Was die Buddhas lehren

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Tu Gutes,
meide das Böse
und zähme und kläre
deinen Geist.

Das ist die Lehre des Buddha.

Die drei Lehren entsprechen der Goldenen Regel. Wir beruhigen Herz und Geist durch das Vermeiden von unheilsamem und Üben von heilsamem Tun. Und mit Hilfe der Meditation lernen wir uns selbst spüren und werden uns unseres Verhaltens mit Körper, Rede und Geist bewusst. Das wiederum fördert die Fähigkeit zwischen heilsamem und unheilsamem Verhalten genauer zu unterscheiden.

Die Lehre der Sieben Buddhas. Mehr hier: https://buddhastiftung.de/ethik-im-buddhismus-sylvia-wetzel-essay-2018/

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In Kontakt mit Gott sein

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Das Auge, mit dem ich Gott sehe, ist dasselbe, mit dem Gott mich sieht. Mein Auge und Gottes Auge sind ein und dasselbe im Sehen, ein und dasselbe im Wissen, ein und dasselbe im Lieben.
Meister Eckhart (1260 – 1328)

Dieses „Auge“ ist eine Metapher für inneres Gewahrsein, es steht für das Bewusstsein selbst, besonders in seiner kontemplativen Form der Innerlichkeit. Es repräsentiert die Fähigkeit zur klaren Wahrnehmung. Mein Selbstgewahrsein als Wesen, das sich seiner selbst bewusst ist, ist das Vehikel, mittels dessen das Göttliche mit mir kommunizieren kann.
Umgekehrt kann ich das Göttliche wahrnehmen, kann mit ihm innigst verbunden sein durch eben dieses Selbstgewahrsein. Extrovertiertes und introvertiertes Bewusstsein treffen im Akt mystischer Kontemplation, in welchem die Person in Kontakt mit Gott ist, zusammen. Sowohl der innere als auch der äußere Weg haben das höchste Mysterium zum „Ziel“, aber wir können uns dem Göttlichen nur durch dieses subtile kontemplative Gewahrsein nähern.

Wayne Teasdale (1945 – 2004) in: Das mystische Herz. Spirituelle Brücken bauen. 2004, o.O., S. 148-149

Joseph Beuys 100

Vierte Umschlagseite des Buches „Zeige deine Wunde Kunst und Spiritualität bei Joseph Beuys“ von Rüdiger Sünner

Hier zum Buch http://www.europa-verlag.com/buecher/zeige-deine-wunde/

Hier geht es zum Film: http://www.ruedigersuenner.de/Beuysfilm.html

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=Vh6RUgKswYE

Alkohol und mystisches Bewusstsein

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Die Herrschaft des Alkohols über die Menschen liegt zweifellos in seiner Macht, die mystischen Fähigkeiten der menschlichen Natur anzuregen, die gewöhnlich durch die kalte Wirklichkeit und die unerbittliche Kritik der nüchternen Stunden erstickt werden. Die Nüchternheit verengt, trennt, verneint. Trunkenheit weitet, eint, bejaht. Sie bildet in der Tat einen mächtigen Antrieb zur Bejahung im Menschen. Sie führt von der kalten Außenseite in das Herz der Dinge hinein; sie eint für den Augenblick mit der Wahrheit. Nicht aus reiner Verderbtheit gehen die Menschen ihr nach. Den Armen und Ungebildeten ersetzt sie Symphonie-Konzerte und literarische Genüsse. Das trunkene Bewusstsein ist also nur eine bestimmte — freilich pathologisch bedingte — Teilerscheinung des mystischen Bewusstseins.

