird, d.h. ,bar jeder Bestimmung‘. Die von Tauler aufgezeigte eigentümliche Rolle der Verwirklichung des eigenen Nichts — im Nichts Gottes — kann hier ebenfalls nicht näher mit der entsprechenden Zen-Erfahrung verglichen werden. Sie ist für Tauler allerdings das wichtigste Moment auf dem Wege der Entdeckung der inneren Welt!

In diesem Vorgang der Vernichtung kommt der schmerzlichen Selbsterkenntnis sowie der Angst — dem ,Gejagtwerden‘, wie es Tauler wiederholt beschreibt — eine wesentliche Aufgabe zu, um den mystischen Durchbruch als Gottesgeburt im Menschen letztendlich zu ermöglichen. Dabei darf die Liebe als entscheidender Faktor nicht übersehen werden!

Emmanuel Jungclaussen (1927 -2018) in: Der Meister in dir. Die Entdeckung der inneren Welt nach Johannes Tauler. Freiburg / Br. 1975

Wer bin ich?

Foto: wikimedia/gemeinfrei

Ramana Maharshi (1869 – 1950) antwortete auf die Frage eines Schülers:

„Wie muss man erforschen: ‚Wer bin ich?’“ folgendes:

Handlungen wie Gehen und Kommen betreffen lediglich den Körper. Und wenn man sagt: „Ich ging, ich kam“, unterstellt man, dass der Körper „Ich“ sei. Aber kann es richtig sein, dass der Körper, den es vor der Geburt nicht gab, der aus den fünf Elementen besteht, der während des Tiefschlafs nicht existiert und der mit dem Tod ein Leichnam wird, wirklich das „Ich“-Bewusstsein ist? Kann der Körper, der schwerfällig wie ein Holzklotz ist, das strahlende „Ich-Ich“ sein? Hier liegt der Grund, warum das „Ich“-Bewusstsein, das mit dem Körper verbunden ist, Einbildung (Tarbodham), Ego (Ahankara), Unwissenheit (Avidya), Maya, Unreinheit (Mala) oder individuelle Seele (Jiva) genannt wird. Wie kann man dies nicht ergründen wollen! Ist es nicht Sinn und Zweck der Schriften, uns mit Hilfe der Erforschung zur Erlösung zu führen, wenn sie sagen, dass die Vernichtung der Einbildung Befreiung (Mukti) bedeutet? Man sollte also den Körper-Leichnam einen Leichnam sein lassen und, ohne das Wort „Ich“ auch nur zu sagen, direkt ergründen: „Was ist es, das jetzt als ‚Ich“ in Erscheinung tritt?“ Dann wird im Herzen ein stilles, glänzendes Licht als „Ich-Ich“ erstrahlen. Aus sich selbst heraus wird das reine, unbegrenzte, einzige Bewusstsein leuchten; alle Begrenzung und Vielfalt der Gedanken wird verschwunden sein. Wenn man dann still bleibt und diesen Zustand nicht verlässt, wird das Ego, das Gefühl der Individualität in Gestalt von „Ich bin der Körper“ vollständig aufgelöst und schließlich auch der letzte Gedanke, die „Ich“-Form, ausgelöscht werden, wie das Feuer, das Kampfer verbrennt. Die Heiligen und die Schriften sagen klar, dass das allein Befreiung ist.

Der Urgrund des Alls

Der Urgrund des Alls, über alles hinaus, was Schöpfung heißt, kann nicht Stoff sein, nicht Geist, nicht Wesen, nicht Leben, nicht Bewusstsein; nicht Körper, Figur, Form, Bild, Idee, Qualität oder Quantität oder Masse;

er kann nicht an einem Orte mehr sein als an einem anderen, kann also nicht konturenhaft gesehen oder überhaupt durch abgrenzende Sinne oder Gedanken erfasst werden; also kann Er auch weder Sinne erregen noch durch Sinne erregt werden, kann überhaupt nicht gestört werden, entzieht sich jeder Ordnung oder Unordnung und schon gar jedem Verstricktsein in materielle Unterscheidungen.

