Mit allen Sternen ein Stern

Jacob Böhme / Bild: Archiv

Ein Verständnis von Böhmes Konzept der Materialität eines jeden Kosmos ist notwendig, um die Entsprechungen zwischen seiner Idee der Einheit und der Einheit, wie sie in der modernen wissenschaftlichen Theorie genannt wird, zu erkennen. Wenn er schreibt: „Die Sonne ist aus allen Sternen geboren oder gemacht, und ist das Licht aus der ganzen Natur genommen, und scheinet wieder in die ganze Natur dieser Welt, und ist mir den anderen Sternen verbunden, als wäre sie mit allen Sternen ein Stern.“  – so hat man den Eindruck, den Text eines modernen Physikers zu lesen

Zitat aus dem Beitrag Muss eine Kosmologie der Selbst-Schöpfung notwendigerweise tragisch sein? Von Basarab Nicolescu aus seinem Buch „Wissenschaft, Sinn und Evolution – die Kosmologie Jakob Böhmes.

Der vollständige Beitrag von Basarab Nicolescu kann hier gelesen werden:

XIII. MAGISCHE BLÄTTER | Frühjahr 2023

CIV. Jahrgang Frühjahr 2023 | ZU DEN FRÜH ERSCHIENENEN KÜNSTLERISCHEN ARBEITEN VON JOSEPH SCHNEIDERFRANKEN (März | Heft 38)

EINZELBUCH, 310 Seiten, 20,00 € (zuzüglich Versandkosten) ISBN-Nr. 978-3-948-5941-69

Herausgeber: Verlag Magische Blätter – Ronnenberg | Schriftleitung: Organisation zur Umwandlung des Kinos

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Die innere Stimme des Mystikers

OM aus Auroville

Die wahre verborgene Seele in uns, diese verhüllte psychische Entität, ist die Gottesflamme in uns, immer brennend, unauslöschlich selbst für jene geistige Unerwecktheit, die sich überhaupt noch keines spirituellen Selbstes, das unsere äußere Natur nur verdunkelt, bewußt ist. Sie ist eine Flamme aus Gott geboren, und als leuchtender Einwohner in der Unwissenheit flammt sie weiter in ihr, bis sie imstande ist, diese zum Wissen hinzuwenden. Sie ist der verborgene Zeuge und Aufseher, der heimliche Führer, das Daimonion des Sokrates, das innere Licht oder die innere Stimme des Mystikers.

Aurobindo: Der integrale Yoga. Hamburg 1957, Kapitel V.: Die psychische Transformation, S. 78

Jacob Böhme ist unser Zeitgenosse

Alles ist in Bewegung, in ständiger Schöpfung und Vernichtung, in einer immerwährenden Genese, in der nichts stabil und dauerhaft ist. Aber diese Bewegung ist nicht chaotisch oder anarchisch; sie ist strukturiert, organisiert durch eine Ordnung, die sicherlich komplex und subtil, aber dennoch wahrnehmbar ist. Wie Böhme uns immer wieder sagt, „auch Gott ist durch diese Bewegung gezeugt, er ist nicht in der Welt, sondern mit der Welt geboren“. Das Fehlen eines Wertesystems, das an die Komplexität der modernen Welt angepasst ist, könnte uns zur Selbstzerstörung unserer eigenen Art führen. Die Formulierung einer neuen Naturphilosophie scheint mir in diesem Zusammenhang von unmittelbarer Dringlichkeit zu sein. Jacob Boehme ist bei dieser Suche unter uns: Er ist unser Zeitgenosse.

