… abgelesen von seinem Antlitz

Foto: (c) wak

Das Wesen des Christentums ist Er. Das, was er ist; das, woraus er kommt und wohin er geht; das, was in ihm und um ihn her lebt – lebendig vernommen aus seinem Munde, abgelesen von seinem Antlitz.

Romano Guardini (1885 – 1968)

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Die Zeit ist das Warten Gottes

Simone Weil ~ Foto: Archiv

Gott wartet wie ein Bettler,
der reglos und schweigend
vor jemandem steht,
der ihm vielleicht ein Stück Brot geben wird.
Die Zeit ist dieses Warten.
Die Zeit ist das Warten Gottes,
der um unsere Liebe bettelt.

Simone Weil (1909 – 1943)

Jegliche Kreatur ist Gottes voll

Foto: © wak

Je mehr die Seele
über irdische Dinge erhaben ist,
um so kräftiger ist sie.
Wer weiter nichts
als die Kreaturen erkennen würde,
der brauchte an keine Predigt zu denken,
denn jegliche Kreatur ist Gottes voll
und ist ein Buch.

Meister Eckhart (1260 – 1328) in Predigt 10, in: Josef Quint, Deutsche Predigten und Traktate,  München 1991, S. 200

Verborgene Perle in der Muschel meines Herzens

Foto: © wak

Ich suchte und konnte Dich nicht finden;
ich rief vom Minarett laut nach Dir;
ich läutete beim Steigen und Sinken
der Sonne die Tempelglocke;
ich tauchte vergeblich in des Ganges heiligen Strom;
ich kam enttäuscht von der Kaaba zurück;
ich sah mich auf Erden nach Dir um;
ich suchte nach Dir im Himmel,
mein Geliebter, doch endlich habe ich Dich gefunden –
als verborgene Perle in der Muschel meines Herzens.

Hazrat Inayat Khan (1882 – 1927)

Unendlichkeit des Seins

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Der Weg zur Transzendenz ist der Weg der Liebe. Lieben heißt, sich selbst zu erweitern, sich der Unendlichkeit des Seins zu öffnen, die in uns und um uns herum ist; diese Unendlichkeit des Seins in der Liebe meinen wir, wenn wir von Gott sprechen. Unser ganzes Sein nimmt dann eine kreative Entwicklung, es erfährt eine Vertiefung der integralen Harmonie von Herz und Verstand.

Bede Griffiths (1906-1993)

Zentrum unserer inneren Welt und die Quelle alles Lebens in uns finden

 

Glücklicherweise entstehen von Zeit zu Zeit große Menschen. Führer der Menschheit, Erforscher des Geistes und der ewigen Gesetze des Universums, welche durch ihr edles Beispiel uns aus dem Schlafe rütteln und uns von unserer nutzlosen Geschäftigkeit und unserem blinden Begehren befreien. Sie inspirieren uns durch die sublime Schönheit ihrer Worte, ihrer Taten und ihres Lebens und öffnen unsere Augen für die Wirklichkeiten in uns und um uns.

Auf diese Weise werden wir wieder jener tiefen Mysterien, die selbst in dieser unserer physischen Welt sich manifestieren, gewahr, und unser körperliches Dasein wird vor unseren Augen zu einer Manifestation des Geistes, sobald wir nur das Zentrum unserer inneren Welt und die Quelle alles Lebens in uns gefunden haben.

Lama Anagarika Govinda – Schöpferische Meditation und Multidimensionales Bewusstsein, 178 f., Aurum-Verlag, Breisgau, 1977

Jetzt aktuell nachzulesen in: Magische Blätter. Monatsschrift für geistige Lebensgestaltung.CI. Jahrgang, Juni 2020, Heft 5, S. 162

Mehr hier: https://verlagmagischeblaetter.eu/

Tonglen – Einatmen, Ausatmen, Mitgefühl

 

Pyar schreibt zu Tonglen:

„Bevor du mit Tonglen beginnst verbinde dein Herz mit der Weite des Himmels. Aus diesem offenen Geist und Herzen heraus wendest du dich dem Leidhaften, Schmerzenden etc. in Dir oder den Menschen und Situationen um dich herum zu und nimmst in vollem Vertrauen auf die umwandelnde Kraft des Herzens mit dem Einatmen alles Dunkle, Schmerzhafte, Schwere und Leidvolle des Erlebens ins Herz. Mit dem Ausatmen gibst du alles Schöne, Liebevolle, Freundliche, Gute deines eigenen Erfahrens im Leben hinaus. Du lässt es in die Situation strahlen. Dabei ist es wichtig, immer zuerst mit dir selbst, mit deinen eigenen Gefühlen in genau dieser Situation zu beginnen. Von da aus kannst du dann das Mitgefühl auf alle Menschen und alle Situationen ausweiten.“

Mehr hier:

Tonglen

Die Schönheit des blauen Himmels genießen

 

Foto: © wak

Das Leben ist voller Leiden, aber auch voller Wunder: der blaue Himmel, der Sonnenschein, die Augen eines Babys. Leiden ist nicht alles. Wir müssen ebenso mit den Wundern des Lebens in Berührung sein. Sie sind in uns und um uns, überall, jederzeit. Wenn wir nicht glücklich, nicht friedvoll sind, können wir Frieden und Glück nicht mit anderen teilen, selbst mit denen nicht, die wir lieben, mit denen wirunter einem Dach leben. Wenn wir friedvoll, glücklich sind, können wir lächeln und blühen wie eine Blume, und jeder Mensch in unserer Familie, in unserer gesamten Gesellschaft, wird von unserem Frieden profitieren. Müssen wir uns besonders anstrengen um die Schönheit des blauen Himmels zu genießen? Müssen wir üben, um uns daran zu erfreuen? Nein, wir freuen uns einfach. Jede Sekunde, jede Minute unseres Lebens kann so sein.

Thich Nhat Hanh (*1926)