Sein Herz wie einen Spiegel gebrauchen

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Der höchste Mensch gebraucht sein Herz wie einen Spiegel. Er geht den Dingen nicht nach und geht ihnen nicht entgegen; er spiegelt sie wider, aber hält sie nicht fest. Darum kann er die Welt überwinden und wird nicht verwundet. Er ist nicht der Sklave seines Ruhms;  er hegt nicht Pläne; er gibt sich nicht ab mit den Geschäften; er ist nicht Herr des Erkennens. Er beachtet das Kleinste und ist doch unerschöpflich und weilt jenseits des Ichs. Bis aufs letzte nimmt er entgegen, was der Himmel spendet, und hat doch, als hätte er nichts. Er bleibt demütig.

Dschuang Dsi. Das wahre Buch vom südlichen Blütenland. Aus dem Chinesischen verdeutscht und erläutert von Richard Wilhelm, Jena 1912, S. 59

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Schloß des Nicht-Seins

Versuche es,
mit mir zu wandern
in das Schloß des Nicht-Seins,
wo alles Eins ist.

Da wollen wir reden
über die Unendlichkeit.

Versuche es,
mit mir zu kommen
zum Nichts-Tun,
zur Einfalt und Stille,
zur Versunkenheit und Reinheit,
zur Harmonie und Ruhe.

Dort sind alle Unterschiede verschwunden.

Zhuang Zi / Dschuang Dsi (um 365 v.u.Z.– 290 v.u.Z.) in: Das wahre Buch vom südlichen Blütenland. Buch XXII, Nr. 5 „Wo ist der Sinn?“

Der Spiegel des Herzens

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Der höchste Mensch
gebraucht sein Herz wie einen Spiegel.
Er geht den Dingen nicht nach
und geht ihnen nicht entgegen;
er spiegelt sie wider,
aber hält sie nicht fest.
Darum kann er die Welt überwinden
und wird nicht verwundet.

Dschuang Dsi, Das wahre Buch vom südlichen Blütenland, Jena 1912, Buch VII, Seite 59

Eins sein mit Gott

Wenn der Geist
alles durchdringt und durchströmt,
und nichts ihm unerreichbar bleibt;
wenn er hinaufdringt zum Himmel
und unten die Erde umschlingt;
wenn er alle Wesen wandelt und nährt
und ohne Gleichnis noch Bildnis ist:
das heißt eins sein mit Gott.

Dschuang Dsi, Das wahre Buch vom südlichen Blütenland, Jena 1912, Buch XV, Seite 117