Warum schreiben wir heute über Jacob Böhme? Vorwort von Basarab Nicolescu zu seinem Buch Wissenschaft, Sinn und Evolution – die Kosmologie Jacob Böhmes

Der ganze Beitrag von Basarab Nicolesu kann hier gelesen werden:

XII. MAGISCHE BLÄTTER BUCH | WINTER
CIII. Jahrgang Winter 2022 / 2023 | Spuren (November | Heft 34)

EINZELBUCH, 364 Seiten, 20,00 € (zuzüglich Versandkosten)
ISBN-Nr. 978-3-948-5941-5 2

Herausgeber: Verlag Magische Blätter – Ronnenberg | Schriftleitung: Organisation zur Umwandlung des Kinos

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Endlich ein Kleinod worden

Jacob Böhme-Lesebuch / 1925 – 2020

Vieler Meister Schriften habe ich durchsuchet, verhoffend die Perlen zu finden vom Grunde des Menschen; habe aber nicht können finden, darnach meine Seele lüsterte. Ich habe auch gar widerwärtige Meinungen gefunden: auch habe ich eines Teils gefunden, die mir das Suchen verbieten; ich weiß aber nicht, mit was Grunde und Verstande, als dass ein Blinder dem Sehenden die Augen nicht gönnet. Mit diesem allem ist meine Seele gar unruhig in mir worden, und hat sich geängstet als ein Weib zur Geburt, da doch nichts ist gefunden worden, bis ich den Worten Christi nachgefahren, der da spricht: Ihr müsset von Neuem geboren werden, wollt ihr das Reich Gottes sehen (Joh. 3,7). Welches mir erst mein Herz versperrete, und vermeinte, es möchte in dieser Welt nicht geschehen; sondern in meinem Abschied von dieser Welt. Da sich dann erst meine Seele ängstete zur Geburt, welche gerne die Perle geschmecket hätte, und sich in diesem Wege viel heftiger zur Geburt gegeben, bis ihr endlich ein Kleinod worden.

Jacob Böhme (1575 – 1624) in: Von den Dreyen Principien Göttliches Wesens 10, 1

In: Das Jacob Böhme Lesebuch. Aus Jakob Böhmes Schriften ausgewählt und eingeleitet von Paul Hankamer (1925). Neu herausgegeben, erweitert und mit einem Glossar versehen von Ronald Steckel (2022), Verlag Magische Blätter, Ronnenberg, S. 83/84

Mehr hier: https://verlagmagischeblaetter.eu/publikationsreihe/buecher

Bô Yin Râ: Weisheit

Bô Yin Râ (1876 – 1943)

In: Die Säule der Magischen Blätter. VIII. Jahrgang, Leipzig, September 1927, Heft 9, S. 330

Mehr hier: https://verlagmagischeblaetter.eu/archiv

Himmelfahrt: Ausbreitung des überwindenden Lichtreiches

Kupferstich: Archiv

Die Himmelfahrt Christi war auch eine Ausbreitung des überwindenden Lichtreiches. Die Auffahrt war eine Verwandlung des Fleisches und Blutes Jesu in den Geist, d.i. in das dünnste herrschene Lichts=principium, oder eine Verklärung der Menschheit, davon Jesus so oft geredet. Zu der Magdalena sagte Jesus, dem sie vorher Hände und Füße geküßt: Rühre mich nicht an, denn ich bin noch nicht aufgefahren zu meinem Vater. Die Auffahrt oder Verklärung geschah stufenweise, wie aus dem Anfang der Offenbarung Johannis zu schließen ist. Der höchste Grad ist uns unbekannt; liegt aber unter dem Worte: zur Rechten sitzen. Da sein Fleisch zu Geist geworden, hat dies principium alles durchdrungen und erfüllt. Es ist das Licht der Welt vorher gewesen, ist es aber alsdann völlig, als ein actus purissimus aller sieben Geister, geworden: daher Petrus sagt, wir seien durch die Auferstehung wieder geboren worden. Von diesem principio nehmen alle Gläubigen teil, sie empfangen Wasser und Geist im Verborgenen.

Friedrich Christoph Oetingers kurzer Auszug der Hauptlehren Jakob Böhms, § XI, S. 69
In: Jakob Böhmes Schriften. Ausgewählt und herausgegeben von Hans Kayser. Insel-Verlag, Leipzig, 1920

Friedrich Christoph Oetinger (1702 – 1782) hat sich als Theologiestudent im Evangelischen Stift Tübingen ab 1725 intensiv mit den Schriften Jakob Böhmes beschäftigt.