Kein Zufall und keine Beziehung und kein Misslingen kann Ihn je betreffen oder gar Seine Allmacht beschränken, ebenso wenig wie ein Mangel an Licht – und keine Veränderung oder Wandlung oder Entwertung, keine Vernichtung, keine Teilung, keine Entbehrung, kein Abströmen oder was sonst noch dem geschaffenen Bereich der Sinne angehört, hat je bei Ihm Statt.

Dionysius Areopagita (um 500)

Du bist wie der Wind

Du bist wie der Wind
Heiliger Geist

öffne mich für Dein Wehen
beim Anblick
deiner verwüsteten Schöpfung
deiner gequälten Geschöpfe
der fortgesetzten Vernichtung des Lebens

öffne mich für Dein Wehen
in den unerbetenen Reden der Kritiker
in den ungewohnten Gedanken der Denker
in den überraschenden Vorgängen der Geschichte
in den banalen Abläufen des Alltags

öffne mich für Dein Wehen
im stummen Dasein Buddhas
im bewegten Tanz der Derwische
im ehrfürchtigen Kniefall der Muslime
im frommen Gebet der Juden

denn Du bist wie der Wind
Heiliger Geist
und niemand kann Dich fassen

Anton Rotzetter OFMcap (*1939)

Im Herzen glänzendes Licht

Ramana Maharshi (1869 – 1950) antwortete auf die Frage eines Schülers:

„Wie muss man erforschen: ‚Wer bin ich?'“ folgendes:

Handlungen wie Gehen und Kommen betreffen lediglich den Körper. Und wenn man sagt: „Ich ging, ich kam“, unterstellt man, dass der Körper „Ich“ sei. Aber kann es richtig sein, dass der Körper, den es vor der Geburt nicht gab, der aus den fünf Elementen besteht, der während des Tiefschlafs nicht existiert und der mit dem Tod ein Leichnam wird, wirklich das „Ich“-Bewusstsein ist? Kann der Körper, der schwerfällig wie ein Holzklotz ist, das strahlende „Ich-Ich“ sein? Hier liegt der Grund, warum das „Ich“-Bewusstsein, das mit dem Körper verbunden ist, Einbildung (Tarbodham), Ego (Ahankara), Unwissenheit (Avidya), Maya, Unreinheit (Mala) oder individuelle Seele (Jiva) genannt wird. Wie kann man dies nicht ergründen wollen! Ist es nicht Sinn und Zweck der Schriften, uns mit Hilfe der Erforschung zur Erlösung zu führen, wenn sie sagen, dass die Vernichtung der Einbildung Befreiung (Mukti) bedeutet? Man sollte also den Körper-Leichnam einen Leichnam sein lassen und, ohne das Wort „Ich“ auch nur zu sagen, direkt ergründen: „Was ist es, das jetzt als ‚Ich“ in Erscheinung tritt?“ Dann wird im Herzen ein stilles, glänzendes Licht als „Ich-Ich“ erstrahlen. Aus sich selbst heraus wird das reine, unbegrenzte, einzige Bewusstsein leuchten; alle Begrenzung und Vielfalt der Gedanken wird verschwunden sein. Wenn man dann still bleibt und diesen Zustand nicht verlässt, wird das Ego, das Gefühl der Individualität in Gestalt von „Ich bin der Körper“ vollständig aufgelöst und schließlich auch der letzte Gedanke, die „Ich“-Form, ausgelöscht werden, wie das Feuer, das Kampfer verbrennt. Die Heiligen und die Schriften sagen klar, dass das allein Befreiung ist.

Der vollständige Text „Selbst-Erforschung“ von Ramana Maharshi hier:

http://www.arunachala-ramana.org/german/german_self_enquiry.htm