William James (1842 – 1910) in: Die Religiöse Erfahrung in ihrer Mannigfaltigkeit. Leipzig 1907, S. 362-363

Mehr zu Alkohol und Spiritualität hier: https://alkoholundspirit.wordpress.com/

Der Zuhörer ist der Resonanzraum, in dem der Andere sich freiredet

In Zukunft wird es womöglich einen Beruf geben, der Zuhörer heißt. Gegen Bezahlung schenkt er dem Anderen Gehör. Man geht zum Zuhörer, weil es sonst kaum jemanden mehr gibt, der dem Anderen zuhört. Heute verlieren wir immer mehr die Fähigkeit des Zuhörens. Vor allem die zunehmende Fokussierung auf das Ego, die Narzifizierung der Gesellschaft erschwert es. Narziss erwidert die liebende Stimme der Nymphe Echo nicht, die eigentlich die Stimme des Anderen wäre. So verkommt sie zur Wiederholung der eigenen Stimme.

Das Zuhören ist kein passiver Akt. Eine besondere Aktivität zeichnet es aus. Ich muss zunächst den Anderen willkommen heißen, das heißt den Anderen in seiner Andersheit bejahen. Dann schenke ich ihm Gehör. Zuhören ist ein Schenken, ein Geben, eine Gabe. Es verhilft dem Anderen erst zu sprechen. Es folgt nicht passiv der Rede des Anderen. In gewisser Hinsicht geht das Zuhören dem Sprechen voraus. Das Zuhören bringt den Anderen zum Sprechen. Ich höre schon zu, bevor der Andere spricht, oder ich höre zu, damit der Andere spricht. Der Zuhörer ist der Resonanzraum, in dem der Andere sich freiredet.

Byung-Chul Han in: „Die Austreibung des Anderen: Gesellschaft, Wahrnehmung und Kommunikation heute“. S. Fischer Wissenschaft, Frankfurt/M. 2016

Mehr zu meinem Angebot als Zuhörer für Sie hier: https://zuhoerer-ruhr.com/

William James: Mystik und Alkohol

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Der nächste Schritt in mystische Zustände führt uns in einen Bereich, den öffentliche Meinung und philosophische Ethik immer schon als pathologisch gebrandmarkt haben, während ihn die private Praxis und bestimmte lyrische Kreise anscheinend immer noch idealisieren. Ich meine den Bewusstseinszustand, der durch Gifte und Anästhetika, besonders Alkohol erzeugt wird. Die Macht des Alkohols über die Menschheit beruht ohne Frage in seinem Vermögen, die mystischen Fähigkeiten der menschlichen Natur zu stimulieren, die in den nüchternen Stunden von den kalten Fakten und der trockenen Kritik niedergehalten werden. Nüchternheit verkleinert, unterscheidet und sagt Nein; Trunkenheit erweitert, verbindet und sagt Ja. Sie ist in der Tat der große Ja-Erreger im Menschen. Sie bringt ihren Jünger von der kalten Peripherie der Dinge zum strahlenden Herzen. Für den Moment vereint sie ihn mit der Wahrheit. Die Menschen laufen ihr nicht aus bloßer Perversität nach. Für den Armen und Ungebildeten nimmt sie den Platz ein, den für uns Symphoniekonzerte und Bücher einnehmen; und es gehört zu den unergründlichen Geheimnissen und der Tragik des Lebens, dass vielen von uns nur der Hauch und der Schimmer dessen gewährt wird, was wir in den flüchtigen Anfängen zunächst als etwas Großartiges wahrnehmen, was als Ganzes jedoch eine erniedrigende Vergiftung ist. Das trunkene Bewusstsein ist ein Stück des mystischen Bewusstseins, und unser Gesamturteil über dieses Teilstück muss in unser Urteil über das größere Ganze eingebettet sein.

William James (1842 – 1910) in: Die Vielfalt religiöser Erfahrung. Eine Studie über die menschliche Natur. Frankfurt am Main/Leipzig 1997, S. 389-390

Mehr zu Alkohol und Spiritualität hier: https://alkoholundspirit.wordpress.com/

Welches Leiden quält dich?