Über den Text von Angelus Silesius unter dem Porträt Böhmes mehr hier: https://mystikaktuell.wordpress.com/2021/11/29/gottes-herz-ist-jacob-bohmens-element/

Selbst Wirklichkeit sein

Fotographik (c) wak

Auf jeden Fall
wollen wir nicht vergessen,
dass Zen immer danach strebt,
uns die Wirklichkeit
unmittelbar erkennen zu lassen.
Das bedeutet,
die Wirklichkeit selbst zu sein,
so daß wir
mit Meister Eckhart sagen können:
„Christus wird jede Minute
in meiner Seele geboren“ oder
„Gottes Istheit ist meine Istheit“.
Wir wollen dies
in unserem Bewusstsein behalten,
wenn wir uns bemühen,
Zen zu verstehen…

Einführung von Daisetsu Teitaro Suzuki (1870 – 1966) zu dem Buch seines Freundes Shibayama Zenkei (1894-1974), A Flower Does not Talk. / Zen in Gleichnis und Bild, München 1974. Suzuki schrieb dies einen Tag vor seinem Tod.

Mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens

„Der Schwebende“ von Ernst Barlach in der Kölner Antoniterkirche / Foto: (c) wak

Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens,
dass ich Liebe bringe, wo man sich hasst,
dass ich Versöhnung bringe, wo man sich kränkt,
dass ich Einigkeit bringe, wo Zwietracht ist,
dass ich Wahrheit sage, wo Irrtum ist,
dass ich den Glauben bringe, wo Zweifel quält,
dass ich die Hoffnung bringe, wo Verzweiflung droht,
dass ich die Freude bringe, wo Traurigkeit ist,
dass ich das Licht bringe, wo Finsternis waltet.

Herr hilf mir, dass ich nicht danach verlange,
getröstet zu werden, sondern zu trösten.
Dass ich nicht danach verlange,
verstanden zu werden, sondern zu verstehen.

Dass ich nicht danach verlange,
geliebt zu werden, sondern zu lieben.
Denn: Wer gibt, der empfängt,
wer verzeiht, dem wird verziehen,
wer stirbt, der wird zum ewigen Leben geboren.

 

Verfasser unbekannt. Irrtümlich Franz von Assisi zugeschrieben. Mehr hier: http://www.franciscan-archive.org/franciscana/peace.html /

Die Gottesflamme in uns

Die wahre verborgene Seele in uns, diese verhüllte psychische Entität, ist die Gottesflamme in uns, immer brennend, unauslöschlich selbst für jene geistige Unerwecktheit, die sich überhaupt noch keines spirituellen Selbstes, das unsere äußere Natur nur verdunkelt, bewußt ist. Sie ist eine Flamme aus Gott geboren, und als leuchtender Einwohner in der Unwissenheit flammt sie weiter in ihr, bis sie imstande ist, diese zum Wissen hinzuwenden. Sie ist der verborgene Zeuge und Aufseher, der heimliche Führer, das Daimonion des Sokrates, das innere Licht oder die innere Stimme des Mystikers.

Aurobindo: Der integrale Yoga. Hamburg 1957, Kapitel V.: Die psychische Transformation, S. 78

Die Zeit in west-östlicher Religionsbegegnung

Foto: (c) wak

Wenn die Zeit der Erzfeind des Menschen und alles Bestehenden ist, dann fordert der Westen diesen Feind heraus. Er nimmt die Zeit tief in sich hinein, gebunden wird er selbst Zeit. Folglich begehrt er auf, entweder gewinnt er eine versöhnende religiöse Position, oder er wird ein Opfer metaphysischer Ungewißheiten. Sein Denkmodell macht ihn jedenfalls zum geborenen Rebellen.

Der östliche Mensch hütet sich gerade davor, die Zeit herauszufordern. Darum kann er ergeben, distanziert und konzentriert bleiben. Wie kann man das Sein lieben, an ihm und seiner Fülle zu partizipieren entschlossen sein, so argumentiert er, wenn man sich mit seiner unwesentlichsten Seite, seiner Zeitlichkeit am meisten herumschlägt?

Otto Wolff (1911 – 1986): Die fundamentale Wende in der west-östlichen Religionsbegegnung. In: Wilhelm Bitter (Hrsg), Abendländische Therapie und östliche Weisheit. Ein Tagungsbericht. S. 69 – 70