Vom Geist geführt sind alle Dinge, von Geist beherrscht, schnell wie der Geist; sprichst oder handelst du mit einem sehr verdorbenen Geist, dann folgt das Leid dir auf dem Fuß, so wie das Rad dem Wagenlenker.
Der Himmel ist rein und klar ohne alle Flecke, den Himmel berührt weder Zeit noch Raum. Alle körperlichen Dinge haben keinen Raum darin. Er ist auch nicht in der Zeit, sein Umlauf ist unglaublich schnell, sein Lauf ist ohne Zeit, aber von seinem Lauf kommt die Zeit. Nichts hindert die Seele so sehr an der Erkenntnis Gottes als Zeit und Raum. Zeit und Raum sind Stücke und Gott ist eins. Soll darum die Seele Gott erkennen, so muss sie ihn über der Zeit und über dem Raum erkennen.
Meister Eckhart (1260 – 1328) in: Mystische Schriften Meister Eckharts. In unsere Sprache übertragen von Gustav Landauer. Berlin 1903, S. 99
Der Himmel ist rein und klar ohne Flecken; den Himmel berührt weder Zeit noch Raum. Alle körperlichen Dinge haben darin keine Stätte. Er steht auch nicht innerhalb der Zeit, sein Umlauf ist unglaublich schnell; sein Lauf ist zeitlos, von seinem Laufe aber kommt die Zeit. Nichts hindert die Seele so sehr an der Erkenntnis Gottes wie Zeit und Raum. Zeit und Raum sind Stücke, Gott aber ist eines. Soll daher die Seele Gott erkennen, so muss sie ihn erkennen oberhalb von Zeit und Raum; denn Gott ist weder dies noch das, wie diese irdischen mannigfaltigen Dinge es sind: denn Gott ist Eines.
Predigt 36: Wisset, dass das Reich Gottes euch nahe ist. (Luk. 21, 31) von Meister Eckhart (1260 – 1328)
Die ganze Predigt von Meister Eckhart kann hier nachgelesen werden:
MAGISCHE BLÄTTER BUCH VIII CII. JAHRGANG WINTER 2021/2022
„Mit der Freiheit, die Liebe und Verehrung gibt; habe ich in dieser Ausgabe der Mystischen Schriften Meister Eckharts alles weggelassen, was uns nichts sagt. Meister Eckhart ist zu gut für historische Würdigung; er muss als Lebendiger auferstehen.“ So Gustav Landauer, als er 1903 zum ersten mal die „Mystischen Schriften Meister Eckharts“ herausgegeben hat. „Alles weglassen, was uns nichts sagt“. Das gilt nicht nur für Meister Eckhart.
Im „Editorial“ von „Mystik aktuell“ habe ich geschrieben: Auf dem sprituellen Weg können Texte aus der mystischen Tradition wie aus der Gegenwart Begleiter sein, die eigene Verortung neu zu buchstabieren oder zu vertiefen. Dabei greife ich für den Blog „Mystik aktuell“ neben eigenen Beiträgen auf Quellen zurück, die weit über die eigene spirituelle Herkunft hinausgehen neue Zugänge ermöglichen können: interreligiös, interspirituell, transkonfessionell, interkulturell.
Ein Kriterium, das mich bei der Auswahl von Texten leitet, ist die Frage: Zeitbedingt oder zeitlos?
Ist ein Gedanke zeitbedingt, kann er durchaus ermuntern, aufheitern, aufregen, zum Vordenken anregen. Aber seine Wirkkraft wird dann doch eher ein schnelles Ende finden. Aber er kann und wird durchaus bedenkenswert sein.
Ganz anders ist es bei einem Gedanken, der in meinen Augen als zeitlos gelten kann. Und dabei spielt es letztlich keine Rolle, ob er, zehn, zwanzig, zweihundert oder tausend Jahre und mehr alt ist. Das sind Texte, Gedanken, Überlegungen, die mich anspornen, sie auf ihre Aktualität hin zu sehen.
The world is transitory
and all experiense quickly passes.
Each of us must wake up from his dream.
There is no time to lose.
Zitat auf einer Holztafel bei einem Kloster in der Nähe von Kyoto
Die Welt ist vergänglich, und alle Erfahrungen gehen schnell vorbei. Jeder von uns muss aus seinem Traum erwachen. Wir dürfen keine Zeit verlieren.
Zitat auf einer Holztafel bei einem Kloster in der Nähe von Kyoto
In: Ronald Steckel: The Shape of Films to come. Erschienen in „Magische Blätter – Monatsschrift für geistige Lebensgestaltung, Ronnenberg, Heft 1, Frühjahr 2020, S. 26. Titelthema ist: TEXTE ZUM GEISTIGEN IM FILM
Eines lege ich euch allen ans Herz:
Leben und Tod sind eine ernste Sache.
Schnell vergehen alle Dinge.
Seid ganz wach,
niemals achtlos,
niemals nachlässig.
Gedanke auf Gedanke, so kommt man zu Wissen,
Wer das Netzwerk untersucht, dreht sich unaufhörlich im Kreis.
Still sein, Still sein, gar nichts untersuchen –
Das ist ein dunkler Raum ohne jegliche Bewegung.
Gedanke auf Gedanke, daran ist nichts Falsches –
Still sein, Still sein, das ist die hellste Klarheit.
Die Myriaden Erscheinungen sind alle ganz wirklich,
Die Vielfalt ist von dem Einen Geschmack.
Im Gehen und Kommen, im Sitzen und Stehen,
Hör einfach auf, etwas festzuhalten,
Wo keine Richtung zu bestimmen ist,
Wie könnte es da Kommen und Gehen geben?
Kein Sammeln ist nötig und kein Zerstreuen,
Es gibt weder langsam noch schnell.
Die leuchtende Stille ist Von-selbst-So,
Das ist nicht zu erklären, da gibt es nichts zu erreichen.
Niutou Farong (594-657) in: Xinming, die Herz-Geist-Einmeißelung