Simone Weil / Foto: Archiv

In der frühen Gralssage heißt es von dem Gral, einem wunderbaren Stein, der durch die Kraft der konsekrierten Hostie jeden Hunger sättigt, dass er dem zu eigen gehört, der an den Hüter, einen von der schmerzlichsten Verwundung zu drei Vierteln gelähmten König, als erster die Frage stellt: „Welches Leiden quält dich?“ Die Fülle der Nächstenliebe besteht einfach in der Fähigkeit, den Nächsten fragen zu können: „Welches Leiden quält dich?“

Simone Weil (1909 – 1943) in ihrer Abhandlung „Betrachtungen über den rechten Gebrauch des Schulunterrichts und des Studiums im Hinblick auf die Gottesliebe“. In: Das Unglück und die Gottesliebe. München 1953, S. 107f.

Mehr zu Simone Weil hier: https://mystikaktuell.wordpress.com/2019/08/07/simone-weil-mystikerin-philosophin-rebellin-doing-nothing-am-8-september-2019-herzliche-einladung/

Herz und Geist verbinden

Der junge Jiddu Krishnamurti / wikimedia-gemeinfrei

 

Der Geist kann in sich selbst niemals still sein; er ist nur innerhalb des weiten Raumes still, den das Denken nicht erreichen kann. Aus diesem Schweigen erwächst eine Handlung, die mit dem Denken nichts zu tun hat.

Dieses Schweigen ist Meditation. Meditation gehört zu den ungewöhnlichsten Dingen und wenn Du nicht weißt, was sie zu bedeuten hat, bist Du wie ein blinder Mensch in einer Welt leuchtender Farben mit ihrem Wechselspiel von Licht und Schatten. Sie ist keine Sache des Intellekts, wenn sich aber Herz und Geist verbünden, dann wird der Mensch ein völlig anderer. Er ist dann wirklich grenzenlos, nicht nur in seiner Fähigkeit zu denken und wirksam zu handeln, sondern sein Lebensgefühl umfasst einen unendlichen Raum, in dem er Teil eines jeglichen Dinges ist.

Jiddu Krishnamurti über Meditation (1895 – 1986)

Die Perle des wahren Selbst finden

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Was wirklich von Bedeutung ist, für jede Methode des Sufitums, ist die fortwährende Erinnerung an einen der Namen Gottes. Das bringt Stille ins menschliche Herz; dies ist der erste Schritt. Der zweite ist die Öffnung einer Pforte im Innern des Herzmuskels; hier, nicht im Gehirn, liegen die verborgenen Fähigkeiten der Seele, und genau auf dieses Zentrum richtet ein Sufi seine Aufmerksamkeit. Und auf der Leiter des Herzschlags reist er über den Ozean des Daseins, um die Perle des wahren Selbst zu finden.

Seyed Mostafa Azmayesh (* 1952)

 

Spiritualität ist eine Lesekunst

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Spiritualität ist eine Lesekunst. Es ist die Fähigkeit, das zweite Gesicht der Dinge wahrzunehmen: die Augen Christi in den Augen des Kindes; das Augenzwinkern Gottes im Glanz der Dinge. Nicht Entrissenheit, sondern Anwesenheit und Aufmerksamkeit ist ihre Eigenart. Sie ist keine ungestörte Entweltlichung und Einübung in Leidenschaftslosigkeit. Sie ist lumpig und erotisch, weil sie auf die Straße geht und sieht, was dem Leben geschenkt ist und was ihm angetan wird. Es gibt also einen Vorhof der ausdrücklich religiösen Spiritualität, es ist die Aufmerksamkeit im alltäglichen Leben. Bin ich fähig, wahrzunehmen und zu empfinden. Wie lese ich die Schmerzen der Menschen und wie lasse ich mich von ihnen berühren? Wie gehe ich mit den Dingen des alltäglichen Lebens um? Bin ich fähig, sie als Gaben zu ehren oder bin ich ausschließlich Benutzer und Verfüger der Welt? Ehre ich das Wasser, die Stille, die Nacht, die Tiere, die Luft zum Atmen, oder wähne ich alles für mich und meinen Nutzen? Spiritualität ist gebildete Aufmerksamkeit.

Fulbert Steffensky (*1933)